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# taz.de -- Vor dem Krisengipfel: Euro fürchtet Angriff der Spekulanten
> Nun auch Spanien und Zypern: Die Eurokrise erfasst immer mehr Länder. Vom
> Gipfeltreffen Ende der Woche ist jedoch kaum Besserung zu erwarten.
Bild: Esoterik der Märkte: Kurse an der Börse in Madrid.
BRÜSSEL taz | In der Eurokrise fallen die Staaten wie Dominosteine. Nach
Spanien dürfte diese Woche auch noch Zypern um Notkredite bitten. Dann
werden schon 5 der 17 Euroländer am Tropf des Eurorettungsschirms hängen.
Doch die Euro-Retter tun immer noch so, als hätten sie alles im Griff. Beim
EU-Gipfel Ende der Woche in Brüssel werden keine mutigen Beschlüsse
erwartet – jedenfalls keine, die die Spekulation gegen den Euro und seine
Mitgliedstaaten stoppen könnten.
Zwar schickt Europa diesmal seine besten – oder zumindest prominentesten –
Leute an die Front. Gleich vier EU-Präsidenten wurden beauftragt, sich den
Kopf über die Zukunft des Euros zu zerbrechen und einen „Masterplan“ zur
Lösung der Krise auszudenken. Gestern legten Kommissionschef José Manuel
Barroso, Ratspräsident Herman Van Rompuy, Eurogruppenchef Jean-Claude
Juncker und der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi,
letzte Hand an ihren Entwurf.
Doch was davon bisher in Brüssel durchsickerte, löst keine Begeisterung
aus. Man solle keinen „großen Wurf“ erwarten, dämpfte Kanzlerin Angela
Merkel die Erwartungen. Einiges, wie der von Frankreich geforderte
Wachstumspakt, wurde schon längst abgehakt. 130 Milliarden Euro soll das
Konjunkturpaket umfassen, doch das meiste Geld wird nur umgeschichtet.
## Berlin blockiert
Anderes, wie etwa eine neue Bankenunion, wird auf die lange Bank geschoben.
Zwar liegen die Grundzüge schon fest: Der Verbund zur Stabilisierung des
Bankensystems soll eine gemeinsame europäische Aufsicht, eine EU-weite
Einlagensicherung sowie gemeinsame Regeln für die Abwicklung von
Pleitebanken umfassen. Doch die für die Finanzbranche wichtigen Details
sollen erst im Herbst folgen.
Einige Vorschläge werden zudem von Berlin blockiert. So lehnt Merkel eine
gemeinsame Haftung für europäische Geldinstitute ab – der deutsche
Steuerzahler soll nicht für spanische Crash-Banken bluten. Sie spricht sich
auch gegen den Schuldentilgungsfonds aus, den die vier EU-Präsidenten
fordern wollen.
Keinerlei Chancen gibt Deutschland zudem den Vorschlägen, gemeinsame
Staatsanleihen aller Eurostaaten auszugeben. Dabei wären sie aus der Sicht
vieler Experten das beste Mittel, die Spekulation gegen einzelne Euroländer
zu beenden. Auch die Idee des italienischen Regierungschefs Mario Monti,
der Eurorettungsfonds solle auf dem Markt für Staatsanleihen intervenieren,
um die Kurse zu stabilisieren, findet keine Gnade. Monti solle sich auf die
Verträge besinnen und nicht ständig neue Vorschläge machen, kanzelte ihn
Finanzminister Schäuble ab.
## Neue Ideen gesucht
Dabei wären neue Ideen dringend nötig. Denn im Schlepptau der immer noch
ungelösten Griechenland-Krise müssen Spanien und Italien seit Wochen immer
höhere Zinsen für Kredite auf den Finanzmärkten zahlen. Lange halten sie
das nicht mehr durch. Der Finanzinvestor George Soros hat schon vor einem
„Fiasko“ gewarnt, falls der EU-Gipfel ohne greifbare Ergebnisse enden
sollte. Dann könnten sich die Spekulanten auf Italien werfen.
Soros weiß, wovon er spricht: 1992 hat er erfolgreich gegen das britische
Pfund spekuliert. Sollte es zur finalen Attacke auf den Euro kommen, hätten
die Europäer dem wenig entgegenzusetzen: Für eine Rettung der drittgrößten
Volkswirtschaft der Eurozone fehlt schlicht das Geld. Denn der
Rettungsschirm kommt schon mit Spanien und Zypern an seine Grenzen.
25 Jun 2012
## AUTOREN
Eric Bonse
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