# taz.de -- Kommentar Merkels Europapolitik: Dem Euro ein Grab schaufeln | |
> Die Währungsunion kollabieren zu lassen, wäre für Menschen in den | |
> Krisenländern eine Katastrophe. Trotzdem blockiert Merkel alle | |
> Vorschläge, die das noch verhindern könnten. | |
Bild: Dagegen! Bundesverfassungsgericht, übernehmen Sie! | |
Angela Merkel hat gute Chancen, als Totengräberin des Euro in die | |
Geschichte einzugehen, mit ihren Ministern Schäuble und Rösler als | |
Sargträger. Während ein Auseinanderbrechen der Währungsunion immer | |
wahrscheinlicher wird, blockiert die Bundesregierung alle Vorschläge, die | |
das noch verhindern könnten. | |
Dafür entdeckt sie sogar ihr Herz für Basisdemokratie. Schließlich kann | |
sich die darauf verlassen, dass es in einer Volksabstimmung keine Mehrheit | |
für die Übertragung zusätzlicher Kompetenzen an die EU geben wird. | |
Das mag man bedauerlich finden, leidet die EU doch tatsächlich unter | |
Demokratiedefiziten. Doch lassen sich diese nicht lösen, indem man den | |
Karren an die Wand fährt. Es gibt gute Gründe für die Ablehnung der | |
Währungsunion. Doch nun existiert sie, und es wäre gefährlich, sie eben mal | |
kollabieren zu lassen. Für die Menschen in den Krisenländern wäre es | |
schlicht eine Katastrophe, auch für die deutsche Wirtschaft dürften die | |
Folgen dramatisch sein. | |
Die Rettung des Euro und der beteiligten Volkswirtschaften kann ohne | |
Fiskal- und Wirtschaftsunion nicht funktionieren. Eine gemeinsame Währung | |
setzt einfach eine einheitliche Wirtschafts- und Sozialpolitik und | |
einheitliche Regeln für den Finanzsektor voraus. | |
In Grundzügen hat das auch die EU-Spitze erkannt und vor dem Krisengipfel | |
in Brüssel gefordert. Das wird mit den der Bundesregierung so verhassten | |
Finanztransfers einhergehen müssen, wie es sie in Deutschland durch den | |
Länderfinanzausgleich längst gibt. Diese Reformen müssen kommen, bevor der | |
Euro tot ist. Die demokratischen Reformen müssen im zweiten Schritt folgen. | |
Verantwortung der Zivilgesellschaft ist, Europas Regierungen aus dieser | |
Pflicht nicht zu entlassen. | |
28 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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