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# taz.de -- Piraten-Geschäftsführer Ponader: „Ich habe genug“
> Johannes Ponader ist Geschäftsführer der Piratenpartei. Als Reaktion auf
> das Politikum seines Hartz-IV-Bezugs inszeniert er den „Rücktritt vom
> Amt“.
Bild: Durchaus auch ein Schelm: Der Politische Geschäftsführer der Piraten, J…
BERLIN taz | Die Nachricht verbreitete sich schnell. Johannes Ponader,
Politischer Geschäftsführer der Piratenpartei, schrieb am
Mittwochnachmittag auf Twitter: „Ich habe genug. Warum ich mich mit
sofortiger Wirkung vom Amt zurückziehe.“ Dazu schickte er den [1][Link zu
einem Artikel], den er auf der Webseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
veröffentlicht hatte.
Sein politisches Amt sei mit dem Bezug von Arbeitslosenhilfe nicht
vereinbar, steht im Teaser. Den langen Text darunter dürften viele gar
nicht gelesen haben. Wieder hat ein Pirat aufgegeben, ist die Nachricht,
die sich verbreitet.
Die Fluktuation ist groß in der jungen erfolgsverwöhnten Partei, immer
wieder scheiden Piraten aus ihren Ämtern aus. Wegen Burnout oder internen
Streitigkeiten. Mitunter auch nach sehr kurzer Amtszeit. Nun also Ponader.
Manche Twitter-User reagieren hämisch, einer kommentiert traurig: „Ein
großer Verlust, auch für Nicht-#Piraten.“
In der öffentlichen Wahrnehmung wurde Ponader bislang vor allem mit zwei
Dingen verknüpft: seinem Schuhwerk und seiner Arbeit – beziehungsweise
Nicht-Arbeit. Exemplarisch für diese Zuschreibung steht sein erster großer
Fernsehauftritt im Parteiamt, eine Woche nach seiner Wahl Ende Mai.
## Sandalen und Hartz-IV
Am Abend, als die Piraten den Einzug in den Landtag von Schleswig-Holstein
feiern, ist bei „Günther Jauch“ vor allem eines Thema: Ponaders Sandalen.
Und die Frage, ob er wirklich von „Hartz IV“ lebt. Ponader mag den Begriff
nicht und kann es nicht ausstehen, als Empfänger von Sozialleistungen
reduziert zu werden.
Er ist Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens.
„Gesellschaftskünstler“ nennt er sich selbst, er arbeitet freiberuflich
unter anderem als Theaterpädagoge. Wenn das Geld nicht reichte, ging er zur
Arbeitsagentur, um mit Arbeitslosengeld II aufzustocken.
Ein paar Tage später bekommt Bernd Schlömer, Bundesvorsitzender der
Piraten, einen Anruf von Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der
Arbeitsagentur. Alt fragt, ob die Partei Ponader nicht bezahlen könne,
spricht von öffentlichem Druck. So erinnert sich zumindest Schlömer. Alt
bestreitet gegenüber Journalisten, dass es in dem Telefonat um Ponader
ging.
Der Spiegel bringt eine große Geschichte. Tenor: Die Arbeitsagentur macht
Ponader Ärger, weil er zwar „Hartz IV“ beziehe, aber eigentlich
hauptberuflich Politik mache. Ponader regt sich unheimlich auf. Darüber,
dass das Bild vermittelt wird, er würde nur ausnamsweise seinen
Lebensunterhalt selbst verdienen, dabei sei es in den vergangenen
zweieinhalb Jahren in zwei Dritteln der Zeit der Fall gewesen. Darüber,
dass suggeriert werde, er erschleiche sich Leistungen. Und dann schlägt der
Gesellschaftskünstler zurück. Mit dem langen Artikel, der scheinbar die
Nachricht vermittelt, Ponader gebe sein Amt als Politischer Geschäftsführer
auf.
Aber in Wahrheit, das steht ganz am Schluss, verlässt er nicht sein
politisches Amt, sondern das Arbeitsamt. Zuletzt habe er etwas mehr als
1.800 Euro im Monat verdient und „so wie es aussieht, werde ich in Kürze
genug Einkommen haben, um vom Jobcenter unabhängig zu sein.“ Bis dahin
würden ihn Freunde unterstützen.
5 Jul 2012
## LINKS
[1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ein-pirat-zieht-sich-zurueck-ich-gehe…
## AUTOREN
Sebastian Erb
## TAGS
Arbeitsamt
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