| # taz.de -- Piraten streiten ums Grundeinkommen: „Das ist doch wohl nicht eue… | |
| > Führende Parteivertreter der Piraten gehen auf Distanz zum | |
| > Grundeinkommen-Modell der „Sozialpiraten“. Die Autoren weisen die Kritik | |
| > zurück. | |
| Bild: 1.000 Euro Grundeinkommen sollen es nach Ansicht dieser Befürworterin se… | |
| BERLIN taz | Das Modell für ein bedingungsloses Grundeinkommen, das die | |
| [1][Sozialpiraten], eine Arbeitsgruppe innerhalb der Piratenpartei, | |
| erabeitet haben, sorgt innerhalb wie außerhalb der Partei für eine | |
| intensive Debatte. | |
| Sowohl auf Webseiten der Piraten wie auch in den Kommentaren auf taz.de | |
| finden sich viele Anmerkungen, die das Modell für unsozial halten. Auch | |
| prominente Parteimitgleider gehen auf Distanz: „Das ist doch wohl nicht | |
| euer Ernst“, twitterte etwa Gerwald Claus-Brunner, der für die Piraten im | |
| Berliner Abgeordenetenhaus sitzt. | |
| Der stellvertretende Parteivorsitzende Bernd Schlömer bezeichnete das | |
| Modell der Sozialpiraten auf taz-Anfrage als „nicht ausreichend“, aber | |
| immerhin als „Schritt in die richtige Richtung“. Alexander Spies, | |
| sozialpolitischer Sprecher der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus, | |
| kritisiert das Konzept: „Es erfüllt nicht die Parteitagsbeschlüsse“. Das | |
| wüssten auch die Autoren, so Spies. „Es braucht mindestens 1.000 Euro | |
| Grundeinkommen, das diskutierte Modell erreicht das klarerweise nicht.“ | |
| Auch die pauschale Berechnung von Wohnkostenzuschüssen nach Region sieht er | |
| kritisch, da sich schon auf kleinem Raum Wohnverhältnisse deutlich | |
| unterscheiden können, beispielsweise in Berlin. | |
| ## Schlichtweg falsch | |
| Johannes Ponader, Mitglied der „Sozialpiraten“ und Mitautor des Modells, | |
| verteidigt den Vorschlag hingegen. „Die Aussage, das Modell bewege sich | |
| deutlich unter dem Niveau anderer Modelle oder liege sogar unter dem Niveau | |
| des heutigen Hartz-IV-Systems, ist schlichtweg falsch“, erklärte er. | |
| Den Vorwurf, dass das Piraten-Modell teils weniger Geld als Hartz IV | |
| bedeute, hatte unter anderem Ronald Blaschke vom [2][Netzwerk | |
| Grundeinkommen] gegenüber der taz geäußert. Ponader entgegnet darauf, das | |
| vorgeschlagene Grundeinkommen von 440 Euro solle 12,5 mal jährlich | |
| ausgezahlt werden, so dass sich ein rechnerischer Monatsbetrag von 457 Euro | |
| ergebe. | |
| ## Nachträgliche Ergänzung | |
| Zudem sollte bei Menschen ohne weiteres Einkommen die Miete in ortsüblicher | |
| Höhe vollständig übernommen werden. Damit würde der heutige Hartz-IV-Satz | |
| von 374 Euro plus Kosten der Unterkunft in jedem Fall übertroffen. | |
| Allerdings fand sich die Aussage, dass die Mietkosten bei fehlendem | |
| Einkommen komplett erstattet werden, in der ursprünglichen Fassung des | |
| Konzepts nicht. Dort war zunächst nur von einem „Zuschuss zu den | |
| Wohnkosten“ die Rede, der „bei Nachweis einer entsprechenden Bedürftigkeit… | |
| gezahlt werden soll. | |
| Dass dieser Zuschuss „bis zu 100 Prozent“ betragen soll, war nach Angaben | |
| der Autoren zwar schon immer vorgesehen, wurde aber im online stehenden | |
| Dokument erst nach Erscheinen des Artikels und der daraufhin geäußerten | |
| Kritik ergänzt. | |
| Ronald Blaschke hält darum an seiner Kritik fest. „Es ist unseriös, wenn in | |
| einer 'Klarstellung' das Konzept nachträglich umgearbeitet wird, um so | |
| behaupten zu können, die Kritiker hätten unrecht“, sagte er. Weil die | |
| nachträglichen Ergänzungen erst auf seine Bitte hin als solche | |
| gekennzeichnet worden seien, wirft er den Sozialpiraten zudem | |
| „Intransparenz und Schummelei“ vor. Das wiederum weist Konzept-Autor | |
| Ponader zurück. Die Ergänzungen seien lediglich „Klarstellungen, um in | |
| Zukunft Missverständnisse zu vermeiden.“ | |
| 28 Mar 2012 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://sozialpiraten.piratenpartei.de/ | |
| [2] http://www.grundeinkommen.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| M. Kreutzfeldt | |
| B. Seel | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Piraten-Geschäftsführer Ponader: „Ich habe genug“ | |
| Johannes Ponader ist Geschäftsführer der Piratenpartei. Als Reaktion auf | |
| das Politikum seines Hartz-IV-Bezugs inszeniert er den „Rücktritt vom Amt“. | |
| Porträt des neuen Piraten-Geschäftsführers: Der Weiterflüsterer | |
| Johannes Ponader, der neue politische Geschäftsführer der Piraten, ist so | |
| authentisch, dass es manchmal anstrengend werden kann. Sein Mantra ist das | |
| Bekenntnis zur Basis. | |
| Prominente als Werbehelfer: Pirat macht als Rennfahrer Reklame | |
| Unfreiwillig muss der Berliner Piraten-Abgeordnete Gerwald Claus-Brunner | |
| als Werbefigur für einen Autovermieter herhalten. Was ihn aber am meisten | |
| stört, ist ein fehlender Davidstern. | |
| Streit der Woche: „Die humanistischen Liberalen“ | |
| Pirat Mark Neis hält seine Partei für die bessere FDP. Schriftstellerin | |
| Juli Zeh widerspricht. Man könne die Piraten schwer ins | |
| Rechts-links-liberal-Schema einordnen. | |
| Pro & Contra Piratenpartei: Eine politische Eintagsfliege? | |
| Die Piratenpartei sitzt in zwei Landtagen und könnte es auch im Bund | |
| schaffen. Ihre Kritiker nennen sie weiter "Ein-Themen-Partei". Beginnt bald | |
| der Niedergang? Ein Pro und Contra. | |
| Profil Piratenpartei: Die liberale Versuchung | |
| Basisdemokratisch, liberal, pragmatisch. Mit ihrem Erfolg im Saarland | |
| rütteln die Piraten am Selbstverständnis etablierter Parteien. | |
| Piraten und das Grundeinkommen: Unterm Strich weniger als Hartz IV | |
| 440 Euro* soll der Staat allen Bürgern als Bedingungsloses Grundeinkommen | |
| zahlen. Das fordert eine Arbeitsgruppe der Piraten. | |
| Landesparteitag der Berliner Piraten: "Vorstand sein ist Drecksarbeit" | |
| Am Samstag wird der Landeschef gewählt, Katja Dathe kandidiert. Sie will | |
| sich im Fall ihres Sieges um die Organisation kümmern und sich politische | |
| Aussagen sparen. |