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# taz.de -- Bradley Wiggins führt die Tour de France an: Rupert Murdochs Fünf…
> Ein Brite müsse mal die Frankreichrundfahrt gewinnen, beschloss
> Medienkonzernchef Rupert Murdoch 2009. Nun könnte es mit Bradley Wiggins
> früher als erwartet soweit sein.
Bild: Ein entspannter Träger des Gelben Trikots: Bradley Wiggins.
BOURG-EN-BRESSE taz | 2009 kündigte der britische Medienkonzern BSkyB
vollmundig an, einen Radrennstall aufzubauen, der binnen fünf Jahren sowohl
einen Olympiasieger als auch einen Tour-de-France-Sieger stellt.
Die Tour wird in Großbritannien von dem Pay-TV-Sender übertragen, der
Rupert Murdoch gehört. Das Geld, das im Bezahlfernsehen generiert wird, hat
nicht nur die Premier League zur reichsten Fußballliga der Welt befördert.
Sondern es macht auch möglich, dass die britischen Zielstellungen im
Radsport schon vor der Zeit erfüllt werden könnten.
Mark Cavendish, weltbester Sprinter, hat extra ein paar Kilo abgelegt, um
auf der welligen Olympia-Strecke in London nicht abgehängt zu werden. Und
Bradley Wiggins dominiert mit seinem Kumpel Chris Froome die diesjährige
Tour. Die Plätze eins und drei nehmen die beiden momentan ein.
Am Montag beim langen Einzelzeitfahren von Arc-et-Senans nach Besançon
baute Etappensieger Wiggins seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf
seinen einzigen verblieben ernsthaften Konkurrenten Cadel Evans auf nahezu
zwei Minuten aus. Die Tour scheint entschieden, bevor es überhaupt ins
Hochgebirge geht.
## Ein ambitionierter Plan: saubere Topathleten
„Wiggins bewegt sich hier in Frankreich auf dem selben Niveau wie Contador
vor einem Jahr“, wunderte sich Spanien-Rundfahrtsieger Juan José Cobo.
Wiggins will da gar nicht widersprechen: „Wir sind in einer starken
Position.“ Gerade weil er so stark ist, lohnt ein Blick ins Kleingedruckte
des Fünfjahresplans. Nicht nur von Tour- und Olympiasieg war am 29. Februar
2009 die Rede, sondern auch von „Sportlern, die zu 100 Prozent clean sind“.
2009, drei Jahre nach dem Fuentes-Skandal und der Entlarvung des gedopten
Toursiegers Floyd Landis, zwei Jahre nach dem Rausschmiss des im Gelben
Trikot fahrenden Dänen Michael Rasmussen, ein Jahr nach dem Auffliegen der
Trikotträger Stefan Schumacher und Bernhard Kohl war solch ein Bekenntnis
angesagt.
British Cycling gab deshalb auch ein paar schöne Broschüren dazu heraus.
Das war wichtig, denn auf der Bahn waren die Briten schon zu diesem
Zeitpunkt eine Macht. Seit dem Jahr 2000 hat Wiggins sich mehrere
Medaillensätze bei Olympia und Weltmeisterschaften gesichert. Auch
Cavendish startete seine Karriere auf der Bahn mit WM-Titeln 2005 im
Madison und krönte sie im Vorjahr mit dem Titel im Straßenrennen.
Damals lag Britanniens Gloria noch vor allem auf der Bahn. Fragen nach dem
Erfolg wurden mit dem Hinweis auf die Philosophie der „marginal gains“,
also der „kleinen Fortschritte“ abgewiesen. Dahinter steckt pedantische
Tüftelei an Ernährung, Training und Material – bis hin zu minimal
leichteren Schrauben fürs Rad. Was British Cycling an echten
Antidopingmaßnahmen entwickelte, blieb trotz mehrerer Nachfragen
unbeantwortet.
## „30 Jahre gedopte Fahrer“
Das bringt mittlerweile selbst eingefleischte Radsportanhänger ins Grübeln.
Ein offener Brief eines Fans im Forum des Branchendienstes [1][cyclingnews]
findet derzeit große Beachtung. „Wir waren fast 30 Jahre lang gedopten
Fahrer, positiven Tests und aberkannten Siegen ausgesetzt“, klagte der
anonyme Schreiber.
„Während wir dies sahen, habt ihr nichts gemacht. Ihr habt nichts gesagt,
habt euch nicht gegen Leute gewehrt, von denen ihr wusstet, dass sie
dopten. Ihr habt nichts gesagt, wenn Fahrer, die über Doping sprachen, von
anderen gemobbt wurden. Ihr habt euch nur über Tests im Morgengrauen
aufgeregt“, ging er die Radprofis an.
Und zieht dann die Schlussfolgerung: „Wir haben es satt, euch Jungs
andauernd sagen zu hören ’Wir sind sauber‘ und dann wieder einen positiven
Test zu haben. Wir haben es satt, zu sehen, wie ihr uns als Fans betrügt
und die Sache nicht in die eigene Hand nehmt und euch gegen Doping wehrt
und all die, die dopen.“
Tatsächlich klingen Fünfjahrespläne auf dem Papier meist recht vernünftig.
Doch der Realität hielten sie – zumindest im Sozialismus – selten stand.
11 Jul 2012
## LINKS
[1] http://www.cyclingnews.com/
## AUTOREN
Tom Mustroph
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