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# taz.de -- Tour-Edelhelfer Chris Froome: Der verhinderte Trophäensammler
> Sky-Profi Chris Froome hätte schon diesmal die Tour de France gewinnen
> können, stellte sich aber in den Dienst des siegreichen Bradley Wiggins.
> Nun ist er für 2013 Favorit.
Bild: Hätte seinem Kapitän Wiggins (hinten) auch davonfahren können: Chris F…
PARIS taz | Mit Trophäen kennt sich Chris Froome aus. Als Kind war er in
Kenia, wo er geboren wurde, oft mit dabei auf den Safaris, die sein Vater
für Großwildjäger organisierte. In gewisser Weise setzte er nun die
Familientradition fort und verhalf dem etwas hochnäsig wirkenden Londoner
Bradley Wiggins zu der Ehre, erster britischer Gewinner der Tour de France
zu sein.
In dessen Landhaus in Lancashire wird nun das Gelbe Trikot einen Ehrenplatz
erhalten – so wie mancher Elefantenstoßzahn an den Wänden der Klientel von
Froome Senior. Der „weiße Kenianer“ dagegen muss sich mit dem Respekt der
Fachwelt begnügen.
So wie Vater Froome ein besserer Schütze war als das Gros seiner reichen
Kundschaft, so machte auch der Filius den Eindruck, in der
Schlüsselkompetenz eines Rundfahrtsiegers, dem Bergauffahren, besser zu
sein als der nominelle Chef. Froome, da waren sich alle Beobachter einig,
hätte Wiggins leicht davonfahren können. Er tat es nicht – und das hat
seine Gründe im Mannschaftssport Radsport.
„Team Sky ist wie eine Maschine. Jeder Fahrer ist ein kleines Teil. Während
ich in früheren Jahren das finale Glied war, das ganz stark im Rampenlicht
stand, so bin ich nun einen anderen Platz in der Kette gerückt“, erklärt
der Weltmeister und Exsprintkönig der Tour, Mark Cavendish.
## Rolle des Edelhelfers
Weil das Gelbe Trikot einen höheren Wert hat als das Grüne für den besten
Sprinter, wurde die Maschine Sky umgebaut für Wiggins. Und Froome hatte
darin die Rolle des Edelhelfers des Kapitäns übernommen. „Das war mir
vorher klar“, sagt der, während nicht einmal eine Spur des Bedauerns über
sein Gesicht huscht. Vielleicht werde er sich in fünf oder sechs Jahren
ärgern, dass er anno 2012 seine Chance auf einen Toursieg aus der Hand
gegeben habe.
„Aber das ist dann auch eine Sache für die Zeit in fünf oder sechs Jahren�…
meint er. Für 2013 geht der 27-Jährige aber davon aus, dass der fünf Jahre
ältere Wiggins dann für ihn fahren wird. Denn die nächste Tour dürfte
weniger Zeitfahrkilometer und mehr Anstiege haben: das richtige Terrain für
den Kilimandscharo-Bezwinger.
In der Form, in der Froome in den letzten drei Wochen gefahren ist, scheint
er die Tour auf Jahre hinaus dominieren zu können. Angesichts der
Diskussion über die echte oder vermeintliche Rivalität bei Sky und die
relativen Leistungsunterschiede zwischen Wiggins und Froome geriet der
fulminante Aufstieg des Letzteren in den Hintergrund.
## Exotenland Kenia
Den kannte man im Radsport lange nur, weil er aus dem für dieses Milieu als
Exotenland betrachteten Kenia kam, dann für Südafrika fuhr und in einer
Zwischenphase des Nationalitätenwechsels sogar mal Dokumente von der UCI
ausgestellt bekommen hatte. Inzwischen verkörpert er par excellence den
weltumspannenden Charakter des britischen Empires.
Seinen sportlichen Höhenflug erklärt er damit, erst vor knapp zwei Jahren
erkannt zu haben, dass eine Wurmkrankheit, die er sich in Afrika zugezogen
hat, seinen Körper schwächt. „Seit 2010 nehme ich Medikamente gegen
Bilharziose. Und sie helfen auch“, sagt er. Nach Krebsüberlebenden und
Pollenallergikern gibt es nun also wieder einen Kranken auf dem Podium der
wohl härtesten Sportveranstaltung der Welt.
23 Jul 2012
## AUTOREN
Tom Mustroph
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