# taz.de -- Campact-Aktivist über Meldegesetz-Petition: „Fast wie Fukushima�… | |
> Felix Kolb vom Kampagnennetzwerk Campact über den Erfolg der | |
> Unterschriftensammlung für eine Online-Petition gegen das geplante | |
> Meldegesetz. | |
Bild: Wird gezeichnet wie Hölle: Die Meldegesetz-Petition. | |
taz: Herr Kolb, Tausende haben Ihre Onlinepetition gegen das geplante | |
Meldegesetz unterzeichnet. Sind Sie von dem Erfolg überrascht? | |
Felix Kolb: Ehrlich gesagt, wirklich überrascht bin ich nicht. Der | |
Gesetzentwurf ist ja ein doppelter Aufreger. Erstens die Tatsache, dass die | |
Meldeämter Daten an die Werbewirtschaft weitergeben dürfen. Zweitens die | |
Art und Weise, wie der Entwurf im Bundestag während des EM-Spiels | |
Deutschland gegen Italien verabschiedet worden ist. Natürlich kommt da der | |
Verdacht auf, dass das niemandem auffallen sollte. Vor 15 oder 20 Jahren | |
wäre es vermutlich auch so gewesen. Aber in Zeiten des Internets haben wir | |
eine größere Öffentlichkeit. Da funktioniert das nicht mehr so einfach. | |
Wie viele Menschen hoffen Sie zu erreichen? | |
Wir werden auf 150.000 kommen, vielleicht auch 160.000 oder 170.000. | |
Aktuell sind es 125.000 Unterschriften. Die Geschwindigkeit, mit der der | |
Appell wächst, ist außerordentlich – fast wie unsere Fukushima-Kampagne zum | |
Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie. Damals waren es 300.000. | |
Wie haben die Menschen von der Kampagne erfahren? | |
Wir haben ein AktivistInnen-Netz von knapp 660.000 Menschen, die sich | |
engagieren. An die versenden wir regelmäßig E-Mail-Newsletter. Natürlich | |
haben wir auch über Twitter und andere soziale Netzwerke mobilisiert. | |
In den Medien und seitens der Opposition hagelt es Kritik. Warum ist eine | |
Online-Kampagne zusätzlich nötig? | |
Große Empörung führt nicht automatisch zu den gewünschten Änderungen. | |
Unsere Aktion ist auch eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass doch noch | |
eine Mogelpackung verabschiedet wird. Die Werbewirtschaft wird ja jetzt | |
auch versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Deshalb ist es wichtig, | |
möglichst viele Menschen zu mobilisieren. | |
Wie könnte eine solche „Mogelpackung“ aussehen? | |
Zum Beispiel könnte am Ende ein Kompromiss stehen, bei dem Widersprüche | |
zwar wirksam sind, die Bürger aber immer noch aktiv widersprechen müssen. | |
Wir wollen dagegen, dass Daten nicht weitergegeben werden, außer wenn eine | |
explizite Zustimmung vorliegt. Die Grundlogik ist also eine andere: Es ist | |
ein Unterschied, ob man in einem Feld ein Häkchen macht, damit die Daten | |
weitergegeben werden können, oder ob man extra ankreuzen muss, dass sie | |
nicht weitergegeben werden. | |
11 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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