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# taz.de -- Prozess zur Ölsuche in Ecuador: Entschädigung für Indigene
> Der Staat muss 1,1 Millionen Euro Entschädigung an die indigene
> Bevölkerung zahlen. Außerdem soll sie künftig in Planungen einbezogen
> werden.
Bild: Teures Urteil: Ecuadors Präsident Correa prüft, ob er sich das Geld bei…
PORTO ALEGRE taz | „Die Trommeln schallen durch den Urwald“: Unter diesem
Motto wollen die 1.300 BewohnerInnen der ecuadorianischen Amazonasgemeinde
Sarayaku feiern. Vor dem Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof in
Costa Rica war letzte Woche ein neun Jahre währender Musterprozess über die
Rechte indigener Völker mit einem bemerkenswerten Urteil zu Ende gegangen.
Demnach muss der ecuadorianische Staat die Indigenen mit 1,1 Millionen Euro
für die Nachteile entschädigen, die ihnen durch eine Erdölkonzession auf
ihrem Land entstanden sind.
Die Regierung in Quito akzeptierte das Urteil. Man werde allerdings prüfen,
inwieweit hohe Mitarbeiter des 2003 regierenden Präsidenten Lñcio Gutiérrez
haftbar gemacht werden könnten, erklärte Alexis Mera, juristischer Sekretär
von Staatschef Rafael Correa.
2002 und 2003 waren Ölarbeiter der argentinischen Firma CGC in Begleitung
von Soldaten auf das 1.300 Quadratkilometer große Territorium Sarayakus
vorgedrungen, hatten große Waldflächen zerstört und Hunderte Kilo
Sprengstoff für seismografische Messungen im Boden vergraben.
## Sprengstoff soll wieder ausgegraben werden
Bereits 1996 hatte der Multi die Förderkonzession für den Block 23
erhalten, der in das Gemeindegebiet hineinreicht. Nach heftigem Widerstand
der Urwaldbewohner zog sich CGC zurück und verklagte Ecuador vor dem
Weltbank-Schiedsgericht Icsid.
Der verbliebene Sprengstoff müsse der Staat in Absprache mit Sarayaku
beseitigen, verfügten die Richter nun einstimmig, außerdem müssten die
Indigenen bei zukünftigen Förderplänen „vorher angemessen und effektiv
konsultiert“ werden. Staatsbedienstete sollen an Fortbildungskursen über
die Rechte indigener Völker teilnehmen.
Man werde das 180-seitige Urteil genau analysieren, kündigte
Gemeindesprecher José Gualinga an. Im April hatte Präsident Correa erklärt,
die „vorherige Konsultation“ sei nicht gleichbedeutend mit einem Vetorecht
bei Großprojekten.
Ressourcenkonflikte auf indigenen Territorien stehen in Lateinamerika auf
der Tagesordnung. Fernanda Doz Costa von Amnesty International sagte
voraus, das Urteil werde in der ganzen Region weitreichende Auswirkungen
haben. Bereits 2007 hatte das Interamerikanische Menschenrechtsgericht in
einem ähnlichen Grundsatzurteil die Rechte der afroamerikanischen
Saramaka-Bevölkerung im Karibikstaat Surinam gestärkt.
29 Jul 2012
## AUTOREN
Gerhard Dilger
## TAGS
Ecuador
Ecuador
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