# taz.de -- Rumänischer Präsident bleibt: Referendum gescheitert | |
> Der Machtkampf in Rumänien kann weitergehen: Nach Hochrechnungen hat der | |
> bürgerliche Präsident Basescu das Referendum zur Amtsenthebung | |
> überstanden. | |
Bild: Hat Feuer: Traian Basescu hat ein Referendum gegen sich überstanden. | |
BERLIN taz | Die Volksbefragung über die Absetzung des rumänischen | |
Staatschefs Traian Basescu ist an einer zu geringen Beteiligung | |
gescheitert. Am Sonntag waren 18.308.612 Wähler aufgerufen, sich für oder | |
gegen Basescu zu entscheiden. Dem Aufruf der sozialliberalen | |
Regierungskoalition unter Premier Victor Ponta folgten nur 46,13 Prozent | |
der Wahlberechtigte. Davon stimmten 87,55 Prozent gegen Basescu und 11,12 | |
Prozent für ihn. | |
In ersten Stellungnahmenerklärten alle Beteiligten das Referendum als Sieg | |
der Demokratie. Basescu erklärte sich zum Gewinner und bezeichnete den | |
Ausgang des Referendums als Votum gegen einen von seinen Gegnern | |
angezettelten Staatsstreich. Trotz der zahlreichen Negativstimmen ließ sich | |
Basescu von seinen Anhängern aus der liberaldemokratischen Partei (PDL) wie | |
ein Held feiern. Pathetisch erklärte er, er werde sich bis zum Ablauf | |
seines Mandats 2014 der Aussöhnung in der gespaltenen rumänischen | |
Gesellschaft widmen. Als Hauptschuldigen an der Spaltung bezeichnete er die | |
„giftigen Fernsehsender“ des Medienmoguls Dan Voiculescu. | |
Dieser ist ein ehemaliger inoffizieller Securitatemitarbeiter und Gründer | |
der Konservativen Partei, die dem sozialliberalen Regierungsbündnis (USL) | |
angehört. Gleichzeitig kündigte Basescu an, eines seiner alten umstrittenen | |
Projekte durchzupeitschen: die Zusammenlegung der beiden Parlamentskammern | |
und die Begrenzung der Anzahl der Abgeordneten auf 300. | |
Gegen die Darstellung des Amtsenthebungsverfahrens als Putschversuch der | |
Regierungskoalition und des Parlaments hatten in den vergangenen Wochen | |
nicht nur der frühere christdemokratische Präsident Emil Constantinescu, | |
sondern auch zahlreiche kritische Intellektuelle protestiert. In einem | |
offenen Brief an EU-Kommissionspräsident Barroso und weitere EU-Amtsträger | |
erklärten die Intellektuellen, dass das Verfahren gegen Basescu keineswegs | |
als eine vorsätzliche Unterwanderung des Rechtsstaats und der Justiz durch | |
Parlament und Regierung angesehen werden dürfe, sondern als ein legitimer | |
Akt. | |
Der durch eine Plagiatsaffäre diskreditierte sozialdemokratische | |
Regierungschef Ponta bezeichnete den Ausgang des Referendums als | |
triumphalen Sieg über seinen Widersacher. Rein arithmetisch gesehen hat er | |
recht. Das gesetzlich vorgeschriebene, aber verpasste Quorum von 50 Prozent | |
plus einer Wahlstimme sei jedoch, so die Gegner Basescus, ein Ergebnis der | |
Einmischung des ungarischen Premiers Viktor Orban in den rumänischen | |
Wahlkampf. | |
Dieser hatte die Wahlberechtigten der etwa zwei Millionen zählenden | |
ungarischen Minderheit in Rumänien aufgerufen, dem Referendum | |
fernzubleiben. Dadurch leistete er Basescu Schützenhilfe. | |
Angesichts der gegen die Minderheit gerichteten pauschalen Angriffe warnte | |
der Demokratische Verband der Ungarn aus Rumänien (UDMR) die Politiker in | |
Bukarest vor weiteren nationalistischen Entgleisungen, die nicht zur | |
Entspannung zwischen Mehrheitsbevölkerung und Rumänienungarn beitrügen. Der | |
pragmatisch agierende Ungarnverband Rumäniens hat keine besonders guten | |
Beziehungen zur rechtspopulistischen Budapester Orban-Regierung. Auch aus | |
diesem Grund hielt sich der Verband zurück, das Wahlverhalten seiner | |
Anhänger mit Empfehlungen zu beeinflussen. | |
30 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
William Totok | |
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