# taz.de -- Kommentar Ägyptens neue Regierung: Die Investoren können kommen | |
> Drei Muslimbrüder, eine Koptin, keine Salafisten – die neue Regierung | |
> wird der politischen Realität Ägyptens gerecht. Und ins Ausland | |
> signalisiert sie Stabilität. | |
Bild: Er würde 2013 auch Mubarak-Getreue wählen können – wenn er alt genug… | |
Die Bildung der ersten ägyptischen Regierung unter Präsident Mohammed | |
Mursi, einem Muslimbruder, und dem wenig bekannten Technokraten Hisham | |
Kandil ist ein Schritt in die richtige Richtung. | |
Die Übernahme der Minister für Äußeres und Finanzen aus dem vorherigen, vom | |
Militärrat eingesetzten Kabinett signalisiert dem Ausland und potenziellen | |
Investoren Stabilität und Kontinuität. Nach innen gerichtet lautet die | |
Botschaft: Es gibt keinen islamistischen Durchmarsch. | |
Auf der Kabinettsliste – drei Posten waren zunächst noch nicht vergeben – | |
stehen drei Muslimbrüder, kein Salafist und eine Koptin. Dies ist auch eine | |
Einsicht in die politische Realität des Landes. Denn bei der ersten Runde | |
der Präsidentschaftswahlen erlitten die Islamisten im Vergleich zu den | |
Parlamentswahlen eine herbe Niederlage. | |
Allerdings muss sich erst noch zeigen, wo die politischen Sympathien der | |
künftigen Minister liegen, auch wenn sie nicht Mitglieder der Muslimbrüder | |
oder der salafistischen Nur-Partei sind. Und der Umstand, dass im neuen | |
Kabinett nur zwei Ministerinnen, darunter die Koptin, sitzen, ist kein | |
Fortschritt gegenüber den Zeiten des im Februar 2011 gestürzten Präsidenten | |
Husni Mubarak, was die Repräsentanz der christlichen Minderheit und der | |
Frauen angeht. | |
Doch die Tatsache, dass islamistische Parteimitglieder in der Regierung | |
keine Mehrheit stellen, kann ein Hinweis darauf sein, dass das Team | |
Mursi/Kandil andere politische Kräfte einbinden will. Das ist auch ihre | |
einzige Chance, dem Militärrat politisch Paroli zu bieten, ohne dabei auf | |
einen offenen Konfrontationskurs zu setzen. | |
Denn der Militärrat hat nach der Auflösung des Parlaments die Gesetzgebung | |
an sich gezogen. Bis zur noch nicht festgesetzten Neuwahl des Parlaments | |
liegt das letzte Wort also weiterhin bei den Generälen. | |
2 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Beate Seel | |
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