# taz.de -- Nach Rücktritt des Syrien-Beauftragten: Krokodilstränen um Annan | |
> Überall Worte des Bedauerns über den Rücktritt des Syrien-Vermittlers | |
> Kofi Annan. Derweil bahnt sich ein Streit um die Fortsetzung der | |
> UNO-Mission an. | |
Bild: Es hat sich ausverhandelt: Annan bei Assad. | |
GENF taz | Auf den angekündigten Rücktritt Kofi Annans reagierten die | |
Regierungen von Russland, China und den USA fast wortgleich: Sie bekundeten | |
ihr „tiefes Bedauern“ darüber, dass der Syrien-Beauftragte der UNO und der | |
Arabischen Liga seinen Job am 31. August beenden will. Zugleich lobten die | |
drei Vetomächte im UN-Sicherheitsrat die Bemühungen Annans um einen | |
Waffenstillstand und eine politische Lösung in Syrien als „entschlossen, | |
unermüdlich und mutig“ – dabei war er auch an ihrer Haltung in dem Konflikt | |
gescheitert. | |
Auf einer Pressekonferenz am Donnerstagabend in Genf machte Annan deutlich, | |
dass seine Bemühungen „vom Sicherheitsrat nicht ausreichend unterstützt | |
wurden“. Was der 74-jährige Diplomat damit meinte, aber nicht direkt sagte, | |
war das dreifache Veto Moskaus und Pekings gegen eine Syrien-Resolution mit | |
Sanktionsandrohungen gegen das Regime in Damaskus und die Unterstützung der | |
USA für die bewaffneten Oppositionskräfte in Syrien. Der Sonderbeauftragte | |
sei auch frustriert gewesen, hieß es in seinem Umfeld, dass die Regierung | |
Obama seinen Vorschlag für eine Regionalkonferenz zu Syrien blockiert habe, | |
an der Saudi-Arabien, die Türkei und der Iran teilnehmen sollten. | |
„Zu einem Zeitpunkt, zu dem das syrische Volk verzweifelt nach einem | |
Eingreifen verlangt, wird im Sicherheitsrat weiter mit dem Finger | |
aufeinander gezeigt und einander beschimpft“, kritisierte der ehemalige | |
UN-Generalsekretär. Die „zunehmende Militarisierung auf syrischem Boden und | |
der Mangel an Einigkeit im Sicherheitsrat“ hätten die Umstände für eine | |
effektive Ausübung“ seiner Aufgabe „fundamental verändert“. | |
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon beabsichtigt dennoch, „so bald wie möglich�… | |
einen Nachfolger Annans zu benennen. | |
## Streit um Fortsetzung der Mission | |
Unterdessen bahnt sich ein Streit über die Fortsetzung der | |
UN-Beobachtermission in Syrien (Unmis) an. Ihr Mandat läuft am 19. August | |
aus. Es kann vom Sicherheitsrat nur verlängert werden, wenn sich die | |
Situation in Syrien bessert und keine zivilen Ziele mehr bombardiert | |
werden. Beides scheint momentan nicht in Sicht. | |
Die Unmis hatte ihre Arbeit am 16. Juni praktisch eingestellt, nachdem ihre | |
ursprünglich 300 Mitglieder mehrfach unter Beschuss geraten waren und vor | |
allem von den Regierungsstreitkräften in der Ausübung ihres Mandats | |
behindert wurden. Derzeit befinden sich noch 72 Unmis-Mitglieder in einem | |
Hotel in Damaskus. | |
Russlands UNO-Botschafter Wladimir Tschurkin sprach sich hingegen für eine | |
Verlängerung des Unmis-Mandats aus. Der für die Peacekeeping-Operationen | |
der UNO zuständige Untergeneralsekretär Hervé Ladsous erklärte nach | |
Rückkehr von einem Syrien-Besuch Ende Juli, die UNO müsse „auf jeden Fall | |
auf irgendeine Weise in Syrien präsent bleiben“. | |
In der UNO-Vollversammlung steht am Freitag die Abstimmung über eine von | |
der Arabischen Liga eingebrachte Syrien-Resolution auf der Tagesordnung. In | |
New York wird mit einer breiten Zustimmung von weit mehr als zwei Dritteln | |
der 193 Mitgliedsstaaten gerechnet. | |
In dem Resolutionstext wird der Einsatz von Panzern, Artillerie, Kampfjets | |
und Militärhubschraubern gegen die syrische Bevölkerung verurteilt. Zwei | |
umstrittene Passagen – die Forderungen nach einem Rücktritt von Präsident | |
Baschar Assad sowie von Sanktionen gegen Syrien – wurden im Verlauf der | |
über zweiwöchigen Textverhandlungen gestrichen. Die UN-Vollversammlung kann | |
eine Resolution rechtlich nicht durchsetzen. Die Verabschiedung hätte daher | |
nur symbolischen Charakter. | |
3 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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