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# taz.de -- Kommentar Kongo-Friedenskonferenz: Freibrief für den Krieg
> Die große Friedenskonferenz afrikanischer Staaten für den Ostkongo ist
> gescheitert. Die M23-Rebellen können nun ungestört weiter militärische
> Fakten schaffen.
So war es schließlich doch eine reine Alibiveranstaltung. Die [1][große
Friedenskonferenz der Staaten der afrikanischen Großen Seen] für die
Demokratischen Republik Kongo hat die bestehenden Beschlüsse zur Entsendung
einer Friedenstruppe nach Ostkongo nicht konkretisiert. In schönster
Bürokratenmanier wurden stattdessen bei dem Staatengipfel in Ugandas
Hauptstadt Kampala eine Arbeitsgruppe eingesetzt und ein neuer Gipfel in
vier Wochen vereinbart.
Das ist ein Freibrief für den Krieg. Die M23-Rebellen im Ostkongo, die in
Erwartung des Gipfels ihren Vormarsch auf die Provinzhauptstadt Goma
eingestellt hatten, können nun in der nächsten Zeit ungestört weiter
militärische Fakten schaffen. Angesichts des desolaten Zustands der
kongolesischen Regierungsarmee dürfte ihnen das nicht schwerfallen, und die
Neigung der Menschen, sich einer überlegenen Rebellentruppe
entgegenzustellen, dürfte gering sein.
Selbst wenn es jemals eine Einigung über eine Ostkongo-Friedenstruppe geben
sollte: Frieden bringt ein solches Eingreifen nicht. Wenn es das täte,
hätten die Tausenden UN-Blauhelmsoldaten im Ostkongo das längst erreichen
müssen. Die Konflikte dauern an, und zwar nicht, weil Nachbarländer scharf
auf kongolesische Mineralien sind.
Der Grund ist vielmehr, dass es im Kongo keine funktionierenden politischen
Strukturen mehr gibt, die der Bevölkerung Sicherheit bieten und die Macht
von Warlords brechen. Gerade im Osten monopolisieren diejenigen die Macht,
die in der 2.000 Kilometer entfernten Hauptstadt Kinshasa am besten
vernetzt sind – also eine verschwindend kleine Elite. Sie tragen ihre
Machtkämpfe skrupellos auf dem Rücken der Bevölkerung aus.
Ohne grundlegende politische Reformen im Kongo insgesamt ist jeder Versuch
der Befriedung von außen zum Scheitern verurteilt. Immerhin bleibt den
Ländern der Region nun erst mal die Schande erspart, das selbst
herausfinden zu müssen.
9 Aug 2012
## LINKS
[1] /Friedenskonferenz-zum-Ostkongo/!99194/
## AUTOREN
Dominic Johnson
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