# taz.de -- Dürre in Simbabwe: Winziger Mais, trockene Flüsse | |
> Die anhaltende Trockenperiode Simbabwe hat zu großen Ernteverlusten in | |
> dem Staat im Süden Afrikas geführt. Mehr als 1,6 Millionen hängen an | |
> ausländischer Nahrungshilfe. | |
Bild: Trockene Felder: Die Dürre in Simbabwe führt zu großen Ernteverlusten. | |
Die bunten Trachten der Frauen strahlen farbenfroh im Sonnenlicht. | |
Felicitas Foriche, in einem türkisfarbenen Kleid mit passendem Kopftuch, | |
tanzt mit ihren Nachbarinnen vor den Hütten ihres Dorfes. Sie singen und | |
jubeln, eine fröhliche Begrüßungszeremonie. | |
Ihre Füße stampfen auf den trockenen Boden ihres Landes, tief im ländlichen | |
Busch in Matare, im Distrikt Zaka in der Provinz Masvingo, im Süden | |
Simbabwes. Die Frauen des Rundhüttendorfes haben eine Saat-Produktionsfirma | |
gegründet, damit die Produktion am Ort bleibt. Somit wird der örtliche | |
Markt wirtschaftlich belebt, ohne fremde Firmen einschalten zu müssen. | |
Die Schweizer Agentur für Entwicklung und Kooperation (SDC) unterstützt | |
dieses Projekt mit Saatgut und Training für die Bäuerinnen als Beitrag zur | |
Selbsthilfe, doch die Hilfeleistungen laufen nicht über die Regierung, | |
sondern direkt an die Gemeinden. Felicitas Foriche geht durch die | |
Pflanzenreihen auf ihrem Feld und streicht über die grünen Blätter. Die | |
43-Jährige ist stolz auf ihre Ernte: Die Simbabwerin hat auf dem Markt | |
einen Dollar für jedes Kilo ihrer 150-Kilo-Ernte eingenommen. „Damit kann | |
ich Schulgebühren für meine Kinder zahlen“, freut sie sich. | |
Das bohnenähnliche Gemüse hat hohe Proteinwerte und gedeiht schneller als | |
der beliebte Mais. SDC versucht daher, Gemeinden für alternativen Anbau zu | |
gewinnen. Kaupi ist widerstandsfähiger gegen Trockenheit als andere | |
Pflanzen. Die Maisfelder sind niedrig, die sonst um die Zeit bereits hoch | |
gewachsenen Pflanzen sind klein geblieben oder vertrocknet: Der Klimawandel | |
mit unregelmäßigen Wetterepisoden verringert die Ernten. | |
## "Der Regen kam spät, wir pflanzten, dann blieb der Mais aus." | |
„Der Regen begann spät im Dezember, wir pflanzten, dann blieb er aus“, | |
klagt Felicitas Foriche. Im Süden des Landes regnet es zwar traditionell | |
weniger, aber jetzt wird eine Dürre erwartet. Die Bäuerin leitet auch die | |
örtliche Kirche und zeigt auf das geräumige Steinhaus für Kirchgänger: | |
„Hier beten wir oft um Regen.“ | |
In ihrer Küche, einer großen Rundhütte mit Strohdach, steht ein Fahrrad. Am | |
Lenker baumelt ein Handy in einer Hülle. Ja, sie hat ein Handy in dieser | |
abgelegenen Gegend, Geld für Telefoneinheiten ist knapp. Die nette Frau ist | |
froh über die Anbauhilfe, die ihr Leben verbessert hat. Aber das Landleben | |
ist hart. Sie schöpft normalerweise Wasser aus dem nahen Fluss, um ihr Feld | |
zu wässern. Aber der Fluss ist ausgetrocknet. | |
Viele Menschen kommen mit einer Mahlzeit aus Sadza, dem Hauptnahrungsmittel | |
aus Maisbrei, aus. Oder sie müssen ihr Hab und Gut verkaufen, um sich | |
ernähren zu können. Die meisten Landbewohner hängen von ausländischer Hilfe | |
ab. 1,6 Million Menschen benötigen Nahrungsmittelhilfe in Simbabwe. Davon | |
sind eine halbe Million arme Städter, die nicht genug zum Leben verdienen. | |
Landwirtschaftsminister Joseph Made erklärte kürzlich, Regenmangel habe zu | |
weniger bewirtschafteten Flächen geführt. | |
## Politische Lage angespannt | |
Die Lage in Simbabwe ist politisch angespannt, und auch die internationale | |
Gemeinschaft, die Hilfe leistet, steht unter Beobachtung der Regierung. | |
Kürzlich waren in der Provinz Masvingo 29 Nichtregierungsorganisationen aus | |
dem In- und Ausland verboten worden. Die Regierungspartei Zanu-Pf selbst | |
hat mit Nahrung vor Wahlen oft Wählerstimmen gekauft. | |
Jetzt ist sie argwöhnisch gegenüber Einflussnahmen auf dem Land, wo sich | |
ihrer traditionelle Anhängerschaft befindet, und fürchtet, ausländische | |
Organisationen könnten mit Nahrungsmitteln politisch manipulieren. Doch das | |
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) bereitet jetzt zusammen | |
mit seinen Partnerorganisationen eine massive Hilfsaktion vor. „Wir | |
beobachten schon, dass Menschen auf dem Land ihr Vieh verkaufen, um über | |
die Runden zu kommen“, sagt Felix Bramezon, WFP-Direktor in Simbabwe. | |
Einer von fünf Landbewohnern brauche Nahrungsmittelhilfe, das seien laut | |
WFP rund 60 Prozent mehr als in der Hungersaison des Vorjahres. Es soll | |
Getreide, Gemüse und Öl gekauft werden. WFP hat Ausgaben von 118 Millionen | |
US-Dollar bis Frühjahr 2013 vorgesehen. Allerdings fehlen derzeit noch 85 | |
Millionen US-Dollar. | |
10 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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Simbabwe | |
Recherchefonds Ausland | |
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