| # taz.de -- Hygiene-Smiley: Senator eiert beim Verbraucherschutz rum | |
| > Verbraucherschutzsenator Heilmann will die Ergebnisse von | |
| > Hygienekontrollen doch weiter veröffentlichen. Opposition spricht von | |
| > "Chaos". | |
| Bild: Mit Bisphenolen belastet: ein Bon der Firma Kaiser's. | |
| Da sind die Smileys ja noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. | |
| Eigentlich wollte die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz die Ergebnisse | |
| von Hygienekontrollen in Gaststätten aus juristischen Gründen ab September | |
| nicht mehr veröffentlichen. Auch die Smileys, die in mehreren Bezirken auf | |
| Missstände in den Küchen hinweisen, wären dann möglicherweise aus dem Netz | |
| verschwunden. Am Freitag nun machte die Verwaltung eine Kehrtwende: Die | |
| Internetplattform „Sicher essen in Berlin“ bleibt doch online, verkündete | |
| eine Sprecherin. Bezirke, die zwischenzeitlich verunsichert waren, werden | |
| an der bisherigen Praxis festhalten. | |
| Berlin ist, was die Transparenz von amtlichen Lebensmittelkontrollen | |
| angeht, bundesweit eigentlich Vorreiter. Ob Dreck in der Restaurantküche | |
| oder Schimmel im Kühlschrank – Ergebnisse kann man teils fotografisch | |
| dokumentiert im Internet einsehen. Einige Bezirke wie Pankow und | |
| Charlottenburg-Wilmersdorf veröffentlichen auch Details der Kontrollen und | |
| fassen Ergebnisse per Smiley zusammen. | |
| Weil im September das novellierte Verbraucherinformationsgesetz in Kraft | |
| tritt, hatte der zuständige Senator in Berlin, Thomas Heilmann (CDU), die | |
| Infos aus dem Netz nehmen wollen. Per Rundschreiben vom Mittwoch, das der | |
| taz vorliegt, erklärte seine Verwaltung den Bezirken, dass die Grundlage | |
| für die Transparenz ab September nicht mehr gegeben sei. Das Gesetz beziehe | |
| sich nur noch auf „Erzeugnisse“ und „Verbraucherprodukte“, nicht aber a… | |
| deren Handhabung – um die geht es aber in den Restaurantküchen. | |
| Heilmann erntete Unverständnis von mehreren Seiten. So eine Reaktion sei | |
| nicht notwendig, sagte eine Sprecherin des Bundesministeriums für | |
| Verbraucherschutz. Das neue Gesetz „weitet die Informationsrechte aus und | |
| schränkt sie nicht ein“. Die Grünen sprachen von „Chaos um die weitere | |
| Smiley-Kennzeichnung“. Marc Schulte (SPD), zuständiger Stadtrat in | |
| Charlottenburg-Wilmersdorf, wetterte: Herr Heilmann erweise sich in diesem | |
| Fall als „Senator gegen den Verbraucherschutz“. Zwar könne man das Gesetz | |
| so lesen, wie Heilmann es getan habe. Doch der Senator argumentiere hier zu | |
| formaljuristisch. Schulte sagte: „Es wäre fatal, wenn wir die Sache wieder | |
| zurückfahren müssten.“ | |
| Das sieht inzwischen offenbar auch Heilmann so. Am Freitag jedenfalls kam | |
| seine Verwaltung zu einem ganz anderen Schluss als noch Mitte der Woche: | |
| Sie halte „die rechtlichen Rahmenbedingungen für gegeben, um | |
| Verbraucherinnen und Verbraucher wie bisher über das Ergebnis von | |
| Restaurantkontrollen zu informieren“, hieß es nun. Die Internetplattform | |
| des Senats bleibt also. | |
| Der Stadtrat für Verbraucherschutz in Pankow, Heilmanns Parteikollege | |
| Torsten Kühne, begrüßte die Kehrtwende. „Wir gehen jetzt davon aus, dass | |
| wir so weitermachen wie bisher.“ Laut Kühne wird auch an einer besseren | |
| technischen Darstellung der Kontrollergebnisse gearbeitet. Sein Traum: Eine | |
| App, mit der man per Smartphone sofort nachschauen kann, was für ein Smiley | |
| ein Restaurant bekommen hat. | |
| 10 Aug 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
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