# taz.de -- Referendum in Rumänien: Präsident Basescu bleibt im Amt | |
> Das rumänische Verfassungsgericht sagt, es haben zu wenige Menschen am | |
> Referendum teilgenommen. Damit kann Traian Basescu weiter regieren. | |
Bild: Traian Basescu bleibt doch rumänischer Präsident. | |
BERLIN taz | Der suspendierte rumänische Staatspräsident Traian Basescu | |
kehrt in sein Amt zurück. Das bestätigte das Verfassungsgericht Rumäniens | |
in einem Urteil, mit dem die Ergebnisse der Volksabstimmung vom 29. Juli | |
für gültig erklärt wurden. | |
Das Referendum zur Amtsenthebung von Traian Basescu hatte die derzeitige | |
sozial-liberale Regierungskoalition USL unter Premierminister Victor Ponta | |
initiiert. Dem Präsidenten wurde unter anderem das Nichtrespektieren der | |
Verfassung und Einmischung in die Regierungsgeschäfte vorgeworfen. | |
An dem Plebiszit hatten sich allerdings nur 46,13 Prozent von den | |
18.308.612 Wahlberechtigten beteiligt, die in den Wahllisten eingetragen | |
waren. Von diesen stimmten 7,4 Millionen für den Rücktritt des Staatschefs, | |
das sind 87,55 Prozent. Die Amtsenthebung scheiterte aber letztlich an dem | |
gesetzlich festgesetzten Beteiligungsquorum von 50 Prozent plus einer | |
Stimme. | |
Die Regierung versuchte in den letzten Tagen fieberhaft die Zahl der in den | |
Wahllisten eingetragenen Personen zu reduzieren. In einer von der Regierung | |
angeordneten Überprüfung der Listen wurde die Gesamtzahl der | |
Wahlberechtigten um 34.654 nach unten korrigiert. Hinzukamen weitere 3,4 | |
rumänische Staatsbürger, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegt haben, also | |
dort steuerpflichtig arbeiten und legal gemeldet sind. Das | |
Verfassungsgericht sollte entscheiden, ob diese 3,4 Millionen von den 18,3 | |
Millionen abzuziehen sind oder nicht. | |
## Alle Parteien respektieren das Urteil | |
Das Gericht stimmte diesen arithmetischen Überlegungen nicht zu und | |
bestätigte, dass das festgelegte Quorum nicht erreicht worden war, um | |
Basescu seines Amtes zu entheben. | |
Alle Parteien erklärten, das Urteil zu respektieren. In einem ersten | |
Kommentar erklärte Traian Basescu, er wisse nicht, ob ihn das Ergebnis | |
optimistisch oder pessimistisch stimmen solle. Der Interimspräsident Crin | |
Antonescu bezeichnete das Urteil als ungerecht, erklärte aber, dass seine | |
liberale Partei es akzeptieren werde. | |
In einer improvisierten, leicht wirren Fernsehansprache sagte er aber auch, | |
dass er und seine Partei Basescu politisch nicht mehr anerkennen würden, | |
weil dieser durch das Votum von 7,4 Millionen Wählern seine Legitimität als | |
Staatschef eingebüßt habe. Antonescu hatte noch vor einigen Tagen | |
großspurig angekündigt, sich aus der Politik zurückziehen zu wollen, falls | |
Basescu in seinem Amt bestätigt werde. Jetzt behauptete er demagogisch vor | |
laufenden Kameras, er hätte diesen Schritt getan, wenn die Mehrheit der | |
Wähler für Basescu gestimmt hätten. | |
Eine Kohabitation der sozial-liberalen Regierung unter Victor Ponta mit dem | |
konservativen Basescu wird äußerst schwierig. Die Fronten sind verhärtet, | |
und kaum eine der verfeindeten Seiten ist in dem seit Monaten andauernden | |
Machtgerangel gewillt, Konzessionen zu machen. | |
Auf europäischer Ebene wurde das Urteil mit Erleichterung aufgenommen. Für | |
die zerstrittenen rumänischen Parteien beginnt jetzt aber die zweite Runde | |
ihres Machtkampfs. Dieser soll bei den Parlamentswahlen im kommenden Herbst | |
entschieden werden. | |
21 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
William Totok | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rassismus | |
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