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# taz.de -- Werften gehen unter: Meck-Pomm streicht Finanzhilfe
> Gefüllte Auftragsbücher helfen nichts: Mecklenburg-Vorpommern gewährt
> keine verbürgten Kredite mehr für die angeschlagenen P+S Werften. Die
> Beschäftigten hoffen auf einen Investor.
Bild: Die P+S Werften stehen vor der Insolvenz.
HAMBURG taz | Die angeschlagenen P+S Werften in Mecklenburg-Vorpommern
können nicht mehr mit der Hilfe des Landes rechnen; damit droht ihnen der
Untergang. Heute will Geschäftsführer Rüdiger Fuchs voraussichtlich einen
Insolvenzantrag beim Amtsgericht stellen. Die rund 1.200 Beschäftigten in
Stralsund und etwa 600 in Wolgast werden dann zunächst Insolvenzgeld
erhalten.
Beide Werften waren trotz eines Auftragsbestandes von angeblich mehr als
einer Milliarde Euro in akute Liquiditätsschwierigkeiten geraten.
Ausschlaggebend dafür dürften hausgemachte Verzögerungen beim Bau von zwei
Großfähren für die Reederei Scandlines gewesen sein. Vertragsstrafen
drohen.
Nach einem Krisengespräch hatte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) am
Montag mitgeteilt, dass es keine weiteren verbürgten Kredite geben werde.
Die wären aber nötig gewesen, damit das Unternehmen auch im nächsten Jahr
zahlungsfähig bleibt. Die bislang auch von der EU bewilligten Kredite über
152 Millionen Euro reichten nach Aussage von Werft-Chef Fuchs nur bis zum
Jahresende.
## Überforderte Geschäftsführung
Rüdiger Fuchs hatte erst vor drei Wochen die alte, intern umstrittene
Geschäftsleitung abgelöst. Sie soll zu viele Neukonstruktionen in zu kurzer
Zeit angefangen und sich damit übernommen haben. Seit Jahren kriseln die
beiden Werften, trotz üppiger staatlicher Bürgschaften und Beihilfen. Nach
mehreren Eigentümerwechseln hatte im August 2007 die Bremer Hegemann-Gruppe
die Volkswerft in Stralsund übernommen. Mitte 2010 verschmolz die
Volkswerft mit der Wolgaster Peenewerft. Neuer Name: P+S Werften.
Zu lange aber hatte man auf den Bau großer Containerschiffe gesetzt –
Massenprodukte, die längst wie am Fließband in Korea und China preiswerter
gebaut wurden. Quasi von einem Tag auf den anderen sollte es dann der Bau
von hochkomplexen Schiffstypen wie Flusskreuzfahrtschiffe oder
Einrichterschiffe für Windkraftanlagen auf hoher See bringen. Dafür fehlte
es aber vor Ort an Fachkräften und Erfahrung.
Für die „Umstellung von Serien- auf Spezialschiffbau mit
Einzelanfertigungen“ müssten die Werften „weiterentwickelt“ werden, ford…
Fuchs. Die Mitarbeiter der P+S Werften stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Fuchs, der neue Chef, der zuvor die älteste deutsche Werft Sietas saniert
und in Teilen verkauft hatte, hat einen vagen Ausweg aufgezeigt, wonach die
Peenewerft in Wolgast innerhalb der nächsten zwölf Monate an einen Investor
verkauft werden sollte. Die Probleme bei der Volkswerft in Stralsund
schätzt er als deutlich größer ein.
Betriebsrat Jürgen Popp hofft gegenüber der taz trotzdem: „Wo ein Wille, da
ein Weg.“ Er sehe gute Voraussetzungen für die Zukunft, wenn ein Investor
gefunden werde. Man habe schließlich schon mehr als 700 Schiffe gebaut.
IG-Metall-Experte Heino Bade will wenigstens „die industriellen Kerne
retten“. Sind die erst einmal aufgelöst, werde es keinen Neuanfang in der
Region geben. „Es geht ums Überleben.“
21 Aug 2012
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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