# taz.de -- Werft-Pleiten in Deutschland: Das große Auslaufmodell | |
> Abschied von der Tradition: Seit über zehn Jahren häufen sich | |
> Insolvenzfälle unter den großen deutschen Schiffsbauern. Eine Chronik der | |
> Havarien. | |
Bild: Nur die Spitze des Eisbergs: die P+S Werften in Stralsund und Wolgast sin… | |
BERLIN dpa | Pleiten großer und traditionsreicher Werften haben mehrfach | |
die deutsche Wirtschaft erschüttert. Jetzt stehen knapp 2.000 Jobs bei den | |
P+S-Werften auf dem Spiel. In der Vergangenheit verloren Tausende bei | |
Werft-Pleiten ihre Arbeit: | |
Mai 1996: Der Bremer Vulkan geht als größter deutscher Werftenverbund in | |
Konkurs. Knapp 2.000 Beschäftigte verlieren ihren Job. Der Konzern hatte | |
umgerechnet mindestens 435 Millionen Euro Subventionen zweckentfremdet, die | |
eigentlich für Tochterfirmen in Ostdeutschland bestimmt waren. Der im | |
Herbst 1995 zurückgetretene Vorstandschef Friedrich Hennemann und zwei | |
weitere Mitarbeiter werden später wegen Untreue zu Bewährungsstrafen | |
verurteilt. | |
Februar 2004: Die Lloyd Werft Bremerhaven mit rund 500 Beschäftigten | |
beantragt Insolvenz. Hauptgrund war vor allem die Havarie des gekenterten | |
Kreuzfahrtschiffes „Pride of America“. 2006 steigen die italienische | |
Staatswerft Fincantieri und eine Wirtschaftsförderungsgesellschaft des | |
Landes Bremen als Gesellschafter ein. 2011 arbeiten noch 200 Menschen bei | |
Lloyd. | |
September 2008: Die Kieler Traditionswerft Lindenau stellt Insolvenzantrag. | |
Die auf Doppelhüllen-Tanker spezialisierte Werft verfügt nach eigenen | |
Angaben über Aufträge von zusammen 225 Millionen Euro. Anfang 2012 geht der | |
Millionenauftrag für eine größere Reparatur des Marine-Segelschulschiffes | |
Gorch Fock an die Konkurrenz. Von den ehemals 370 Beschäftigten arbeiten | |
noch 38 bei Lindenau. | |
Januar 2009: Die Bremerhavener Schichau Seebeck Werft mit mehr als 300 | |
Beschäftigten meldet Insolvenz an. Offene Verbindlichkeiten bei Lieferanten | |
konnten trotz eines gut gefüllten Auftragsbuches nicht beglichen werden. | |
Kurz darauf wird die Werft geschlossen. | |
Juni 2009: Für die Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde wird | |
trotz staatlich verbürgter Kredite in dreistelliger Millionenhöhe Insolvenz | |
beantragt. Es scheitern zunächst alle Versuche, vorhandene Aufträge zu | |
sichern und neue Investoren zu finden. Im August stimmt der | |
Gläubigerausschuss dem Verkauf an den russischen Investor Igor Jussufow zu, | |
der mit 40,5 Millionen Euro einsteigt. Auf den später in Nordic Yards | |
umbenannten Werften arbeiten 2011 noch knapp 970 der einst 2.400 | |
Beschäftigten. | |
November 2011: Deutschlands älteste Werft, die Hamburger Sietas-Gruppe, | |
geht in die Insolvenz. Im Juni 2012 folgt die Zerschlagung: Die | |
Sietas-Werft geht an die niederländische Veka-Gruppe. Die Bremer | |
Lürssen-Gruppe übernimmt die Reparaturwerft Norderwerft. Die norwegische | |
TTS Group ASA erhält den Zuschlag für die Neuenfelder Maschinenfabrik. Seit | |
dem Insolvenzantrag sind 350 der ehemals 1000 Arbeitsplätze gestrichen | |
worden. | |
29. August 2012: Die P+S-Werften stellen beim Amtsgericht Stralsund einen | |
Insolvenzantrag für die beiden Schiffbaubetriebe in Stralsund und Wolgast. | |
Knapp 2.000 Beschäftigte bangen um ihre Jobs. | |
29 Aug 2012 | |
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