# taz.de -- Waffenhandel der Bundesregierung: Indonesien spricht von Panzerdeal | |
> Die indonesische Regierung will in Berlin 100 gebrauchte Leopard-Panzer | |
> bestellt haben. Die Bundesregierung dementiert das. | |
Bild: Hat Spaß mit Waffen: Angekla Merkel im Jahr 2001. | |
BERLIN taz Klandestines Berlin, offenes Jakarta: Gerade erst hat der | |
parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, | |
Christian Schmidt (CSU), in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen | |
eingeräumt, dass Indonesien schon vor einem Monat vier Kampfpanzer Leopard | |
2A4 und vier Schützenpanzer Marder 1A3 zu Testzwecken aus | |
Bundeswehrbeständen angefragt hat, da spricht der Sprecher des | |
indonesischen Verteidigungsministeriums am Freitagabend gegenüber dpa offen | |
davon, dass Jakarta nun bei der Bundesregierung den Kauf von 100 | |
gebrauchten Leopard-Panzern beantragt habe. | |
Berlin weiß offiziell nichts. „Der Bundesregierung liegt derzeit kein | |
Genehmigungsantrag für die Ausfuhr von 100 Leopard-2-Panzern nach | |
Indonesien vor“, sagt ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums der | |
taz. Dazu, ob es eine Voranfrage gibt, will er nichts sagen. Das | |
Bundesverteidigungsministerium erklärt der taz in schönstem Amtsdeutsch: | |
„Eine Anfrage der indonesischen Regierung zur Überlassung von Material aus | |
Überschussbeständen der Bundeswehr liegt dem BMVg nicht vor.“ | |
Indonesiens Verteidigungssprecher Hartind Asringer sagte dpa: „Eins ist | |
sicher: Die Panzer sind nicht teuer.“ Noch werde der Preis verhandelt. Die | |
Zeitung Jakarta Globe schrieb schon zu Wochenbeginn unter Berufung auf den | |
Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Parlaments, der Stückpreis | |
betrage 800.000 bis 1,5 Millionen US-Dollar, je nach Ausstattung. | |
Jakartas Wahl fiel auf Deutschland, nachdem das Parlament der indonesischen | |
Exkolonialmacht Niederlande einen entsprechenden Deal ablehnte. Grund der | |
Ablehnung waren die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen des | |
indonesischen Militärs in der nach Unabhängigkeit strebenden Region Papua. | |
Die Niederländer wollten 2,5 Millionen Dollar pro Panzer haben. | |
Die Bundesregierung unterbietet jetzt nicht nur offenbar den EU-Partner | |
beim Rüstungsexport, sondern widerspricht auch dessen | |
Menschenrechtsbedenken. Sie lobt in Schmidts Worten Indonesiens | |
„weitreichenden Wandel“. Zwar seien „noch weitere Schritte zu vollziehen�… | |
doch lägen Menschenrechtsverletzungen, die zur Einstellung der Kooperation | |
mit Jakartas Militär führten, „mehr als zehn Jahre zurück“. Vor dem | |
UN-Menschenrechtsrat war Berlin gegenüber Jakarta kritischer. | |
„Die Bundesregierung führt die Öffentlichkeit an der Nase herum“, meint d… | |
grüne Abgeordnete Viola von Cramon, die mit Kaja Keul die parlamentarische | |
Anfrage gestellt hatte. „Es ist doch klar, dass es dieses Waffengeschäft | |
gibt. Dass die Bundesregierung dies bestreitet, ist leider durch geltende | |
Rahmenbedingungen des Rüstungsexports gedeckt. Das zeigt, dass wir die | |
Regelungen unbedingt verschärfen und die Informationsrechte des Bundestags | |
verbessern müssen.“ | |
24 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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Waffenhandel | |
Indonesien | |
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