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# taz.de -- Kommentar zur Beschneidungsregelung: Heilmanns klare Ansage
> Raus aus der Grauzone: Mit der neuen Regelung für religiöse
> Beschneidungen wissen Eltern in Berlin genau, woran sie sind.
Bild: Vier neue Rabbiner wurden in Köln gesegnet.
Man kann sie gut finden, man kann sie schlecht finden – entscheidend ist,
dass es jetzt überhaupt eine klare Ansage gibt. Bis zu einer
bundeseinheitlichen Regelung sind Beschneidungen in Berlin unter bestimmten
Bedingungen vorerst straffrei. Eltern und Ärzte wissen damit genau, woran
sie sind, und bewegen sich nicht mehr in einer rechtlichen Grauzone. Mit
seiner entsprechenden Anweisung an die Staatsanwaltschaft zeigt
Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) damit jene klare Kante, die etwa das
CSU-regierte Bayern vermissen lässt.
Dort drückt sich das Justizministerium um eine landesweite Regelung und
schiebt die Verantwortung allein der Bundesebene zu. In Bayern wissen
Eltern und Ärzte derzeit nicht, ob sie sich mit einer Beschneidung strafbar
machen oder nicht.
## Einheitliche Linie muss her
Heilmanns Entscheidung ist dabei kein plumpes Anbiedern an die jüdischen
und muslimischen Gemeinschaften. Die Bedingungen, an die er Straffreiheit
knüpft – dass etwa nur Ärzte beschneiden –, werden manchem nicht passen.
Heilmann hat abgewogen, hat auch die Interessen derer im Blick, um die es
eigentlich geht: der Kinder.
Mittelfristig aber ist eine Situation unhaltbar, in der es eine Frage von
Bundesländergrenzen ist, ob Beschneidung als Körperverletzung verfolgt
werden kann. Jahrelange Diskussionen und langwierige Arbeitsgruppen sind
hier unangebracht. Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Meinungen sind
weitgehend ausgetauscht. Nun muss der Bundestag in die Gänge kommen, sich
festlegen und das Strafrecht präzisieren – in welche Richtung auch immer.
5 Sep 2012
## AUTOREN
Stefan Alberti
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