# taz.de -- Vorratsdatenspeicherung: SPD kann sich nicht einigen | |
> Parteiführung und Basis der SPD streiten über die | |
> Vorratsdatenspeicherung. Ein laufendes Mitgliederbegehren hat kaum | |
> Aussicht auf Erfolg. | |
Bild: Europäisches Recht: Die EU verlangt die Speicherung von Telekommunikatio… | |
BERLIN taz | Im Streit über die Wiedereinführung der | |
Vorratsdatenspeicherung (VDS) können sich SPD-Führung und Parteibasis auf | |
keinen gemeinsamen Standpunkt einigen. Am Dienstag sollte eine eigens | |
einberufene Konferenz in Berlin für Klärung sorgen. | |
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel verteidigte die Speicherung persönlicher | |
Telekommunikationsdaten gegen Kritiker innerhalb und außerhalb der Partei. | |
Die Inhalte von Emails oder Telefonaten sollten nicht gespeichert werden, | |
betonte er. Zudem benötigten Strafverfolger einen Richterbeschluss, um | |
überhaupt auf gespeicherte Daten zugreifen zu können. | |
Bei der VDS sollen Telekommunikationsunternehmen per Gesetz verpflichtet | |
werden, die Verbindungsdaten aller Bürger mehrere Monate lang zu speichern, | |
um Strafermittlungen zu erleichtern – unabhängig davon, ob ein Verdacht | |
besteht. Erfasst werden soll etwa, wer zu welchem Zeitpunkt mit wem | |
telefoniert oder Emails geschrieben hat. | |
Für die Jung-Sozialistin Yasmina Banaszczuk stellen die Pläne einen zu | |
weitgehenden Eingriff in die Grundrechte dar. „Die Verhältnismäßigkeit | |
dieser Maßnahmen ist nicht gegeben“, kritisierte sie. Im Juli hatte | |
Banaszczuk ein SPD-internes Mitgliederbegehren gestartet, um einen | |
SPD-Parteitagsbeschluss vom Dezember 2011 zu kippen. Laut dem Beschluss | |
setzt sich die Partei für eine Vorratsdatenspeicherung ein. Allerdings | |
sprach sich der Parteitag dafür aus, die in einer EU-Richtlinie vorgesehene | |
Speicherdauer von sechs Monaten deutlich zu reduzieren. | |
Dass allerdings die für das Mitgliederbegehren vorgeschriebene | |
Mindestanzahl an Unterschriften von 10 Prozent aller SPD-Mitglieder | |
erreicht wird, zweifelte selbst Banaszczuk an. Bislang haben nur 1.800 | |
Mitglieder gegen die VDS unterschrieben. Nötig sind 48.500 Unterschriften | |
bis Ende Oktober. | |
Scharfe Kritik äußerten Gabriel und die ehemalige Bundesjustizministerin | |
Brigitte Zypries (SPD) unterdessen an der Bundesregierung. „Die Regierung | |
versagt kläglich bei diesem Thema“, sagte Zypries, die ebenfalls an der | |
Konferenz teilnahm. „Wir haben europäisches Recht, das wir umsetzen | |
müssen“, sagte sie in Hinblick auf die EU-Richtlinie aus dem Jahr 2006, die | |
die VDS vorschreibt. | |
Seit das Bundesverfassungsgericht die vorherige Ausgestaltung der | |
Vorratsdatenspeicherung im März 2010 gekippt hat, können sich Union und FDP | |
nicht auf eine Neuregelung verständigen. Anders als die Union lehnen die | |
Liberalen die VDS ab. | |
Gabriel warnte davor, die EU-Richtlinie einfach zu ignorieren. „Wenn wir | |
uns herausnehmen, europäisches Recht nicht umzusetzen, werden sich andere | |
herausnehmen, das Recht nicht umzusetzen, das wir für richtig halten“, | |
kritisierte er. Zypries fügte hinzu, dass Deutschland enorme Strafzahlungen | |
drohten. Weil die Bundesregierung die Richtlinie zur Speicherung der | |
Telekommunikationsdaten nicht umsetzt, hat die EU-Kommission Deutschland | |
vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. | |
25 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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