Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Elektromobilität: Kein Massenmarkt für E-Autos
> Die Bundesregierung überdenkt ihre Ziele bei der Elektromobilität. Das
> ist richtig so – größere Einsparpotenziale liegen bei der Entwicklung
> effizienterer Fahrzeuge.
Bild: Deutschland hat mit 1.937 Stationen nach Angaben der EU-Kommission bereit…
Während die europäische Automobilindustrie unter einer bedrohlichen
Absatzkrise im Süden und Westen des Kontinents leidet, gönnt sich
Deutschland eine Debatte über Elektrofahrzeuge. Die Bundesrepublik möchte
gern Leitmarkt für Elektromobilität werden. Aber auf absehbare Zeit sind
viele Elektroautos, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, schlicht
Ladenhüter.
Daran würde sich vorläufig auch nichts ändern, wenn der Staat mit einer
Anschaffungsprämie nachhelfen würde, die die Autoindustrie immer wieder ins
Gespräch bringt. Elektroautos haben vorerst keine Chance, den Sprung in den
privaten Massenmarkt zu schaffen.
Die deutschen Autokäufer haben nämlich hohe, durchaus nachvollziehbare
Ansprüche, die reine Elektroautos derzeit nicht erfüllen können. Die
Fahrzeuge müssen sicher und zuverlässig sein, auch im Winter; sie sollen
eine hohe Reichweite haben und schnell betankt werden können; vor allem
aber dürfen sie über die gesamte Lebensdauer nicht viel mehr kosten als
herkömmliche Fahrzeuge.
Diese Ansprüche lassen sich nicht einfach wegzaubern, indem der Staat jedem
Autokäufer eine Prämie von mehreren tausend Euro schenkt. Dass diese
Strategie nicht funktioniert, lässt sich derzeit in den USA und Frankreich
beobachten. Daher ist Skepsis gegenüber dem Ziel der Bundesregierung
angebracht, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen
Straßen unterwegs sein sollen.
Vorläufig wäre es sinnvoll, die Ziele zu modifizieren. Können
beispielsweise Fahrzeugflotten von Unternehmen und Behörden mit
Elektroautos bestückt werden, die nachts in der Tiefgarage ihre Batterien
aufladen? Gibt es Möglichkeiten, Elektroantriebe so mit herkömmlichen
Antrieben zu kombinieren, ohne dass die Fahrzeugkosten allzu sehr ausufern?
Japanische Hersteller sind schließlich bei den Hybriden gut vorangekommen.
Langfristig ist es richtig, Alternativen zu Benzin und Diesel zu schaffen –
Erdöl ist ein endlicher Rohstoff. Aber die großen Einsparpotenziale liegen
nicht bei den Elektroautos, die ebenfalls massenhaft Rohstoffe verbrauchen,
sondern bei der Entwicklung und besseren Vermarktung effizienterer und
leichterer Fahrzeuge. Und: Wenn sie sich rechnet und sinnvoll ist, kann
sich Elektromobilität von allein durchsetzen – zum Beispiel bei Fahrrädern.
1 Oct 2012
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Elektroauto
Ford
## ARTIKEL ZUM THEMA
Brüssel will mehr Öko-Tankstellen: Von der Zapf- zur Ladesäule
Die EU-Kommission plant ein dichtes Netz von grünen Tankstellen. Während
E-Autos einige Anlaufstationen haben, gibt es kaum Füllstationen für
Flüssiggas.
Absatzeinbruch in Europa: Ford schließt Werk in Belgien
Tausende Arbeiter in Genk sind ihren Job los. Ford schließt das drittgrößte
Werk in Europa. Die Produktion soll teilweise nach Spanien verlagert
werden.
Zukunft der europäischen Autoindustrie: Export, Export, Export – aber wohin?
Die Autoindustrie leidet unter der Absatzkrise in Europa. Deutschland
versucht sich mit Elektroautos zu retten, Italien mit Export, Frankreich
mit Schrumpfung.
Elektrifizierung des Autoverkehrs: Abschied vom Umstieg
Beim Spitzengespräch zur Elektromobilität wird über Fördermaßnahmen
gestritten. Das Ziel, den Autoverkehr zu elektrifizieren, rückt in die
Ferne.
Kommentar Elektromobilität: Die Faszination am Surren reicht nicht
Ökostrom hin, Eportschlager her: Die Verbraucher entscheiden, ob sich
Elektroautos durchsetzen. Wenn die Dinger nicht laufen, werden sie
Ladenhüter bleiben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.