# taz.de -- Gewaltsamer Protest gegen Neonazis: Tränengas und Steinwürfe | |
> Am Rande einer Neonazi-Demo wurden in Göppingen über 100 Linke in | |
> Gewahrsam genommen, 28 Polizisten verletzt. Die Stadt konnte den | |
> Aufmarsch nicht verhindern. | |
Bild: Klare Botschaft: eine Demonstrantin in Göppingen. | |
GÖPPINGEN dapd | Bei Ausschreitungen von Gegnern eines Neonazis-Aufmarsches | |
sind am Samstag im baden-württembergischen Göppingen 28 Beamte verletzt | |
worden. Die Polizei nahm 101 Aktivisten aus dem linken Lager in Gewahrsam, | |
wie die Polizei am Wochenende mitteilte. 45 Straftaten wurden angezeigt. | |
Geprüft wird auch, ob ein Kabelbrand an der Bahnstrecke Stuttgart-Ulm | |
vorsätzlich gelegt wurde. | |
Rund 2.000 Menschen hatten in der östlich von Stuttgart gelegenen Stadt | |
gegen den Aufmarsch von 150 Neonazis protestiert. Die Polizei war in | |
Göppingen mit 1.500 Beamten im Einsatz, um die verschiedenen Blöcke | |
auseinanderzuhalten. | |
Nach Angaben der Polizei wurden 22 Beamte leicht verletzt, als ein | |
Tränengaskörper von Gegendemonstranten auf sie geworfen wurde. Drei | |
Polizisten wurden durch Steinwürfe verletzt, zwei Ordnungshüter erlitten | |
ein Knalltrauma durch die Detonation von Feuerwerkskörpern und ein Beamter | |
wurde durch Pfefferspray verletzt. Auch drei Polizeipferde mussten wegen | |
Blessuren behandelt werden. | |
Der Göppinger Polizeichef Martin Feigl sagte am Wochenende, es mache ihn | |
sehr betroffen, dass Polizeibeamte bei der Ausübung ihrer Aufgaben verletzt | |
worden seien. Dies zeige einmal mehr, dass Gewalttäter die direkte | |
Konfrontation mit der Polizei suchten und die Einsatzkräfte gezielten | |
Angriffen ausgesetzt seien. | |
## Nazis aus ganz Deutschland | |
Bereits vor Beginn des Aufzugs von sogenannten Nationalen Sozialisten aus | |
dem ganzen Bundesgebiet kam es zu Angriffen Linksautonomer auf Beamte. Nach | |
Polizeiangaben versuchte kurz nach 13.30 Uhr eine größere Gruppe, die | |
polizeilichen Absperrungen zu durchbrechen. Dabei seien Einsatzkräfte | |
getreten und geschlagen worden. Zuvor waren Polizisten mit | |
Feuerwerkskörpern beworfen worden. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. | |
Durch Steinwürfe wurden mindestens drei Streifenwagen beschädigt. | |
Der Neonazi-Aufmarsch startete mit rund einstündiger Verspätung um kurz vor | |
15.00 Uhr. Die Demonstration richtete sich gegen Kapitalismus und | |
Ausbeutung. Der Anmelder hatte 400 Teilnehmer erwartet. Nach Ende des | |
zweistündigen Aufmarschs fuhren die Teilnehmer mit dem Zug wieder ab. | |
Möglicherweise wurde im Zusammenhang mit den Protesten gegen den Aufzug | |
auch ein Brandanschlag auf Bahnanlagen verübt. Durch das Feuer an einem | |
Kabel an der Trasse zwischen Süßen und Gingen an der Fils war der | |
Bahnverkehr für mehr als eine Stunde unterbrochen. | |
Die Verwaltung der 55.000-Einwohner-Stadt hatte versucht, den Aufmarsch zu | |
untersagen. Das Verbot wurde vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg | |
am Freitag aber als rechtswidrig aufgehoben. Die Richter begründeten ihre | |
Entscheidung unter anderem damit, die Stadt habe nicht darlegen können, | |
dass Straftaten oder Gewalt aus der angemeldeten Versammlung heraus | |
erfolgen könnten. Der parteilose Göppinger Oberbürgermeister Guido Till | |
hatte die Bürger dazu aufgerufen, friedlich gegen den Aufmarsch zu | |
protestieren. | |
7 Oct 2012 | |
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Nazis | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
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