# taz.de -- Kommentar öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Leider nicht abwählbar | |
> Korruption und Filz scheinen zum Alltag der öffentlich-rechtlichen | |
> Fernsehanstalten zu gehören. Das Problem ist jedoch nicht das Versagen | |
> Einzelner, es ist das System. | |
Bild: Sie sagt wo es lang geht: Karola Wille, Intendantin des MDR | |
Das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss man sich wie eine | |
Partei vorstellen, die einfach schon zu lange regiert. Mit jeder Menge Filz | |
und Vetternwirtschaft. Hin und wieder fliegt halt mal einer oder eine auf, | |
der die vermeintliche Allmacht zu dreist ausnutzte. | |
Doris Heinze, die frühere Fernsehspielchefin des Norddeutschen Rundfunks, | |
war so jemand. Vor ihr waren in den vergangenen Jahren bereits die | |
ehemaligen Sportchefs des Hessischen und des Mitteldeutschen Rundfunks | |
(MDR), Jürgen Emig und Wilfried Mohren, verurteilt worden. | |
Beide bekamen von Sponsoren Geld für die Übertragung von | |
Sportveranstaltungen. Beide steckten das Geld in die eigenen Taschen. Und | |
auch beim vom MDR gelenkten Kinderkanal KiKa schaffte es ein | |
Herstellungsleiter, über fingierte Rechnungen Millionen einzusacken. | |
Die Sender sehen sich in all diesen Prozessen als Opfer. Dabei kommen die | |
Kammern stets zu dem gleichen Schluss. Die Richterin im KiKa-Verfahren | |
formulierte ihn am prägnantesten: Das Gericht würde sich wünschen, dass der | |
MDR so intensiv kontrolliere, wie die GEZ Gebühren eintreibe. | |
Heinze habe Karrieren machen können, sagte eine Mitangeklagte über sie. | |
Zerstören konnte sie Karrieren demnach auch. Beim NDR scheint das niemanden | |
ernsthaft gestört zu haben. Kontrollmechanismen hat es entweder nicht | |
gegeben oder sie wurden nicht angewandt. | |
Heinze ist nun raus, Mohren, Emig und die KiKa-Betrüger auch. Doch das | |
System bleibt. Denn den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kann niemand | |
abwählen. | |
Im Gegenteil: ARD und ZDF bekommen mit der neuen Haushaltsabgabe ab 2013 | |
ein noch stabileres Fundament für das eigene Treiben. Dieses „einfachere | |
und gerechtere Modell“ würde die Kontrollbedürftigkeit deutlich reduzieren, | |
hieß es bei dessen Vorstellung. | |
Hoffentlich meinten die Initiatoren damit nur die GEZ-Schnüffler. | |
9 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
## TAGS | |
ARD | |
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