# taz.de -- Wahlkampfauftakt in Niedersachsen: Ganz verliebt in den Häuptling | |
> Partei in Eintracht: Niedersachsen-CDU kürt David McAllister einstimmig | |
> zum Spitzenkandidaten und beschließt ihr Wahlprogramm. | |
Bild: Große Gefühle beim Wahlkampfauftakt: Alle lieben McAllister. | |
Alles auf David McAllister. Einstimmig hat Niedersachsens CDU den | |
Ministerpräsidenten am Wochenende bei einem Parteitag in Celle zum | |
Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt. | |
Als Landesvorsitzender wurde McAllister beim offiziellen | |
CDU-Wahlkampfauftakt mit 98,2 Prozent der Delegiertenstimmen bestätigt. Die | |
Wahl am 20 Januar 2013 wird er quasi alleine stemmen müssen: Glanzlichter | |
fehlen in seiner Riege der CDU-MinisterInnen. Auch die Landtagsfraktion | |
agiert nach zehn Jahren Regierungsbeteiligung eher farblos. | |
Das spiegelt sich auch in den Wählerumfragen wider: 46 Prozent würden | |
McAllister nach der jüngsten Befragung zwar als Ministerpräsidenten wählen, | |
dessen Partei allerdings nur 37 Prozent. Da wundert es kaum, dass sich die | |
CDU beim Krönungsparteitag geradezu verliebt in ihren Spitzenkandidaten | |
zeigt: „Wenn wir uns einen Ministerpräsidenten malen dürften, wäre es David | |
McAllister“, schwärmt die Bundestagsabgeordnete Maria Flachsbarth ganz | |
verzückt. | |
„Niedersachsen ist bei dir in guten Händen“, lobt Bundeskanzlerin und | |
CDU-Bundeschefin Angela Merkel in ihrer Unterstützungsrede. Auch sie muss | |
ganz auf den 41-Jährigen setzen: Als letzte Wahl vor der Bundestagswahl | |
2013 gilt die Niedersachsen-Wahl als richtungsweisend. | |
Und so sind der Parteitag wie die Wahlkampfkampagne ganz auf McAllister | |
zugeschnitten. Schilder mit der Aufschrift „I’m a Mac“ stehen überall im | |
Saal zum Hochhalten bereit. Der Wahlkampfsong mit Dudelsack-Getöne wird | |
rauf- und runtergespielt. Buttons mit „I’m a Mac“ auf orange-blauem | |
Schottenkaro pinnen an vielen Sakko-Kragen. „Frech und modern“ soll die | |
Kampagne sein. McAllisters deutsch-schottischer Hintergrund wird gleich | |
mehrfach verwurstet. | |
Der „Häuptling“, wie es im CDU-Song heißt, sucht unterdessen noch den | |
richtigen Ton. Einen „harten, aber fairen Wahlkampf“ kündigt er stets an. | |
Entsprechend bemüht er sich in seiner Rede statt des üblichen Polterns um | |
einen staatstragenden Auftritt. Ganz gelingt ihm das nicht: „Wir wollen | |
Ruhe, die wollen Kampf in den Schulen“, kritisiert er etwa die Forderungen | |
von SPD, Grünen und Linkspartei nach mehr Gesamtschulen. Und droht nur | |
Sätze später selbst: „Finger weg von den Gymnasien, sonst gibt es richtig | |
Ärger.“ | |
„Keine Mehrheit ohne die CDU“ ist die Parole, die McAllister vorgibt. Die | |
hat in aktuellen Umfragen Rot-Grün, während die CDU ohne Partner dasteht: | |
Die FDP fliegt nach derzeitigem Stand aus dem Landtag, SPD und Grüne setzen | |
klar auf gemeinsame Regierungsübernahme. | |
Die CDU sei dennoch „ganz easy und relaxt“, gibt ihr Spitzenkandidat vor: | |
„Fühlen Sie meinen Puls.“ Geschlossen zeigt sich die Partei in Celle | |
immerhin – keine zwei Stunden braucht sie, um ihr Regierungsprogramm zu | |
beraten und zu verabschieden. | |
Für Diskussionen sorgen einzig das Festhalten an Studiengebühren und die | |
Position zur umstrittenen Erdgasfördertechnik Fracking. Die Aufnahme eines | |
generellen Fracking-Verbots in das Regierungsprogramm statt eines Verbots | |
nur für Wasserschutzgebiete forderte ein Änderungsantrag. | |
Die Bürgerproteste müsse man ernst nehmen, sagte etwa der | |
Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel. „Das sind nicht irgendwelche | |
Spinner, die da auf die Straße gehen, das ist auch unsere Klientel.“ Bei | |
der Abstimmung scheiterte der entsprechende Antrag nur knapp. | |
14 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
## TAGS | |
Fracking | |
CSU | |
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