# taz.de -- Schlagabtausch zur Euro-Rettung: Merkel versus Steinbrück | |
> Im Bundestag liefern sich Merkel und Steinbrück ein erstes Rededuell. Der | |
> SPD-Kandidat wirft der Kanzlerin „Doppelspiel“ vor. Doch der große Krach | |
> bleibt aus. | |
Bild: Damals noch auf derselben Seite: Steinbrück und Merkel als Teil der gro�… | |
BERLIN dpa | SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat Kanzlerin Angela | |
Merkel (CDU) in einem Rededuell im Bundestag schweres Missmanagement in der | |
Euro-Schuldenkrise vorgeworfen. Steinbrück unterstellte der Kanzlerin im | |
ersten Schlagabtausch seit seiner Nominierung ein „Doppelspiel“. Sie habe | |
Griechenland-Mobbing aus ihrer Koalition heraus zugelassen habe. Merkel | |
schlug als neues Hilfsinstrument für Krisen-Staaten einen Solidaritätsfonds | |
vor, der aus der milliardenschweren Finanztransaktionssteuer gespeist | |
werden könnte. Es soll ausschließlich um konkrete Projekte gehen. | |
Für die Kanzlerin und ihren ehemaligen Finanzminister war dies am | |
Donnerstag das erste direkte Rededuell ein Jahr vor der Wahl, die | |
vermutlich im September 2013 stattfinden wird. | |
Merkel verzichtete in einer Regierungserklärung zum EU-Gipfel auf direkte | |
Angriffe gegen ihren Herausforderer. Bei SPD und Grünen bedankte sie sich | |
sogar für die Unterstützung bei bisherigen Euro-Rettungspaketen. An den | |
entscheidenden Stellen habe sich die große Mehrheit des Parlaments „immer | |
zusammengerauft“. | |
Konkret schlug Merkel einen Solidaritätsfonds zur Unterstützung von | |
Reformen in europäischen Krisenländern vor, der aus den Einnahmen der | |
geplanten Finanztransaktionssteuer gespeist wird. Zugleich unterstützte sie | |
den Vorschlag von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für einen | |
stärkeren EU-Währungskommissar. Brüssel brauche bei Verstößen gegen die | |
Haushaltsdisziplin „echte Durchgriffsrechte“. Zur Kritik an Schäuble sagte | |
sie: „So bauen wir ein glaubwürdiges Europa nicht, wenn wir alles sofort | |
vom Tisch wischen.“ | |
Steinbrück warf Merkel hingegen vor, die Bedeutung des Projektes Europa | |
über die aktuelle Krisenpolitik hinaus nicht ausreichend zu erklären. Die | |
CDU-Vorsitzende habe zugelassen, dass aus den eigenen Reihen über Monate | |
hinweg „Mobbing gegen Griechenland“ betrieben worden sei. „Sie haben | |
laviert.“ Deshalb gebe es in Europa jetzt viel „zerschlagenes Porzellan“. | |
Weder Helmut Kohl noch ein anderer Vorgänger hätten es zugelassen, einen | |
EU-Partner für derart „innenpolitische Händel“ zu missbrauchen. | |
## „Keine Vorreiterrolle“ | |
Der SPD-Kandidat hielt der Bundesregierung auch vor, zu wenig zur | |
Ankurbelung des Wachstums zu unternehmen. „Aus einer einseitigen | |
Krisenanalyse folgt eine einseitige Therapie: Sparen, sparen, sparen.“ | |
Zugleich strenge sich die schwarz-gelbe Koalition zu wenig an, um das | |
deutsche Haushaltsdefizit zu senken. Wörtlich sagte Steinbrück: „Vorsichtig | |
formuliert: Es gibt von dieser Bundesregierung keine Vorreiterrolle beim | |
Schuldenabbau in Europa.“ | |
Erforderlich sei nun ein echter Wachstums- und Beschäftigungspakt sowie | |
eine wirksame Banken- und Finanzmarktregulierung. Zur geplanten Bankenunion | |
müsse ein Fonds zur Rekapitalisierung von Instituten gehören. Dieser solle | |
aber nicht von den Steuerzahlern, sondern der Branche selbst gespeist | |
werden. Aus der Euro-Krise sei mehr als eine Währungskrise geworden. „Wir | |
merken, dass uns diese Krise mehr als Geld kosten könnte - nämlich die | |
Legitimation durch unsere Bürger.“ | |
Merkel bekräftigte, dass Griechenland in der Euro-Zone gehalten werden | |
soll. Die Kanzlerin machte erneut klar, dass nach Vorliegen des | |
Troika-Berichts der Bundestag über die mögliche Auszahlung weiterer | |
Tranchen zu entscheiden habe. Das Treffen der europäischen Staats- und | |
Regierungschefs an diesem Donnerstag und Freitag werde gewiss nicht der | |
letzte Gipfel zur Krise sein. Zugleich gelte aber: „Manches ist bereits | |
geschafft. Wir können die Konturen einer Stabilitätsunion bereits deutlich | |
erkennen.“ | |
18 Oct 2012 | |
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