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# taz.de -- „Newsweek“ stellt 2013 Printausgabe ein: In Zukunft nur noch di…
> „Newsweek“ wurde in den letzten 80 Jahren eine journalistische
> Institution. Ab dem nächsten Jahr gibt es das US-Magazin nur noch im
> Internet.
Bild: Jahrzehntelang ganz vorne in der Auslage: das legendäre US-Magazin „Ne…
NEW YORK dpa | Auf dem ersten Titelbild waren Hakenkreuze. Gut zwei Wochen
zuvor waren die Nazis im fernen Deutschland an die Macht gekommen und das
neue Blatt in den USA zeigte groß einen SA-Aufmarsch („Hitler's Night“).
Mit solchen Bildern beherrschte [1][Newsweek] acht Jahrzehnte die
Zeitungskioske in den USA, brachte den Lesern Kriege, Hochzeiten,
Katastrophen und ferne Länder nahe. Den Blickfang am Zeitungskiosk wird es
künftig nicht mehr geben: Nach 80 Jahren erscheint die legendäre Newsweek
nur noch im Internet.
Wenn [2][Time] so etwas wie der König der amerikanischen Blätter ist, dann
ist Newsweek die Königin. Time gleicht dem deutschen Spiegel nicht nur mit
dem roten Rahmen, sondern hat auch eine klare Ausrichtung auf Politik und
Weltgeschehen. Newsweek setzte immer auch stark auf Bilder und mag mit
deutschen Augen irgendwo zwischen Spiegel und Stern angesiedelt werden.
Auf jeden Fall waren die Titelbilder ein Hingucker am Kiosk: Präsidenten,
Stars, Forscher, nicht selten einfache Leute – wer vom Newsweek-Titel aus
dem Kiosk guckte, der war jemand in der Welt. Zum Beispiel Angela Merkel
vor einem knappen Jahr, untertitelt mit [3][„ACHTUNG! It's Angela!“].
Es war Ex-Time-Redakteur Thomas Martyn, der News-Week 1933 gründete. 1961,
da war der Bindestrich schon verschwunden, kaufte die Gruppe um die
Tageszeitung [4][Washington Post] das Journal, doch ein halbes Jahrhundert
später war die Ikone zum Fass ohne Boden geworden. Für einen Dollar – für
ein Heft am Kiosk hätte er schon mehr als das Dreifache zahlen müssen –
übernahm der Radiotechnikpionier Sidney Harman die Zeitschrift – und ihre
Schulden.
## Vier gedruckte Versionen
Ein paar Wochen später verschmolz die alte, angesehene Newsweek mit einer
gerade zwei Jahre alten Internetplattform mit dem seltsamen Namen [5][The
Daily Beast]. Deren Chefin, die ebenso charismatische wie harte Tina Brown,
wurde Chefin beider Redaktionen. Da gab es noch vier gedruckte Versionen
von Newsweek für die verschiedenen Teile der Welt und diverse
Lizenzausgaben.
„Newsweek Global, wie die digitale Ausgabe dann heißt, wird eine einzige
weltweite Edition sein, ausgerichtet auf ein hochmobiles, meinungsbildendes
Publikum, das in einem anspruchsvollen Umfeld etwas über die Welt erfahren
will“, erklärte Brown nun. Die letzte gedruckte Ausgabe gibt es am 31.
Dezember 2012.
## Ein Plus von 70 Prozent
15 Millionen Leser, allein im vergangenen Jahr ein Plus von 70 Prozent,
haben die Websites nach eigenen Angaben im Monat. Die sollen künftig
zahlen. Während die Werbung im Printbereich einbreche, hätten schon 70
Millionen Amerikaner ein elektronisches Lesegerät, schreibt Brown – „eine
hervorragende globale Plattform für unseren preisgekrönten Journalismus“.
Aber Brown und ihr Kollege Baba Shetty räumen auch ein, dass viele „die
Romantik der gedruckten Ausgabe und die Kollegialität in den hektischen
Stunden vor dem Erscheinen“ missen werden. Einen ähnlichen Weg ist vor drei
Jahren bereits [6][Life] gegangen. Das Reportagemagazin hat eine ähnliche
Geschichte und eine ähnliche Aura wie Newsweek. Auch die Fotos von Life
gibt es aber nur noch im Internet. So existiert Life weiter – der Glanz ist
jedoch weg.
19 Oct 2012
## LINKS
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Newsweek
[2] http://www.time.com/time/magazine
[3] http://www.wz-newsline.de/home/politik/us-magazin-angela-merkel-eiskalt-1.8…
[4] http://www.washingtonpost.com/
[5] http://www.thedailybeast.com/newsweek.html
[6] http://life.time.com/
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