# taz.de -- Wau-Holland-Stiftung nicht gemeinnützig: Wegen Wikileaks nicht sel… | |
> Der Wau-Holland-Stiftung, die Wikileaks unterstützt, wurde die | |
> Gemeinnützigkeit aberkannt. Dort wertet man dies als taktisches Manöver. | |
Bild: Die gleichnamige Stiftung geht auf den 2001 verstorbenen deutschen Hacker… | |
BERLIN taz | Klaus Schleisiek, zweiter Vorsitzender der [1][Wau Holland | |
Stiftung] (WHS) und Gründungsmitglied des [2][Chaos Computer Club], klingt | |
am Telefon trotz seiner höflichen hanseatischen Art etwas genervt. „Nein, | |
überrascht hat uns die Aberkennung der Gemeinnützigkeit für das Jahr 2010 | |
nicht“, sagt er gegenüber der taz und ergänzt: „eher schon die | |
Berichterstattung darüber“. | |
Am Wochenende war über eine [3][Spiegel-Meldung] bekanntgeworden, dass die | |
WHS, die auf den 2001 verstorbenen deutschen Hackerveteranen und | |
CCC-Mitbegründer Wau Holland zurückgeht, für 2010, ihr bislang größtes | |
Spendenjahr, keine Spendenquittungen ausstellen darf. | |
Der Grund: Das zuständige Finanzamt Kassel hatte festgestellt, dass die | |
Stiftung mit der Spendensammlung und der einhergehenden Finanzierung der | |
Enthüllungsplattform WikiLeaks, für das 2010 gegen das „Gebot der | |
Selbstlosigkeit“ verstossen habe. | |
Bestätigt wurde die Aberkennung der Gemeinnützigkeit nun in zweiter Instanz | |
vom Finanzamt Hamburg, zu dem die WHS mittlerweile umgezogen ist. Das sei | |
aber gar keine Überraschung gewesen, so Schleisiek. Man habe aus taktischen | |
Gründen beschlossen, nicht erneut gegen die Zurückweisung des Einspruchs zu | |
klagen. | |
## Spendenaufkommen von 1,3 Millionen Euro | |
So sei es leichter, die Gemeinnützigkeit für 2011 und folgende Jahre wieder | |
zu erlangen. Für 2010 ging es um viel Geld: | |
[4][http://www.golem.de/1104/83034.html][5][1,33 Millionen Euro] wurden | |
über die WHS an WikiLeaks gespendet. Schleisiek schätzt, dass dem Staat | |
durch die Aberkennung der Gemeinnützigkeit knapp 300.000 Euro zufließen – | |
und den Spendern an potenziellen Steuererstattungen entgehen. | |
Ganz einfach zu verstehen ist das Konstrukt, das WHS und WikiLeaks bilden, | |
von außen nicht. Das Enthüllungsportal, dessen Gründer Julian Assange nach | |
wie vor in der Londoner Botschaft von Ecuador sitzt, um einer Auslieferung | |
nach Schweden zu entgehen, hat seit Jahren Probleme, Spenden zu erhalten. | |
Zahlungsanbieter wie Visa, Mastercard oder Paypal verweigern ihre Dienste | |
direkt oder indirekt – auch auf Druck der US-Regierung. Die WHS wurde zu | |
einer wichtigen Alternativroute für Unterstützungsgelder. Doch genau dabei | |
scheinen die Macher der Stiftung, die sich unter anderem die Förderung der | |
Informationsfreiheit zu ihren Aufgaben gemacht hat, nicht kompatibel zum | |
deutschen Stiftungsrecht gewesen zu sein. | |
Das Finanzamt Kassel, das laut WHS auf Weisung des hessischen | |
Innenministeriums ermittelte, warf der Stiftung vor, gegen den Grundsatz | |
der Selbstlosigkeit zu verstoßen. Dies konnte man bei der WHS nicht | |
verstehen, da die Förderung der Enthüllungsplattform WikiLeaks direkt dem | |
Ziel der Informationsfreiheit diente. Beim Finanzamt Hamburg ging es nun | |
wiederum um den „Verstoss gegen das Gebot der Unmittelbarkeit“. | |
## „Nachvollziebare Kontrollverfahren“ | |
Dabei muss sichergestellt sein, dass eine gemeinnützige Organisation bei | |
der Engagierung von Hilfspersonen – in diesem Fall WikiLeaks – | |
„nachvollziehbare Kontrollverfahren“ vorhält. Doch genau das, vulgo eine | |
genaue vertragliche Gestaltung, war offenbar nicht vorhanden. | |
Schleisiek meint, man habe in den letzten Monaten viel gelernt, wie die | |
Stiftung auch auf ihrer [6][Website] schreibt. „Wir haben durch dieses | |
Verfahren gelernt, welche vertraglichen Rahmenbedingungen wir benötigen, um | |
gemeinnützig fördern zu können.“ | |
Mit dem zuständigen Finanzbeamten in Hamburg stehe man regelmäßig in | |
Kontakt, mit einem Bescheid für die Jahre 2011 und folgende rechne man in | |
den nächsten Tagen. „2011 werden wir gemeinnützig sein“, sagt der | |
stellvertretende WHS-Vorsitzende. | |
## Spendenbreitschaft ist gesunken | |
Unterdessen plagt die Stiftung – und vor allem WikiLeaks – allerdings ein | |
ganz anderes Problem: Die Spendenbereitschaft ist seit 2010 massiv | |
gesunken. 2011 gingen nur noch knapp 139.000 Euro an WikiLeaks gespendet, | |
im ersten Halbjahr 2012 nur noch rund 32.000 Euro. | |
Schleisiek sieht dies vor allem durch das Öffentlichkeitsbild von WikiLeaks | |
und Gründer Julian Assange begründet. Assange steht in Schweden unter dem | |
Verdacht sexueller Vergehen und fürchtet, bei einer Überstellung in das | |
Land in die USA ausgeliefert zu werden. | |
Auch gab es seit längerem keine spektakulären „Leaks“ mehr, die die | |
Organisation zu verzeichnet hätte – „auch wenn weiterhin in | |
vierteljährlichem Abstand regelmäßig größere Datenmengen publiziert | |
werden“. | |
5 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.wauland.de/stiftung.html | |
[2] http://ccc.de/ | |
[3] /Wau-Holland-Stiftung-und-Wikileaks/!104877/ | |
[4] http://www.golem.de/1104/83034.html | |
[5] http://www.golem.de/1104/83034.html | |
[6] http://www.wauland.de/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Chaos Computer Club | |
Wikileaks | |
Spenden | |
Attac | |
Wikileaks | |
Julian Assange | |
Gemeinnützigkeit | |
Wikileaks | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streit um Gemeinnützigkeit: Attac wird zum Opfer des Finanzamts | |
Die Globalisierungskritiker von Attac sind nicht mehr gemeinnützig. Weitere | |
NGOs müssen nun um ihren steuerbegünstigten Status zittern. | |
Spione gegen Wikileaks: Lizenz zur Heimreise | |
Agenten des FBI haben versucht, in Island etwas über Wikileaks | |
herauszufinden. Die Regierung in Reykjavik warf sie aus dem Land. | |
Assange kündigt Wikileaks-Offensive an: 2013 wird weiter enthüllt | |
Wikileaks-Gründer Julian Assange kündigt für das nächste Jahr eine neue | |
Veröffentlichungswelle an. Das neue Aktenkonvolut betrifft „jedes Land der | |
Welt“. | |
Wau-Holland-Stiftung und Wikileaks: „Viel Feind, viel Ehr“ | |
Julian Assange verdiene Solidarität, sagt Wau-Holland-Stiftungschef | |
Schleisiek. Ein Gespräch über Wikileaks, wiedergewonnene Gemeinnützigkeit | |
und sichere Daten. | |
Wau-Holland-Stiftung und Wikileaks: Spenden ohne Quittung | |
Ein Hamburger Finanzamt hat der Wau-Holland-Stiftung die Gemeinnützigkeit | |
für 2010 aberkannt. Der Grund sind Spenden an Wikileaks. | |
30 Jahre CCC: Gemeinsam gegen die Großmächte | |
Vor 30 Jahren gründete sich der Chaos Computer Club - in der "taz". Heute | |
ist er so weit etabliert, dass sogar Bundesrichter auf seine Expertise | |
setzen. | |
Die Struktur des Chaos Computer Clubs: Zurückhaltender Vorstand | |
Eine Satzung, die regionalen Gliederungen, die Sprecher und der Vorstand. | |
Der CCC ist ein Verein, wie er im Buche steht. | |
Wau-Holland-Stiftung veröffentlicht Bericht: Mehr als eine Million für Wikile… | |
2010 hat Wikileaks nicht nur an Ruhm und Einfluss gewonnen, die | |
Enthüllungsplattform hat auch viel Geld verdient. Die Wau-Holland- Stiftung | |
überwies den Aktivisten 400.000 Euro. |