# taz.de -- Alternative Suchmaschine: „Ducken“ statt googeln | |
> Die alternative Suche DuckDuckGo gewinnt immer mehr Nutzer. Das Konzept: | |
> Statt Zusatzdiensten gibt es nur die Suchergebnisse – und gespeichert | |
> wird nichts. | |
Bild: So simpel, wie es nur geht: die Eingabemaske von duckduckgo.com. | |
Nach Silicon Valley sieht es hier nicht aus. In einem kleinen Vorort von | |
Philadelphia entsteht dennoch ein Internet-Produkt, das den Netzriesen in | |
Kalifornien gefährlich werden könnte. Und es hört auf einen eher | |
merkwürdigen Namen: [1][DuckDuckGo]. | |
Die kleine Firma wurde bereits 2008 von dem 33jährigen Internet-Unternehmer | |
Gabriel Weinberg gegründet, der zuvor sein erstes größeres Start-up für | |
einen Millionenbetrag verkauft hatte. Anfangs kaum bekannt, gewinnt | |
DuckDuckGo derzeit mehr und mehr Nutzer. Die Grundidee: Die Zeit ist reif, | |
den großen Suchmaschinenanbietern wie Google, Microsoft Bing oder Yahoo, | |
die weltweit dominieren, Konkurrenz zu machen. | |
Was zunächst größenwahnsinnig klingt – schon [2][so manche IT-Neugründung] | |
hat über die Jahre erfolglos probiert, Google & Co. ans Bein zu pinkeln – | |
ist möglicherweise gar kein schlechtes Geschäftsmodell. Und das kommt so: | |
DuckDuckGo macht an vielen Stellen einfach alles anders als die anderen. | |
Während man bei der Google-Suche mittlerweile [3][vor lauter Werbung], | |
Links zu hauseigenen Produkten und einer zunehmenden Filterung nach | |
Freundeskreis („Personalisierung“) die wichtigen Dinge immer schwerer | |
findet, gibt's bei Weinbergs Firma sofort eine Antwort. Die kommt entweder | |
aus dem durchsuchten Web oder wird ergänzend von fachkundigen Quellen wie | |
der Wissenssuche WolframAlpha oder dem Lexikon Wikipedia gestellt. Werbung | |
wird äußerst sparsam eingesetzt – meist findet sich nur ein einziger | |
Textlink. Man ist schnell drin bei DuckDuckGo und auch wieder draußen, so | |
wie es einst bei Google in den Anfangsjahren der Fall war. | |
## Keine Identifizierung, keine Filter Bubble | |
Noch erstaunlicher: DuckDuckGo speichert [4][laut eigenen Angaben] keine | |
persönlich identifizerbaren Informationen. Während Google und Co. | |
sogenannte Searchlogs vorhalten und diese teilweise über mehr als ein Jahr | |
samt zugreifenden Internet-Adressen auf ihren Servern liegen lassen, werden | |
diese Infos von Weinbergs Server einfach nicht abgelegt. Das gleiche gilt | |
für Cookies, Datenkrümel, die eine Nachverfolgung über mehrere Websites | |
hinweg ermöglichen – nur für Einstellungen werden sie bei DuckDuckGo | |
verwendet, dann aber ohne Identifizierungsmerkmale. | |
Praktisch ist auch, dass die alternative Suchmaschine die sogenannte Filter | |
Bubble umgeht: Damit gemeint ist, dass Google, Bing und andere mittlerweile | |
dazu übergehen, Daten aus früheren Anfragen, sozialen Netzwerken wie | |
Google+ oder Facebook (sowie teilweise sogar von Surftripps auf anderen | |
Angeboten im Web) zu verwenden, um Suchergebnisse anzupassen. | |
Das wiederum kann dazu führen, dass man bei seinen Suchanfragen schnell im | |
eigenen Saft kocht: Der liberale Surfer in den USA enthält dann vermehrt | |
Links zu den Demokraten, der Konservative lebt im Republikaner-Netz. Dabei | |
will man beim Suchen ja eigentlich nur die passenden Inhalte finden – und | |
keine Meinung. Bei DuckDuckGo erhält man dagegen stets die gleiche | |
Ergebnisliste, egal wer man ist. | |
## Chance in der Nische | |
Weinbergs Suchmaschine wird wohl kaum Google übertrumpfen – auch in vielen | |
Jahren nicht. Doch zumindest in der Nische gibt es eine Chance. Weinberg | |
peilt selbst 1 Prozent des Suchmarktes an, wie er kürzlich der Washington | |
Post [5][sagte]. Momentan erreicht er vielleicht ein Fünftel davon. Dennoch | |
wächst DuckDuckGo rasant. Von 10 Millionen Suchanfragen im Oktober 2011 | |
sollen es ein Jahr später schon 45 Millionen gewesen sein. Zum Vergleich: | |
Google verarbeitet Milliarden – pro Tag. | |
Aber auch mit 1 Prozent des Marktes wäre Weinberg zufrieden und vermutlich | |
sehr profitabel - groß soll seine Firma nämlich nicht werden. Klappen kann | |
das aber nur dann, wenn der Leidensdruck der Google-Nutzer weiter zunimmt. | |
Weinberg glaubt, dass das so sein wird, sagte er der Washington Post. „Was | |
gut für Googles Geschäft ist, ist schlecht für Googles Nutzer.“ Der | |
Suchmaschinenriese würde dem sicher widersprechen. | |
16 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://duckduckgo.com/ | |
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Cuil | |
[3] /Werbung-in-der-Google-Suche/!92018/ | |
[4] http://donttrack.us | |
[5] http://www.washingtonpost.com/business/ducking-google-in-search-engines/201… | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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