# taz.de -- Jahresbericht der Mozilla-Stiftung: Mit Googles Geld gegen Google | |
> Der Browser Firefox ist das Erfolgsprojekt der Mozilla Stiftung, kommt | |
> aber im Jahresbericht kaum vor. Der neue Plan: mit viel Geld das mobile | |
> Web befreien. | |
Bild: So stellt sich Mozilla die Zukunft vor: mit Firefox OS auf Mobilgeräten. | |
Für eine gemeinnützige Stiftung ohne Gewinnstreben geht des der Mozilla | |
Foundation [1][finanziell erstaunlich gut]. 163 Millionen Dollar nahm die | |
US-Stiftung allein im Jahr 2011 ein, wie sie jetzt [2][in ihrem | |
Jahresbericht] bekannt gab. Die Gewinne kommen hauptsächlich aus dem | |
Suchfeld in dem Erfolgsprojekt Firefox. | |
Wer mit dem OpenSource-Browser bei Google sucht oder gar Produkte bei | |
Amazon sucht, verschafft der Stiftung Provisionszahlungen. Gerade Google | |
als größter Geldgeber profitiert von Firefox. So stellte die Mozilla | |
Foundation die US-Suchmaschine auch als Standard für russische Nutzer ein | |
und verwies die einheimische Suchmaschine Yandex auf die Plätze. | |
Firefox ist nach wie vor das Erfolgsprojekt der Foundation. Der schnelle | |
Browser hat es nicht nur geschafft, das Monopol des damals scheinbar | |
unangreifbaren Konkurrenten Microsoft zu durchbrechen, sondern hat das | |
gesamte Web wieder auf einen anderen Pfad gebracht. Ohne die Vorarbeit von | |
Firefox wären alternative Browser wie Googles Chrome wohl nicht so schnell | |
erfolgreich geworden. Die Lethargie der Webentwicklung hätte viele | |
Cloud-Angebote wie Google Maps auf Jahre ausgebremst. | |
Doch im aktuellen Jahresbericht kommt der inzwischen acht Jahre alte | |
Open-Source-Browser kaum vor. Stattdessen konzentriert sich Mozilla auf | |
seine neuen Projekte. Die wichtigste Baustelle ist das mobile Web: Es gibt | |
seit diesem Jahr nicht nur eine Firefox-Version für Android-Smartphones – | |
die Mozilla Foundation will gleich ein eigenes mobiles Betriebssystem | |
etablieren. | |
Warum es Mozilla mit den großen Konzernen aufnehmen will, begründet die | |
Stiftung im für die Mobilbranche typischer Marketing-Sprache: „ Wir | |
verbinden Menschen miteinander, ermöglichen es, Erlebnisse zu teilen, und | |
schaffen so eine Welt, die unseren Bedürfnissen entspricht.“ | |
Das soll heißen: Die großen Konkurrenten Apple und Google haben den Markt | |
unter sich aufgeteilt und pflanzen ihre Dienste fast untrennbar auf ihren | |
den Geräten ein. Wer iPhone-Apps will, muss sie bei Apple kaufen, Google | |
setzt bei seinem neuen Musikangebot auf die Hunderte von Millionen | |
Android-Smartphones. Wer das Handy kontrolliert, hat auch ersten Zugriff | |
auf den Geldbeutel des Nutzers. | |
## Vorbei an Google und Apple | |
Firefox-OS soll anders sein. Statt Apps speziell für das Handy anzupassen, | |
sollen Entwickler ihre Anwendungen direkt im Web-Standard HTML5 schreiben. | |
Die können dann nämlich auch weitgehend auf den Konkurrenz-Plattformen | |
laufen. Entwickler bekämen so einen Weg auf die Handys, der an Google, | |
Apple und Microsoft vorbei führt. Zuerst will Mozilla die Firefox-Handies | |
Anfang 2013 in Südamerika vertreiben – ein Abkommen mit dem | |
Mobilfunkbetreiber Telefónica soll dabei helfen. Durch den Verzicht auf | |
teure Patente sollen die Endgeräte zudem billiger sein. | |
Daneben setzt Mozilla auf weitere Leuchtturm-Projekte, mit denen die | |
Stiftung den Nutzern zeigt, wie toll und leistungsfähig offene Anwendungen | |
sind. So hat die Stiftung erst in dieser Woche den „Popcorn-Maker“ | |
vorgestellt, ein Videobearbeitungsprogramm im Browser. Clou dabei: Statt | |
nur Videoinhalte kann man mit dem „Popcorn-Maker“ dynamische Inhalte wie | |
Google Maps oder Twitter-Nachrichten einbinden. So bekommen Inhalte einen | |
aktuellen Bezug. | |
Ob dieses Werkzeug aber mehr Auswirkungen hat, als einer engen Zielgruppe | |
einen Aha-Effekt zu verschaffen, ist allerdings nicht zu erwarten. Aber für | |
solche Experimente hat die Mozilla Foundation auf absehbare Zeit mehr als | |
genug Geld. | |
16 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] /!84142/ | |
[2] http://www.mozilla.org/en-US/foundation/annualreport/2011/ | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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