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# taz.de -- Streit der Woche: „Nachrichten sind kein Content“
> Der Internet-Intellektuelle Jeff Jarvis fordert ein neues Verständnis von
> Nachrichten. Ex-SPD-Schatzmeisterin Wettig-Danielmeier lobt die Presse.
Bild: Zeitung ade?
Dass gedruckte Zeitungen sterben, findet der New Yorker
Medienwissenschaftler und Bestseller-Autor Jeff Jarvis nicht schlimm. Eine
digitale Zeitung könne viel effizienter und billiger arbeiten als eine
Printzeitung, schreibt der Hochschullehrer der City University of New York
in der aktuellen sonntaz: „Wir müssen nur aufhören in Nachrichten content
zu sehen und damit beginnen, Nachrichten als Service zu betrachten.“
Die SPD-Politikerin Inge Wettig-Danielmeier, die noch 2004 als
Schatzmeisterin der Sozialdemokraten Teile der Frankfurter Rundschau
gekauft hatte, betont dagegen die besondere Rolle der Presse im Prozess der
Meinungsbildung: „Wer politisch interessiert ist, wer politisch handeln
muss, braucht Zeitungen. Das Internet ersetzt nicht die differenzierte
Argumentation, die eine Zeitung nach redaktioneller Diskussion zu den
Themen der Welt vortragen kann“.
Auch Ylva Meier, Direktkandidatin der Piratenpartei im niedersächsischen
Barsinghausen, wo die Deister-Leine-Zeitung in diesem Frühjahr eingestellt
worden war, warnt angesichts der Schließungen von Lokalzeitungen und
Lokalbeilagen vor einem Verlust von Bürgernähe und Beteiligungsmöglichkeit:
„Lokalpolitik braucht Lokaljournalisten, die den Politikern auf die Finger
schauen“, schreibt sie.
## Herrschaftskonforme Presse
Die Bundestagsabgeordnete Kathrin Senger-Schäfer (Die Linke) beklagt den
„derzeitigen Stand der Medienkonzentration“, der nicht imstande sei, „die
allseits beschworene Medienvielfalt“ zu gewährleisten: „Die meisten
Medienerzeugnisse, darunter auch die Presse, sind viel zu
herrschaftskonform“. Sie plädiert für „die Ausschaltung des Renditedenkens
durch Fremdgesellschafter und die Selbstverantwortung der Redaktionen
gegenüber Herausgeberschaft und Inhaber“.
Deutlich entspannter betrachtet Medienjournalist Christian Jakubetz die
Angelegenheit: „Journalismus wandert ins Netz ab. Aber guter Journalismus
ist nicht von seinem Datenträger abhängig. Und wer denn unbedingt will,
kann sich seine gedruckte taz ja dann direkt neben seine LP´s ins Regal
legen.“
Im Streit der Woche diskutieren in der sonntaz vom 24./25. November
außerdem: der Entertainer Harald Schmidt, Helmut Heinen vom Bundesverband
Deutscher Zeitungsverleger, der Vorsitzende der Enquete-Kommission digitale
Gesellschaft Axel Fischer, die US-amerikanische Online-Journalistin Rachel
Stern, Helga Trüpel, stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses im
EU-Parlament und der Chemie-Professor Michael Herzog, der die Frankfurter
Rundschau für sehr entbehrlich hält.
24 Nov 2012
## AUTOREN
Irina Serdyuk
## TAGS
Zeitung
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