| # taz.de -- STADTENTWICKLUNG: Letzte Lücke im Schanzenviertel | |
| > Konzept für Brammerfläche vorgestellt. Betreiber des Central Park will | |
| > mit Bürgerbeteiligung einen Mikrokosmos aus Wohnen und Gewerbe schaffen | |
| Bild: Zomia ist ein Zwischenmieter auf der Brammerfläche. | |
| John Schierhorn versteht es zu begeistern. Der Betreiber des Musikclubs | |
| „Waagenbau“ und des Beach-Clubs „Central Park“ im Schanzenviertel hat im | |
| Rathaus Altona ein Konzept für die Brammerfläche vorgestellt, die letzte | |
| große Freifläche im Schanzenviertel. Er und sein Mitstreiter Leon Roloff | |
| schlagen einen Mikrokosmos aus verschiedenen Wohnformen, Kleingewerbe und | |
| öffentlichen Flächen vor, der etwas vom Flair des Viertels retten soll. Die | |
| Altonaer Politik ist bereit, grünes Licht zu geben. „Das ist mit Abstand | |
| das Beste, was mir jemals untergekommen ist“, kommentierte Mark Classen von | |
| der SPD-Fraktion das Konzept. | |
| Die Brammerfläche, auf der sich vor langer Zeit einmal ein gleichnamiger | |
| Autoteilezulieferer ansiedeln sollte, liegt seit mehr als 17 Jahren brach. | |
| 1995 scheiterte der letzte Investor mit dem Versuch, das zentral gelegene | |
| Grundstück an der Altonaer Straße zu bebauen. Bis 2014 ist die | |
| Bauwagengruppe Zomia hier untergeschlüpft. Daneben liegt der von einem | |
| Bretterzaun eingefasste Beachclub Schierhorns. | |
| Nach dem derzeit gültigen Bebauungsplan dürfen hier dreistöckige | |
| Gewerbebauten errichtet werden. Für Wohnungen galt das Gelände bis dato als | |
| ungeeignet, schließlich fährt daran mit lautem Getöse die S-Bahn entlang. | |
| Der Versuch, eine Dönerfabrik auf dem Grundstück zu bauen, rief eine von | |
| Schierhorn mit initiierte Bürgerinitiative auf den Plan, die zwar formal | |
| scheiterte, aber wegen der großen Zahl an Unterschriften die Politik | |
| sensibilisierte. | |
| Schierhorn möchte der Gentrifizierung des Schanzenviertels etwas | |
| entgegensetzen. Er schlägt einen Block mit 200 Studenten-, Miet- und | |
| Sozialwohnungen vor, dazu eine soziale Markthalle mit dem Beachclub auf dem | |
| Dach, kulturelle Flächen, in denen die Clubs von der abzureißenden | |
| Sternbrücke unterkommen könnten, kleine Flächen für Gewerbetreibende und | |
| Existenzgründer, eine Kita, einen Carsharing-Parkplatz und einen | |
| öffentlichen Hof. | |
| „Es kamen von überall Ideen auf uns zu“, sagt Schierhorn. Dazu gehören ein | |
| Hospiz, Mutter-und-Kind-Wohnen und Wohnungen für Angehörige der | |
| Freiwilligen Feuerwehr. Beim Gewerbe könne es nicht nur um Existenzgründer | |
| gehen, sondern um die vielen Geschäfte, die derzeit verdrängt zu werden | |
| drohten, aber eine wichtige Rolle für das Viertel spielten. | |
| Das Konzept versteht sich als Vorschlag, der in einem breit angelegten | |
| Bürgerbeteiligungsprozess zu einem Plan reifen soll. Schierhorn will zu | |
| einer großen Bürgerversammlung einladen und nach dem Vorbild der | |
| Rindermarkthallen-Aktivisten einen Planungswürfel aufstellen. Die Debatte | |
| gehöre zum Projekt. Um auf diese Weise planen zu können, müsste ihm die | |
| Finanzbehörde das Grundstück aber für eine Weile anhand geben, sprich: | |
| reservieren. „Wir möchten nur zwei Jahre lang die realistische Chance, dass | |
| man das mit einer richtigen Bürgerbeteiligung machen kann“, sagt er. | |
| Die Bezirksversammlung wird das wohl befürworten und ist schon dabei, den | |
| Bebauungsplan zu ändern. In puncto Anhandgabe kann sie allerdings nur an | |
| die Finanzbehörde appellieren, die außerdem auf ein Höchstgebotsverfahren | |
| verzichten müsste. | |
| „Der Kasus knaktus wird die Finanzierung sein“, prognostiziert Sven | |
| Hielscher von der Altonaer CDU-Fraktion, die eine lange Anhandgabe | |
| befürwortet. Schließlich verfügten Schierhorn und und Roloff nicht über | |
| nennenswertes Eigenkapital. | |
| „Das ist keine Luftnummer“, versichert Schierhorn. Er habe bereits mit | |
| Investoren, Genossenschaften und institutionellen Anlegern gesprochen. Mit | |
| seinem Konzept, seiner Verankerung im Viertel und der Anhandgabe im Rücken | |
| könne er das Projekt stemmen. | |
| 29 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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