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# taz.de -- Gehörlose Piraten-Politikerin beschimpft: Urlaub gegen den Hass
> Die gehörlose Piraten-Politikerin Julia Probst wurde im Netz wüst
> beschimpft: weil sie auch mit ihrer Stimme statt nur mit Gebärden sprach.
> Nun nimmt sie eine Auszeit.
Bild: Damals noch gut gelaunt: Julia Probst auf der re:publica.
BERLIN dpa | Julia Probst, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der
Internet-Szene in Deutschland hat sich nach heftigen Beschimpfungen zu
einer Auszeit entschlossen. Die gehörlose Lippenleserin und
Bundestagskandidatin der Piraten teilte mit, dass sie bis zum Jahreswechsel
bei Twitter einen „Urlaub“ einlege.
Dort ist sie mit ihrem [1][Netznamen „einAugenschmaus“] unterwegs. Am
Montag meldete sie sich noch einmal kurz zurück, um besorgten „Followern“
bei Twitter zu sagen,
[2][//twitter.com/EinAugenschmaus/status/275496553144262656:dass es ihr gut
gehe]. „Ich nehme mir aber eine Auszeit und schaue dann, wie es
weitergeht.“ Ihren Twitter-Nachrichten folgen mehr als 22.000 Menschen.
Nach einem Auftritt in der [3][-Ist-die-Schwärmerei-vorbei:ZDF-Sendung „log
in“] war die 31-Jährige in der vergangenen Woche von mehreren
Internet-Nutzern beleidigt worden. Einige forderten, sie solle sich auf die
Gebärdensprache beschränken oder ihre Aussagen vorlesen lassen. „Die wollen
mir vorschreiben, wie ich aufzutreten habe“, sagte Probst. „Meine Stimme
ist nicht perfekt – aber sie ist eben meine Stimme.“
Bekannt wurde Probst während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in
Südafrika, als sie den deutschen Fußballern während der Spiele von den
Lippen ablas und ihre Aussagen twitterte. Seit rund fünf Monaten setzt sie
sich bei der Piratenpartei für Barrierefreiheit und Inklusion ein – das
Konzept der Inklusion tritt als Gegenmodell zur Integration dafür ein,
Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Menschen von vornherein als positive
Werte zu akzeptieren. Auf der Landesliste der Piraten in Baden-Württemberg
steht Probst auf Listenplatz drei. Käme sie in den Bundestag, wäre sie die
erste gehörlose Bundestagsabgeordnete.
Nach den Beleidigungen habe sie zunächst auch mit dem Gedanken gespielt,
sich auch von der Landesliste streichen zu lassen, sagte Probst. Die
Piratenpartei stellte sich hinter ihre Kandidatin. „Es empört uns zutiefst,
dass ein Mensch, der seine Stimme frei und selbstbewusst erhebt, für diese
Tatsache von anderen Menschen kritisiert wird“, hieß es [4][in einer
gemeinsamen Mitteilung] der Bundespiraten mit dem Landesverband
Baden-Württemberg. Auf Twitter lösten die Vorfälle eine Welle der
Sympathie- und Solidaritätsbekundungen aus.
3 Dec 2012
## LINKS
[1] http://twitter.com/EinAugenschmaus
[2] http://https
[3] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/1009864#/beitrag/…
[4] http://vorstand.piratenpartei.de/2012/11/30/statement-zur-offentlichen-disk…
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Internet
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