# taz.de -- Brandschutz in Textilfabriken: Discounter überdenken Brandschutz | |
> Nach den tödlichen Bränden in Kleidungsfabriken wächst der öffentliche | |
> Druck auf Kik und Co. Aktivisten rufen zu Protestkundgebung auf. | |
Bild: Die Maßnahmen sollen Unglücke wie in der ausgebrannten Textilfabrik in … | |
BERLIN taz | Die Arbeitsbedingungen in der asiatischen | |
Billigtextilproduktion sind weiterhin in der Kritik. Während mehrere | |
deutsche Branchenriesen Gespräche über die Unterzeichnung eines | |
internationalen Brandschutzabkommens führen, haben Aktivistengruppen für | |
Montagmorgen zu einer Protestaktion vor dem Reichstag in Berlin aufgerufen. | |
„Wir wollen weiter Druck auf die Unternehmen ausüben“, sagte ein Sprecher | |
von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Gemeinsam mit der | |
Frauenrechtsorganisation Femnet und der Kampagne für Saubere Kleidung | |
fordert Ver.di anlässlich des heutigen Menschenrechtstags mehr Transparenz | |
in der Textilproduktion. | |
Neben der Offenlegung von Zulieferern sollen mit Arbeitervertretungen aus | |
Produzentenländern die Unterzeichnung eines Brandschutzabkommens, der | |
Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen sowie höhere Löhne in den dortigen | |
Fabriken durchgesetzt werden. | |
Hoffnung könnte von der internationalen Organisation Clean Clothes Campaign | |
(CCC) kommen: Ein im März ausgehandeltes internationales | |
Brandschutzabkommen in Zusammenarbeit mit bangladeschischen Gewerkschaften | |
fand die Zustimmung der US-Firma PVH (Hilfiger, Calvin Klein), Tchibo | |
folgte als zweite Firma im September. | |
## Kontrolle Vorort | |
„Das Besondere an diesem Abkommen ist, dass zum ersten Mal Gewerkschaften | |
und Organisationen vor Ort die Fabriken kontrollieren dürfen, nicht nur | |
Firmen von außen“, sagt Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von Femnet | |
und Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung. | |
Außerdem sieht es die Bildung von fabrikinternen Arbeitsschutzausschüssen | |
und Mitarbeiterschulungen vor. Das Abkommen tritt allerdings durch eine | |
Klausel erst in Kraft, wenn außer PVH drei weitere große Textilfirmen | |
einsteigen. Nun finden erstmals Gespräche zwischen deutschen Branchengrößen | |
und den Initiatoren des Abkommens über eine mögliche Unterzeichnung statt. | |
Man prüfe aktuell, ob eine Unterzeichnung zusätzlich zu den existierenden | |
Richtlinien der Firma „sinnvoll“ sei, so eine Sprecherin des größten | |
deutschen Handelskonzerns Metro: „Wir führen hierzu Gespräche mit den | |
Initiatoren.“ Zudem stünden Kik und Lidl mittlerweile im Kontakt mit der | |
Kampagne für Saubere Kleidung, um ein Beitreten zum Abkommen zu | |
diskutieren, sagte Burckhardt der taz. | |
## Unglaubwürdige Versprechungen | |
Das niederländische Unternehmen C & A gab dagegen vergangene Woche bekannt, | |
man werde als Reaktion 5 Millionen Euro in ein eigenes Brandschutzprogramm | |
in Bangladesch investieren. „Es ist überhaupt nicht klar, wohin dieses Geld | |
gehen wird“, kritisiert Ineke Zeldenrust von der CCC in Amsterdam. Ihrer | |
Meinung nach wäre es glaubwürdiger für C & A, sich an der unabhängigen | |
internationalen Kampagne zu beteiligen. H & M – zweitgrößter Abnehmer in | |
Bangladesch – weigert sich laut Zeldenrust weiterhin, dem Abkommen | |
beizutreten. | |
Bei Bränden in Textilfabriken waren im September in Pakistan mehr als 300 | |
Menschen und Ende November in Bangladesch mehr als 100 Menschen ums Leben | |
gekommen. Es wurden daraufhin eklatante Brandschutzmängel festgestellt, | |
etwa versperrte Ausgänge und fehlende Feuertreppen. | |
Laut Femnet kamen seit 2006 insgesamt 470 Menschen bei Textilfabrikbränden | |
allein in Bangladesch ums Leben. Die Produktionsstätten in Bangladesch und | |
Pakistan hatten nach bisherigem Informationsstand für Kik in Deutschland | |
produziert, die bangladeschische Fabrik auch für den niederländischen | |
Konzern C & A und den US-Riesen Walmart. | |
10 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Cédric Koch | |
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