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# taz.de -- Nach dem Massaker in Newtown: Opfer starben in Gewehr-Kugelhagel
> Die Mädchen und Jungen waren sechs und sieben Jahre alt, die Erwachsenen
> alle Frauen. Die Opfer wurden durch mehrere Kugeln getötet. Präsident
> Obama reist nach Newtown.
Bild: Wunsch einer Bürgerin in Newtown.
NEWTOWN dapd/dpa | Er schoss mehrfach und aus nächster Nähe auf seine
Opfer: Einen Tag nach dem Massaker an einer Grundschule in Connecticut sind
Einzelheiten der grausamen Tat ans Licht gekommen. Die Gerichtsmedizin
erklärte, der Schütze habe Kinder und Lehrer der Grundschule in Newtown mit
einem halbautomatischen Gewehr getötet. US-Präsident Barack Obama wollte am
Sonntag an einer interkonfessionellen Mahnwache teilnehmen und mit den
Familien der Opfer und den von Schülern der Sandy-Hook-Grundschule
zusammentreffen.
Die sechs getöteten Erwachsenen waren nach Angaben der Gerichtsmedizin alle
Frauen. Bei den 20 getöteten Kindern handelte es sich um acht Jungen und
zwölf Mädchen, alle im Alter von sechs und sieben Jahren. Nur eine Frau
überlebte ihre Schusswunden. Von ihr erhoffen sich die Behörden weitere
Erkenntnisse über den Ablauf der Tat.
US-Medien berichteten unter Berufung auf die Ermittler, dass der 20-jährige
Adam Lanza eine Auseinandersetzung mit Schulangestellten gehabt haben soll,
bevor er am Freitag erst seine Mutter tötete, in die Schule fuhr, um dort
20 Kinder und sechs Erwachsene zu erschießen, und sich anschließend selbst
das Leben nahm.
Nach Angaben aus Polizeikreisen wurde bei Lanza kein Abschiedsbrief
gefunden. Polizeisprecher Paul Vance betonte aber, dass Ermittler "sehr
gute Beweise" gefunden hätten, die möglicherweise Aufschluss über das Motiv
des Täters geben könnten. Unter anderem wurden in der Schule zwei Pistolen,
eine Glock und eine Sig Sauer, sowie ein Gewehr vom Typ Bushmaster Kaliber
223 entdeckt. Außerhalb der Schule lag noch eine vierte Waffe. Der Täter
wurde noch nicht offiziell identifiziert.
## Mutter des Schützen doch keine Lehrerin
Die Ermittler fanden entgegen ersten Angaben bisher offenbar keine
Verbindung zwischen Lanzas Mutter und der Schule. Zunächst hatte es
geheißen, sie habe in der Grundschule als Lehrerin gearbeitet. Die Polizei
geht davon aus, dass Adam Lanza vor vielen Jahren die
Sandy-Hook-Grundschule besuchte. Sie hatte jedoch noch keine Erklärung,
warum er am Freitag ausgerechnet dorthin fuhr.
Der Vater des Schützen wandte sich am Samstag an die Öffentlichkeit. Peter
Lanza erklärte in einer Stellungnahme, die Familie trauere mit all jenen,
die von dieser Tragödie betroffen seien. „Worte können nicht ausdrücken,
wie traurig wir sind“, erklärte Lanza. Alle Verwandten seien fassungslos
und suchten nach Antworten. In New Hampshire erklärten unterdessen die
Angehörigen der getöteten Mutter des Täters, sie trauerten mit den Menschen
in Newtown und allen Amerikanern. Ein Sheriff in Kingston verlas eine
Stellungnahme, in der es hieß, die gesamte Familie sei traumatisiert.
Die Behörden veröffentlichten am Samstag eine Liste der Todesopfer. Darauf
fand sich unter anderen die Direktorin der Schule, die nach Angaben von
Mitarbeitern der Stadtverwaltung versuchte, den Schützen den stoppen. Auch
die Schulpsychologin wurde getötet. Die 27-jährige Lehrerin Victoria Soto
wurde als Heldin beschrieben, weil sie einige der Schüler in einem
Badezimmer und in einem Schrank versteckte, wie ihr Cousin dem
Fernsehsender ABC sagte. Sie habe sich zwischen den Schützen und die Kinder
gestellt.
## Suche nach den Gründen
Die Hintergründe der Bluttat blieben zunächst weiter im Dunkeln. Aufschluss
erhoffte sich die Polizei von Unterlagen, die im Wohnhaus des Todesschützen
sichergestellt wurden. Der Schütze soll sich gewaltsam Zutritt zur Schule
verschafft haben.
Lanza litt möglicherweise an einer Persönlichkeitsstörung, in
Ermittlungskreisen war vom Asperger-Syndrom, einer leichten Form des
Autismus', die Rede. Experten erklärten jedoch, es gebe keine Hinweise auf
einen Zusammenhang zwischen dem Syndrom und einem gewalttätigen Verhalten.
Nach Beschreibung eines Lehrers konnte Lanza anscheinend keinen seelischen
oder körperlichen Schmerz fühlen. Lanza habe eindeutig Probleme gehabt,
sagte Richard Novia, der bis 2008 für die Sicherheit in dem Schulbezirk von
Newtown verantwortlich war. „Wenn der Junge sich verbrannt hätte, hätte er
das nicht bemerkt oder gespürt“, sagte Novia am Samstag der
Nachrichtenagentur AP. Novia sprach von Episoden, während derer sich Lanza
plötzlich vollständig in sich zurückzog. Er beschrieb den Jungen als klug,
aber verängstigt und nervös, niemand sei ihm wirklich nahe gekommen.
Die Bluttat löste weltweit Bestürzung aus und entfachte zugleich eine neue
Debatte über das Waffenrecht in den USA. Präsident Obama forderte
„bedeutsames Handeln, um weitere Tragödien wie diese zu verhindern“.
Die Leichen der Kinder wurden nach Angaben des Gerichtsmediziners von den
Eltern zunächst per Fotos identifiziert, das sei etwas leichter für sie
gewesen, sagte Gerichtsmediziner Carver. Die meisten Kugeln stammten
demnach aus einem halbautomatischen Gewehr. Sie seien von einer Art, die
schwere Schäden im Gewebe verursache.
16 Dec 2012
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