# taz.de -- Überwachung im öffentlichen Raum: Bahn filmt im Auftrag der Poliz… | |
> Wer wo Kameras aufstellen darf und wie lange die Videos gespeichert | |
> werden, regeln unterschiedliche Vorschriften – vor allem auf Landesebene. | |
Bild: Überall und überall mit anderen Regeln: Überwachungskameras | |
BERLIN taz | Für die Videoüberwachung gelten unterschiedliche Regeln, je | |
nachdem, ob die Kameras öffentliche Straßen und Plätzen filmen oder Räume, | |
für die ein Hausrecht besteht. Bei der Bahn ist alles noch spezieller. | |
Die Polizei kann auf öffentlichen Straßen und Plätzen eigene Videoanlagen | |
zur Gefahrenabwehr betreiben. Dies ist in den Landespolizeigesetzen | |
geregelt – was bedeutet, dass die rechtlichen Voraussetzungen in allen | |
Bundesländern etwas unterschiedlich geregelt sind. | |
Ein paar Beispiele: Typischerweise sind Polizeikameras an öffentlichen | |
Plätzen zulässig, die als Kriminalitätsschwerpunkte bekannt sind, zum | |
Beispiel weil dort Drogen verkauft oder Taschendiebstähle begangen werden. | |
In Baden-Württemberg können zum Beispiel auch Großveranstaltungen gefilmt | |
werden, die von terroristischen Anschlägen bedroht sind. | |
## Regelungen in Versammlungsgesetzen | |
Die Polizei nutzt solche Kameras trotz der breiten Rechtsgrundlage aber | |
relativ selten. Die aufgezeichneten Bilder müssen, wenn sie nicht für | |
konkrete Ermittlungen benutzt werden, nach einigen Wochen gelöscht werden, | |
beispielsweise in Baden-Württemberg nach vier Wochen. Auf die | |
Videoüberwachung ist hinzuweisen. | |
Außerdem kann die Polizei bei Demonstrationen filmen; dies ist in den | |
Versammlungsgesetzen von Bund und Ländern geregelt. | |
Im Rahmen der Strafverfolgung können konkrete Verdächtige oder ihre | |
Kontaktpersonen per Video überwacht werden. Dies ist in der | |
Strafprozessordnung, einem Bundesgesetz, geregelt. So kann die Wohnungstür | |
eines Verdächtigen überwacht werden, um zu sehen, wann er das Haus verlässt | |
oder welche Personen ihn besuchen. Auch zur Abwehr einer Gefahr können | |
konkrete Personen videoüberwacht werden. Das wiederum ist in den | |
Landespolizeigesetzen und im BKA-Gesetz geregelt. | |
## Grundsätzlich zulässig | |
Viel häufiger ist die Aufstellung von Videokameras im Rahmen des | |
Hausrechts. Dies gilt zum Beispiel für Kaufhäuser, die sich gegen | |
Ladendiebstahl schützen wollen, oder für Schnellrestaurants, die Angst vor | |
Vandalismus haben. Auch Behörden können im Rahmen ihres Hausrechts | |
Videokameras installieren. Dies ist nach einer Regelung im | |
Bundesdatenschutzgesetz grundsätzlich zulässig, soweit „die schutzwürdigen | |
Interessen der Betroffenen“ nicht vorgehen. Wenn etwa ein Hallenbad Kameras | |
installiert, weil häufig Spinde aufgebrochen werden, müssen die Kameras so | |
justiert werden, dass nur die Spinde gefilmt werden, nicht aber die | |
Badegäste beim Umziehen. | |
Auf Videoüberwachung im Rahmen des Hausrechts muss deutlich sichtbar | |
hingewiesen werden. Die Aufnahmen sind laut Bundesdatenschutzgesetz | |
„unverzüglich“ zu löschen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Meist | |
werden sie nach 48 Stunden gelöscht. | |
Auf rund 300 der 5.700 deutschen Bahnhöfe werden Videokameras eingesetzt, | |
wie die Bundesregierung 2010 auf eine parlamentarische Anfrage der Linken | |
mitteilte. Die Kameras sind Eigentum der Deutschen Bahn, werden aber im | |
Rahmen einer Sicherheitspartnerschaft gemeinsam mit der Bundespolizei | |
ausgewertet. Insgesamt waren vor zwei Jahren bereits 3.000 Kameras im | |
Einsatz. | |
Die Bahn betreibt die Videoanlagen aber nicht nur im Rahmen ihres | |
Hausrechts, sondern auch (aufgrund einer Vereinbarung) im Auftrag der | |
Bundespolizei. Für die Aufzeichnung der Bilder ist nach Angaben der | |
Bundesregierung ausschließlich die Bundespolizei zuständig. Nach spätestens | |
30 Tagen müssen Bilder, die nicht konkret benötigt werden, gelöscht werden. | |
17 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
Christian Rath | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Videoüberwachung | |
Videoüberwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Bombenfund | |
Bonn | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Anschlagsversuch in Bonn: Big Brother kann da auch nicht helfen | |
Experten halten die Forderung nach mehr Überwachung nicht für sinnvoll. Ein | |
„Zeugnis der Hilflosigkeit“ nennt sie der Forscher Nils Zurawski. | |
Pro und Contra Überwachung: Braucht es mehr Kameras? | |
Einerseits mögen Kameras bei der Täterermittlung helfen. Andererseits: | |
Straftaten scheinen sie nicht zu verhindern. Zwei Positionen. | |
Nach der Bonner Bombe: Rot-Grün gegen mehr Kameras | |
SPD und Grüne geißeln den Vorstoß des Innenministers für mehr | |
Videoüberwachung als „Scheindebatte“. Friedrich selbst rudert zurück. | |
Neuer Verdächtiger aufgetaucht: Die rätselhafte Bombe von Bonn | |
Eine Tasche, Islamisten – im Fall der Bonner Bombe schien alles alten | |
Mustern zu folgen. Ein Video aus einem McDonald's gibt dem Fall nun eine | |
neue Wende. |