# taz.de -- Hoffnung für die „dapd“: „Closen“ und auf den Weg bringen | |
> Der neue Geschäftsführer Ulrich Ende will mit der insolventen | |
> Nachrichtenagentur schon bald neu starten. Mit welchen Investoren, sagt | |
> er nicht. | |
Bild: Ulrich Endes Hände: Geclosed. | |
Wenn Ulrich Ende spricht, fließen immer wieder englische Vokabeln ein. | |
„Geclosed“, sagt der neue Investor bei dapd statt „beschlossen“. Und so | |
hört sich die Aussage, dass er die Namen der weiteren Investoren nicht | |
nennen will, bei ihm so an: „Sachen, die noch nicht geclosed sind, werden | |
wir nicht kommentieren“. | |
Ende hatte gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma in | |
Berlin zu einer Pressekonferenz geladen. „Erste Verhandlungsergebnisse über | |
die zukünftige Nachrichtenagentur dapd“ sollten vorgestellt werden. Doch | |
allzu viel scheint noch nicht „geclosed“ zu sein. Keine Investorennamen, | |
keine genaue Beschreibung der zukünftigen Zusammenarbeit mit der Agentur | |
Dow Jones, kein neuer Fotodienst. Noch nicht. | |
Der ehemalige N24-Geschäftsführer Ulrich Ende wirkte dennoch zufrieden. | |
Nachdem er am Freitag in der Woche zuvor als Kopf einer Investorengruppe | |
vorgestellt worden war, habe er in den vier Werktagen bis zur | |
Pressekonferenz „sehr viel auf den Weg bringen können“. | |
So stünden die ungenannten Investoren („Partner aus der mittelständischen | |
Verlagswelt“, so Ende) bereit, vier Millionen Euro Eigenkapital in die neue | |
dapd-Gesellschaft einzubringen. Die neue Gesellschaft wird mit den acht | |
alten, insolventen nichts mehr zu tun haben, sagte Insolvenzverwalter | |
Köhler-Ma. Und dabei am wichtigsten: „Diese neue Gesellschaft hat auch mit | |
den Schulden der alten nichts zu tun“. | |
Immerhin sollen die beiden Voreigentümer Martin Vorderwülbecke und Peter | |
Löw in den Jahren 2011 und 2012 Verluste in zweistelliger Millionenhöhe | |
gemacht haben. Im Januar soll das Insolvenzverfahren abgeschlossen sein, | |
dann soll die dapd-Nachrichtenagentur unter der Geschäftsführung von Ulrich | |
Ende wieder auf eigenen Beinen stehen. | |
## Doch kein Rechtsstreit | |
Dann soll auch klar sein, wie Dow Jones die nur noch bis Ende Januar | |
liefernde Associated Press (AP) ersetzen wird. Klar ist: Von Dow Jones | |
übernimmt dapd nur Texte, anders als zuvor von AP, deren Fotos dapd in | |
Deutschland exklusiv vertrieb. Der US-Agenturriese AP hatte im Zuge der | |
Insolvenz die Verträge mit dapd gekündigt. | |
Nachdem die Deutschen zunächst klagen wollten, entschieden sich Köhler-Ma | |
und Ende in der vergangenen Woche für einen anderen Weg: Der Rechtsstreit | |
wurde beigelegt, obwohl der vorherige Insolvenzgeschäftsführer Wolf von der | |
Fecht die Inhalte von AP als überlebenswichtig für dapd bezeichnet hatte. | |
Doch: „Die klare Kante ist einfach besser“, sagte Ende. „Ein Unternehmen | |
auf Basis eines Rechtsstreits weiterzuführen sei keine glaubhafte Lösung", | |
ergänzte Köhler-Ma. Ein neuer Fotodienst wird noch gesucht. Genau wie neue | |
Kunden. | |
Zuletzt sprang die WAZ-Gruppe (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) ab. | |
Kündigungen wie diese ordnet Köhler-Ma „in den Bereich der Nervosität ein�… | |
Doch sobald die neue Gesellschaft mit ihrer soliden Basis da sei, würde es | |
auch zu neuen Vertragsabschlüssen kommen. Noch ist natürlich nichts | |
„geclosed“, aber das Tischtuch sei mit niemandem zerschnitten. | |
Dabei hatten die vorherigen Eigentümer der dapd mit ihrem aggressiven | |
Verhandlungsstil und den vielen Gerichtsprozessen einiges getan. Doch die | |
werden „definitiv nichts mit der neuen Gesellschaft zu tun haben", sagte | |
Köhler-Ma. Immerhin das ist close. | |
21 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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