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# taz.de -- Kommentar Mohrenkopfstreit: Der Mainstream ist schon weiter
> Der grüne Realo Boris Palmer muss sich ausgerechnet von Kristina Schröder
> links überholen lassen. Die nämlich umgeht diskriminierende Bezeichnungen
> wie „Neger“.
Man muss kein Rassist sein, um heute noch überholte Begriffe wie
„Mohrenkopf“ oder „Negerküsse“ zu verwenden. Aber etwas gedankenlos und
naiv ist es schon, solche überkommenen Bezeichnungen völlig unreflektiert
im Mund zu führen. Wer das macht, ignoriert, dass mit ihnen eine sehr lange
und schmerzhafte Geschichte von Kolonialismus und Rassismus verbunden ist.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat das erkannt und jüngst
zugegeben, diskriminierende Bezeichnungen wie „Neger“ zu umschiffen, wenn
sie ihr heute noch in Kinderbüchern begegnen. Auch die Industrie trägt der
veränderten Sensibilität längst Rechnung: „Schokoküsse“ steht heute mei…
ganz neutral auf den Packungen. Selbst der Sarotti-Mohr heißt nicht mehr
so, und in den neuesten Ausgaben von Pippi Langstrumpf wird ihr Vater nur
noch als „Südsee-König“ bezeichnet.
Umso erstaunlicher, wie schnell Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer
bereit ist, hinter einen mühsam erkämpften gesellschaftlichen Fortschritt
zurückzufallen. Schon einmal hat er sich den Ärger von Schwulen- und
Lebsenverbänden eingehandelt, als er in einem Positionspapier seine Partei
ermunterte, auf Minderheitenforderungen wie der Gleichstellung
homosexueller Paare im Adoptionsrecht zu verzichten. Nun zeigt er erneut,
wie weit er zu gehen bereit ist, emanzipatorische Haltungen aufzugeben, um
sich an den vermeintlichen gesellschaftlichen Mainstream anzupassen.
Dumm nur, dass der gesellschaftliche Mainstream längst weiter ist. So muss
sich der grüne Realo Palmer nun ausgerechnet von Kristina Schröder links
überholen lassen. Das schwarz-grüne Rollenverhältnis hatte man sich
irgendwie anders vorgestellt.
28 Dec 2012
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Grüne
Boris Palmer
Preußler
Grüne
Stuttgart
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