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# taz.de -- Die Bundeswehr ist in Mali gelandet: Die Transall als Shuttlebus
> Für die Bundeswehr ist der Mali-Einsatz vor allem eine logistische
> Aufgabe. An der Front kämpfen Afrikaner. Deren Staatschefs fordern mehr
> Solidarität.
Bild: So elegant wie eine schwangere Ente – aber es fliegt: Deutsche Transall…
BAMAKO taz | Die Transallmaschine ist unpünktlich. Knapp eine halbe Stunde
später als geplant landet sie am Samstagnachmittag gegen 17.30 Uhr auf dem
Flughafen von Bamako. Die zweite Maschine folgt wenig später, als schon die
Dämmerung einsetzt. Die Besatzung ist nun die nächsten vier Wochen im
Einsatz. „Plus x“, wie der deutsche Kommandoführer erklärt, der namentlich
lieber nicht genannt werden möchte.
Unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Rotoren beschreibt er den Einsatz. Die
beiden Flugzeuge seien wie ein Shuttlebus, mit dem die Soldaten aus den
Ländern der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas nach Bamako
gebracht würden. Pro Flug könnten 60 Mann inklusive Gepäck an Bord genommen
werden.
Auf die Frage, ob die Maschinen selbst in den umkämpften Norden fliegen
werden, schüttelt er den Kopf. „Wir sollen die Ecowas-Truppen hierher
fliegen und bis dato nicht weiter.“ Danach sagt er: „Jeder Einsatz birgt
ein gewisses Risiko. Aber das Bedrohungspotenzial liegt weit unter dem in
Afghanistan.“
## 3.300 westafrikanische Soldaten im Einsatz
Im Norden, der seit Mitte April 2012 von Islamisten und Terroristen besetzt
ist, sollen ohnehin andere kämpfen. Neben den Franzosen, die am 11. Januar
überraschend schnell die Militäroffensive gestartet hatten, sind es 3.300
westafrikanische Soldaten. Auch der Tschad, der kein Mitglied der
Ecowas-Zone ist, will 2.000 Soldaten schicken. Diese könnten aufgrund der
geografischen Lage des Landes immerhin Erfahrung beim Kampf in der Wüste
haben. Für viele andere Truppen hieß es bisher hingegen: Der Einsatz für
sie ist riskant, da sie das Terrain und die Bedingungen nicht kennen.
Doch der Kommandoführer der Nigerianer winkt ab. „Durch Boko Haram kennen
wir den Kampf gegen Terroristen.“ Die Nigerianer waren kurz vor den beiden
Transallmaschinen gelandet und stellen mit 900 Soldaten die größte Anzahl
der Ecowas-Truppe.
Für sie gibt es bisher allerdings nicht einmal ein Hauptquartier, obwohl
seit mehr als zwei Monaten klar ist, dass sie kommen werden. Auch die
offizielle Zustimmung des UN-Sicherheitsrats für den Einsatz liegt seit
einem Monat vor. Der deutsche Kommandoführer geht deshalb davon aus: „Die
größte Herausforderung des Einsatzes wird die Organisation sein, die
Koordination, wann wir wen nach wo fliegen.“
## Sondergipfel in Abidjan
Die Frage nach der Koordination des Einsatzes ist am Samstag auch
Gegenstand des Ecowas-Sondergipfels in Abidjan in der Elfenbeinküste
gewesen. Nach Informationen der BBC hat der französische Außenminister
Laurent Fabius betont, dass die Aufstellung der Truppen nun oberste
Priorität haben müsse. Der ivorische Präsident Alassane Ouattara forderte
unterdessen mehr Unterstützung für Frankreich und Mali aus dem Ausland.
Weitere Länder und internationale Organisationen müssten mehr Solidarität
zeigen. Schließlich sei es ein Kampf gegen den Terrorismus.
Diesen verfolgen in der Hauptstadt Bamako auch viele Einwohner gespannt.
Die breite Zustimmung für den Einsatz hält nach wie vor an. „Dabei ist ein
Krieg eigentlich nichts Gutes“, sagt ein Telefonkartenverkäufer, der am
Straßenrand auf Kunden wartet. Aber ob es eine andere Lösung geben könnte?
Der junge Mann zuckt mit den Schultern und rennt zu einem Auto an einer
roten Ampel. Krieg hin oder her, er muss arbeiten.
Aus der Stadt Gao wird unterdessen berichtet, dass am Samstag ein
Islamistenführer von der Bewegung für Einheit und Dschihad (Mujao) gelyncht
worden sei. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters soll dieser
für den Tod eines Journalisten verantwortlich gewesen sein. Dem
Journalisten sei vorgeworfen worden, er habe für ausländische Radiosender
gearbeitet. Nun soll die Bevölkerung in Gao zum ersten Mal, seitdem die
Islamisten die Stadt Anfang April 2012 besetzt hatten, Selbstjustiz geübt
haben.
20 Jan 2013
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
Transall
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ecowas
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