# taz.de -- Zehn Tage Intervention in Mali: Und täglich befreit das Murmeltier | |
> Die Regierungen Malis und Frankreichs vermelden die Eroberung der Orte | |
> Diabali und Douentza. Die wurden schon mindestens einmal eingenommen. | |
Bild: Befreite Esel in Diabaly. | |
BERLIN taz | Zehn Tage nach Beginn der französischen Intervention in Mali | |
ist der Bodenkrieg noch immer auf den Süden des Landes beschränkt, | |
außerhalb der seit März 2012 von Islamisten kontrollierten Nordhälfte des | |
Landes. Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums | |
marschierten malische Soldaten in der Stadt Diabali 400 Kilometer nördlich | |
der Hauptstadt Bamako ein. Auch die Stadt Douentza sei seit Montag unter | |
Regierungskontrolle. Nach malischen Angaben marschierten französische | |
Einheiten ebenfalls in den beiden Städten ein. | |
Es ist nicht das erste Mal, dass Diabali und Douentza als „zurückerobert“ | |
gemeldet werden. Douentza, zu Beginn der islamistischen Ausdehnung im März | |
2012 der östlichste Außenposten des Regierungsterritoriums in Mali, war | |
Anfang September unter Kontrolle der Miliz Mujao (Bewegung für Einheit und | |
Dschihad in Westafrika) gefallen. | |
Am 10. Januar, noch vor Beginn des französischen Einsatzes, meldeten | |
malische Medien die Rückkehr der Regierungsarmee nach Douentza. Wenig | |
später wurde Douentza aber als ein Ziel französischer Luftangriffe genannt. | |
Das dortige Mujao-Hauptquartier sei am 14. Januar zerstört worden, „aber | |
die Islamisten waren nicht da“, meldete AFP unter Berufung auf Bewohner. | |
Wie jetzt die Rückeroberung Douentzas gelungen sein soll, ist unklar. | |
Diabali an der Grenze zu Mauretanien war am 14. Januar, nach Beginn der | |
französischen Intervention, an aus Mauretanien eingedrungene Islamisten | |
gefallen. Nach französischen Luftangriffen meldeten die Behörden Diabalis | |
die Stadt vier Tage später wieder als „befreit“. Nun sollen die malischen | |
und französischen Streitkräfte erst jetzt eingerückt sein. | |
## Verwirrung um Konna | |
Ähnlich verwirrend war in der vergangenen Woche die Nachrichtenlage rund um | |
die Stadt Konna im Zentrum Malis. Die Einnahme dieses Ortes durch | |
bewaffnete Islamisten am 10. Januar war der unmittelbare Auslöser für den | |
Hilferuf der malischen Regierung an Frankreich und den bereits lange | |
vorbereiteten französischen Truppeneinsatz. Konna ist strategisch wichtig, | |
denn von dort aus ist es nicht mehr weit nach Sevaré, dem einzigen | |
Flughafen der Region mit der Kapazität zur Landung größerer | |
Militärkontingente. | |
Sevarés Fall hätte Malis Regierung auf das Umland der Hauptstadt Bamako | |
zurückgeworfen und damit die Kräfteverhältnisse im Land entscheidend | |
verschoben. Deshalb reagierte Frankreich so schnell und heftig. Direkt nach | |
Beginn des französischen Einsatzes schon wurde Konna nach offiziellen | |
Angaben zurückerobert und die Gefahr eines islamistischen Vorstoßes auf | |
Bamako damit gebannt. Dann wurde Konna noch mal offiziell zurückerobert, am | |
16. Januar. | |
Entweder also waren die ersten französischen Siegesmeldungen alle | |
Propaganda, oder die Lage ist konfuser und die französisch-malische | |
Militärkoalition brüchiger als vermutet. Dies mag damit zusammenhängen, | |
dass es beim französischen Militär erhebliche Zweifel an der | |
Verlässlichkeit von Malis Regierungsarmee gibt. | |
## Eliteeinheiten wechselten die Seiten | |
In französischen Medienberichten wird darauf verwiesen, dass vor rund sechs | |
Jahren die US-Armee vier malische Eliteeinheiten zur Terrorbekämpfung | |
ausgebildet habe – drei davon hätten später die Seiten gewechselt und | |
kämpften jetzt mit den Islamisten. | |
Die islamistischen Gruppen in Nordmali wären demnach keineswegs nur ein | |
Haufen ausländischer Dschihadisten, sondern enthielten die Mehrheit der gut | |
ausgebildeten Soldaten Malis. Dies weckt allerdings Zweifel an der von den | |
Regierungen Frankreichs und Malis gemeinsam vertretenen Darstellung des | |
Krieges als einen gegen den internationalen Terrorismus. | |
21 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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