| # taz.de -- Anhörung der indischen Vergewaltiger: 25 Minuten vor dem Schnellge… | |
| > Fünf der sechs mutmaßlichen Vergewaltiger einer indischen Frau wurden | |
| > Montag erstmals angehört. Bevor der Prozess starten kann, haben ihre | |
| > Anwälte noch eine Reihe von Einwänden. | |
| Bild: Auf dem Weg zur Anhörung: Der Bus mit den Angeklagten. | |
| NEU DEHLI dpa/dapd/afp | Gut drei Wochen nach dem Tod einer vergewaltigten | |
| Inderin sind fünf ihrer mutmaßlichen Peiniger erstmals vor einem neuen | |
| Schnellgericht in Neu Delhi erschienen. Vor der Sitzung am Montag in der | |
| Hauptstadt schloss Richter Yogesh Khanna die Öffentlichkeit aus. Die | |
| 23-jährige Inderin war am 16. Dezember in einem fahrenden Bus in Neu Delhi | |
| von mehreren Männern brutal vergewaltigt worden. 13 Tage später starb sie | |
| an ihren Verletzungen. Die Tat hatte landesweit Proteste ausgelöst und auch | |
| international Schlagzeilen gemacht. | |
| Die Anhörung dauerte nur etwa 25 Minuten. Anwälte der Beschuldigten | |
| berichteten anschließend, die Staatsanwaltschaft habe dem Richter die | |
| Anklageschrift übergeben, die bei der nächsten Sitzung an diesem Donnerstag | |
| debattiert werden solle. Der eigentliche Mordprozess beginnt erst, nachdem | |
| sich die Angeklagten für schuldig oder unschuldig erklärt haben. Ein Datum | |
| für den Prozessbeginn steht noch nicht fest. | |
| Zuvor haben die Verteidiger Gelegenheit, die Punkte der Anklageschrift vor | |
| Gericht infrage zu stellen. Den fünf Verdächtigen vor dem Schnellgericht | |
| droht die Todesstrafe. Der sechste Verdächtige soll minderjährig sein und | |
| daher vor ein Jugendgericht gestellt werden. | |
| Die Verteidiger der Beschuldigten behaupten, ihre Mandanten seien von der | |
| Polizei misshandelt worden und sollten mit Schlägen zu Geständnissen | |
| gezwungen werden. Der Anwalt A. P. Singh sagte ferner, er habe bei Gericht | |
| beantragt, auch einen seiner beiden Mandanten als Jugendlichen | |
| anzuerkennen. | |
| ## Falsches Geburtsdatum | |
| Er sei am 1. März 1995 geboren worden und damit zum Zeitpunkt der Tat am | |
| 16. Dezember 2012 noch nicht volljährig gewesen. Er müsse daher ebenso wie | |
| der sechste Verdächtige vor ein Jugendgericht gestellt werden. Die Polizei | |
| habe den Geburtstag fälschlicherweise mit dem 1. März 1994 angegeben. | |
| M. L. Sharma, ein zweiter Anwalt, beantragte außerdem beim | |
| Verfassungsgericht, den Prozess in ein Gericht außerhalb Neu Delhis zu | |
| verlegen. Er argumentiert, wegen der Proteste und Berichterstattung in den | |
| Medien sei ein neutrales Verfahren nicht gewährleistet. Der | |
| Nachrichtensender NDTV berichtete, das Gericht werde sich vermutlich an | |
| diesem Dienstag mit dem Antrag befassen. | |
| Die Mutter des 23-jährigen Vergewaltigungsopfers fordert die Todesstrafe | |
| für die sechs mutmaßlichen Peiniger ihrer Tochter. Auch der jüngste | |
| Verdächtige, der nach eigenen Angaben noch minderjährig ist, habe den Tod | |
| verdient, sagte die Frau kürzlich in einem Interview. Er sei der brutalste | |
| der Männer gewesen. | |
| ## Sonia Gandhi verurteilt die Tat | |
| Die hohe Zahl von Vergewaltigungen und allgemein der Umgang mit Frauen sind | |
| seit dem Fall zu einem breit diskutierten gesellschaftspolitischen Thema in | |
| Indien geworden. Die Vorsitzende der regierenden Kongress-Partei, Sonia | |
| Gandhi, verurteilte am Sonntag die „beschämende“ Behandlung von Frauen in | |
| ihrem Land. „Wir können nicht eine beschämende Geisteshaltung in der | |
| Gesellschaft tolerieren, die zu unaussprechbaren Grausamkeiten gegen Frauen | |
| und Kindern führt“, sagte Gandhi bei einem Parteitreffen. | |
| Die Zahl der Vergewaltigungen in Neu Delhi nahm laut Polizeistatistiken im | |
| vergangenen Jahr um 23 Prozent zu. Für das Jahr 2012 wurden 706 Fälle | |
| registriert. Allein seit der Gruppenvergewaltigung vom 16. Dezember wurden | |
| 45 Fälle von Vergewaltigung und 75 Fälle von sexueller Belästigung | |
| gemeldet. | |
| Indien wird die Todesstrafe nur noch in Ausnahmefällen verhängt. Im | |
| November wurde zum ersten Mal nach acht Jahren ein Todesurteil vollstreckt. | |
| Hingerichtet wurde damals der einzige überlebende Attentäter der Anschläge | |
| von Mumbai im November 2008, bei denen 166 Menschen getötet worden waren. | |
| 21 Jan 2013 | |
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