# taz.de -- Grünen-Politikerin Marret Bohn über neue Mehrheiten: "Das i-Tüpf… | |
> Durch das Ergebnis der Niedersachsenwahl haben Bundesratsinitiativen aus | |
> Schleswig-Holstein bald eine reale Chance auf eine Mehrheit. | |
Bild: Gleichgeschlechtliche Ehe: Schleswig-Holstein fordert auch die steuerrech… | |
taz: Frau Bohn, in einem gemeinsamen Antrag fordern alle Fraktionen im | |
Kieler Landtag außer der CDU eine Bundesratsinitiative, um die steuerliche | |
Gleichbehandlung von Lebenspartnerschaften durchzusetzen. Wie kam das | |
zustande? | |
Marret Bohn: Das ist eine alte grüne Forderung, das | |
Lebenspartnerschaftsgesetz gibt es seit 2001 und wir haben hier in | |
Schleswig-Holstein im Koalitionsvertrag festgehalten, dass wir jede Art von | |
Diskriminierung abschaffen wollen. | |
Aber der Antrag kommt von der FDP. | |
Wir hätten mit unseren Koalitionspartnern SPD und SSW ohnehin eine | |
Bundesratsinitiative eingebracht, fanden es aber gut, dass die FDP das | |
gemacht hat, da sie offensichtlich unseren Koalitionsvertrag an dieser | |
Stelle gut findet. Dass durch die Niedersachsen-Wahl realistische | |
Möglichkeiten bestehen, durch die Bundesebene etwas anzuschieben, ist für | |
uns das i-Tüpfelchen. Es wird Zeit, dass wir eine völlige rechtliche | |
Gleichsetzung bekommen. | |
Was tun Sie denn auf Landesebene dafür? | |
Wir haben bei den Haushaltsberatungen einen Antrag eingebracht und auch mit | |
unseren Koalitionspartnern abgestimmt, dass die Beamten, die in | |
eingetragenen Lebenspartnerschaften leben, eine rückwirkende Zahlung des | |
Familienzuschlags ab 2001 bekommen. | |
Hat der Zeitpunkt der Beratung etwas mit der Niedersachsenwahl zu tun? | |
Der Annahmeschluss für die Anträge lag vorher, aber vom zeitlichen | |
Verfahren passt uns Grünen das natürlich richtig gut, jetzt schon einen | |
Trumpf in der Hand zu haben. | |
Im Koalitionsvertrag stehen zwei Dutzend Bundesratsinitiativen. Sie wollen | |
so Steuererhöhungen, schärfere Tierschutzrechte und ein liberaleres | |
Ausländerrecht durchsetzen. Was ist als Nächstes dran? | |
Eine der nächsten Bundesratsinitiativen könnte nach Rücksprache mit unseren | |
Koalitionspartnern eine zum Mindestlohn sein, auch wichtig ist uns eine | |
Initiative, die das Fracking verbietet. Auch da lacht das grüne Herz über | |
die neue Bundesratsmehrheit. Auch da sind unsere Koalitionspartner an | |
unserer Seite. Auch beim Optionszwang … | |
… der Regel, dass sich in Deutschland geborene Kinder von Ausländern als | |
junge Erwachsene entscheiden müssen, ob Sie die deutsche | |
Staatsangehörigkeit oder die ihrer Eltern behalten wollen … | |
… wollen wir jetzt etwas ändern. Auch da kann man sagen, die neuen | |
Mehrheitsverhältnisse passen super. Das Thema haben wir jetzt auch in den | |
Landtag gebracht. | |
Haben Sie Projekte vorgezogen, die Sie früher nicht gemacht hätten, weil | |
die bei den bisherigen Mehrheitsverhältnissen chancenlos gewesen wären? | |
Es kann sein, dass der eine oder andere Antrag zeitlich etwas vorgezogen | |
wird. Die grundsätzlichen Ziele sind dieselben. Durch die Situation in | |
Niedersachsen können wir da noch schneller Nägel mit Köpfen machen. | |
Wie schätzen Sie denn die Chancen ein, dass sich wirklich etwas ändert bei | |
der Gleichstellung von Homo-Ehen? Eine Mehrheit im Bundesrat ist praktisch, | |
doch ohne eine im Bundestag tut sich doch nichts. | |
Es ist ein ganz wichtiges Zeichen, wenn es im Bundesrat eine Mehrheit gibt. | |
Noch besser wäre es natürlich, wenn wir ab September auch im Bundestag eine | |
Mehrheit für Rot-Grün haben. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis | |
es zur völligen Gleichstellung kommt. Es gibt in der Bevölkerung eine | |
breite Mehrheit, die fordert: Wer die gleichen Pflichten hat, muss auch die | |
gleichen Rechte haben. | |
22 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Daniel Kummetz | |
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