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# taz.de -- Dopingarzt Fuentes: Kickende Kundschaft
> Blut-Doping-Spezialist Eufemiano Fuentes steht vor Gericht. Die
> Verstrickungen des Profi-Fußballs in dessen Praktiken spielen dabei kaum
> eine Rolle.
Bild: Alberto Contador ist nicht erfreut: Ein als Arzt verkleideter Zuschauer b…
MADRID taz | Wenn am Montagvormittag Eufemiano Fuentes von den
Anklagevertretern in die Mangel genommen wird, ist eigentlich nur eine
Frage von ganz besonderem Interesse: „Hatten Sie unter Ihren Dopingklienten
neben Radsportlern auch Fußballer, Leichtathleten, Tennisstars und
Schwimmer?“ 200 Sportler der verschiedensten Disziplinen sollen zu Fuentes’
Kundschaft gehört haben.
„Ich habe Fußballer bei Fuentes gesehen. Ich sage nicht, wie viele. Aber es
waren Fußballer, welche aus der Primera Division“, erklärte im September
2006 im französischen Fernsehen der frühere Radprofi Jesus Manzano. Dessen
Dopingbeichten nach einem durch Hundeblutbeigabe verursachten Zusammenbruch
bei der Tour de France 2002 hatte die „Operacion Puerto“ ins Rollen
gebracht.
Fuentes selbst hatte im Juni 2006 in einem viel beachteten Interview mit
dem spanischen Radiosender Cadena Ser zugegeben: „Ich habe auch mit
Fußballern, Tennisspielern und Leichtathleten gearbeitet. Es sind gar nicht
alle Namen bekannt geworden.“
## Todesdrohungen gegen den Arzt
Nach Aussagen wie diesen gab Fuentes an, Todesdrohungen erhalten zu haben.
Einmal noch, gegenüber dem französischen Journalisten Stéphane Mandard,
hatte der Frauenarzt aus Gran Canaria Doping von Fußballern eingestanden.
Zwar wurde Mandards Zeitung Le Monde von den betreffenden Klubs später
erfolgreich verklagt. In einem ARD-Interview blieb Mandard aber bei seiner
Darstellung.
„Ich habe mich mit Fuentes in seinem Büro getroffen. Und er hat mir mehrere
Dokumente gezeigt, die auf Spieler von Betis Sevilla, FC Valencia, Real
Madrid und FC Barcelona verwiesen: Medikationspläne für eine ganze Saison,
da standen keine bestimmten Spielernamen, aber Nummern. Und da stand
beispielsweise auch: Saison 2005/2006 FC Barcelona“, sagte Mandard. Die
Parallelen zu den Medikationsplänen für Radprofis sich nur zu deutlich. Es
geht unter anderem um Wachstumshormone und Epo.
Im Prozessplan sind als Zeugen jedoch nur Radprofis und Mitarbeiter der
Guardia Civil sowie verschiedenste Experten vorgesehen. Fußballprofis
vermisst man. Das hat seinen Grund. „In den Unterlagen, die mir vorliegen,
gibt es nichts, was auf andere Sportler als Radsportler hinweist“, erklärte
der Chef der Madrider Provinzstaatsanwaltschaft, Eduardo Esteban. Er
verwies zwar auf Blutbeutel, die noch nicht identifiziert seien. Insgesamt
135 Blutbeutel und 71 Beutel mit Blutplasma fand die Guardia Civil in
verschiedenen Madrider Domizilen von Fuentes. Weniger als die Hälfte von
ihnen wurde den bekannten 58 Radprofis zugeordnet.
## Kunden im Spitzensport
Esteban, dessen Untergebene Rosa Calvo die Anklage im Prozess vertritt,
versprach immerhin, diesen Aspekt nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
„Ich denke, alle werden das fragen, die UCI, die Wada, wir als
Staatsanwaltschaft, alle. Und wenn Eufemiano Fuentes sagt: dieser Beutel
ist für den und den, dann reicht das aus, um später den Sportler zu
verurteilen“, versicherte Esteban.
Die Gruppe um Fuentes bediente nachgewiesenermaßen einen großen Teil der
Konkurrenz Lance Armstrongs. Unter ihren Kunden waren unter anderem die
mehrfachen Podiumseroberer bei der Tour de France, Jan Ullrich, Ivan Basso
und Joseba Beloki. Fuentes’ Spezialität waren Bluttransfusionen. Auf diese
Technik stieß er in den 80er-Jahren beim italienischen Dopingpapst
Francesco Conconi. Das jedenfalls erzählt Manuel Pascua, früher Trainer des
jungen Fuentes – und jetzt wegen eigener Dopingaktivitäten Ziel der
Dopingermittlung Galgo (zu Deutsch: Windhund) – der taz.
Fuentes verfeinerte diese Dopingpraxis noch mit den Blutgefriermaschinen
der Firma Haemonetics. Er wurde damit zur Basisstation für weitere
Dopingärzte. Weil es beim Kühlprozess zu Engpässen beim Frostschutzmittel
Glycerin gekommen war, hält die Anklage eine Gesundheitsgefährdung der
Sportler für wahrscheinlich. Sieht das Gericht es auch so, drohen Fuentes
zwei Jahre Gefängnis und ebenso langes Berufsverbot.
27 Jan 2013
## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
Doping
Fußball
Radsport
Lance Armstrong
Jan Ullrich
Rudolf Scharping
Lance Armstrong
Doping
Doping
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