| # taz.de -- Neuer Arbeitskreis „Säkulare Grüne“: „Die Politik von Relig… | |
| > Säkularität ist bei den Grünen nicht mehr selbstverständlich, sagt Rahim | |
| > Schmidt. Mit Parteifreunden hat er den Arbeitskreis „Säkulare Grüne“ | |
| > gegründet. | |
| Bild: „Wird nicht nur die religiöse Minderheit vertreten“: Schmidt über G… | |
| taz: Herr Schmidt, über 40 Prozent der Grünen-Mitglieder sind | |
| konfessionslos. Warum braucht die Partei jetzt einen säkularen | |
| Arbeitskreis? | |
| Rahim Schmidt: Der Staat muss sich allen Weltanschauungen und | |
| Religionsgemeinschaften gegenüber neutral verhalten. Die Praxis sieht aber | |
| anders aus – unter anderem bei den Staatskirchenverträgen, der | |
| Kirchensteuer oder dem Arbeitsrecht. Wir wollen die Trennung von Staat und | |
| Religion voran treiben. | |
| Und bisher ist das mit den Grünen nicht zu machen? | |
| Früher schien so etwas selbstverständlich. Doch inzwischen hat die Partei | |
| einen Sprecher für Kirchenpolitik und Arbeitskreise religiöser Gruppen. | |
| Diese werden dem starken säkularen Spektrum innerhalb der Grünen nicht | |
| gerecht. Also wollen wir uns einmischen. | |
| Die Grünen haben das halbe Jahr 2012 über religiöse Beschneidungen | |
| diskutiert. Haben Sie den Arbeitskreis deshalb gegründet? | |
| Unter anderem. Ich würde es begrüßen, wenn die Religionsgemeinschaften | |
| zeitgemäße Symbole finden. Doch uns geht es um mehr: Die Politik sollte | |
| sich in einer globalisierten Gemeinschaft nicht über Religion definieren, | |
| sondern über universelle Werte. Es geht auch um Bildung: Statt den | |
| Religionsunterricht auszubauen, sollte er durch Ethik oder Philosophie | |
| ersetzt werden. | |
| Und was soll dort gelehrt werden? | |
| Kritisches Nachdenken darüber, was jedem im Leben besonders wichtig ist. | |
| Ethik setzt auf den Dialog der Schülerinnen und Schüler verschiedener | |
| Herkunft. Die Kinder brauchen durch Wertebildung einen erweiterten Horizont | |
| für ihre Umwelt und eventuelle spätere Bekenntnisse. | |
| Jetzt klingen Sie selbst fast priesterlich. Christen würden Ihnen kaum | |
| widersprechen. | |
| Das müssen sie auch nicht! Wir sind offen für alle, die individuelle | |
| Menschenrechte über religiöse Sonderrechte stellen. | |
| In die Bundestagswahl gehen die Grünen mit einer dezidiert religiösen, | |
| kirchlich organisierten Spitzenkandidatin – Katrin Göring-Eckardt. Werden | |
| Sie ihre Wahlplakate kleben? | |
| Wir leben in einer Demokratie und die Partei hat Göring-Eckardt gewählt. | |
| Ich denke nicht, dass sie nur die Wünsche einer religiösen Minderheit | |
| vertreten wird, sondern die alle grünen Inhalte in den Mittelpunkt stellt. | |
| Haben Sie keine Angst, die „religiöse Minderheit“ abzuschrecken? | |
| Protestanten sind für die Grünen eine wichtige Wählergruppe. | |
| Nein. Lebendige Debatten sind Markenzeichen der grünen Politik. | |
| Der Parteivorstand hat Sie noch nicht zurückgepfiffen? | |
| Der Bundesverband hat uns grünes Licht für dieses Interview gegeben. | |
| Außerdem will man uns im Frühjahr zu einem Gespräch nach Berlin einladen. | |
| Ich gehe davon aus, dass wir am Bahnhof mit Sonnenblumen empfangen werden. | |
| Auf Twitter hat Ihr Arbeitskreis zumindest schon einen prominenten | |
| Follower: Volker Beck, Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. | |
| Wenn er mit uns reden will – wir sind gesprächsbereit. | |
| 30 Jan 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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