Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne American Pie: Unerschütterliche Euphorie
> Vor dem Super Bowl kennt die Begeisterung mal wieder keine Grenzen.
> Barack Obamas Bedenken hinsichtlich der Gesundheit der Spieler werden
> weggelächelt.
Bild: Nur wer seinen Kopf ohne Rücksicht auf Verluste hinhält, schafft es in …
Super Bowl Week, das bedeutet: Football auf allen Kanälen in den USA, ein
mediales Sperrfeuer bis zum Überdruss. Die großen Geschichten werden
gemolken, bis sie noch aus dem allerletzten Sichtwinkel beleuchtet wurden,
und die kleinen Geschichten im Sekundentakt von der nächsten kleinen
Geschichte verdrängt.
Bis zum letzten Bankdrücker werden die beiden Mannschaften durchanalysiert.
Starkolumnisten diskutieren, wo man den besten Kaffee in der Nähe des
Stadions bekommt. Und wenn gar nichts mehr geht, werden die Bartlängen der
Ersatz-Kick-Returner miteinander verglichen. Kurz: Jedermann darf seine
Meinung sagen, natürlich auch der Präsident der Vereinigten Staaten von
Amerika.
Der heißt, das kann während des Hypes vor dem großen Endspiel leicht mal in
Vergessenheit geraten, immer noch Barack Obama und weder Jim Harbaugh noch
Jack Harbaugh. Das Duell der Brüder, die sich am Sonntag als Cheftrainer
der San Francisco 49ers und der Baltimore Ravens im Superdome zu New
Orleans gegenüber stehen werden, beherrscht natürlich die Schlagzeilen. Nur
mit Not konnte sich der Präsident dazwischen quetschen mit der Bemerkung,
falls er einen Sohn habe, müsste er „lang und intensiv darüber nachdenken�…
ob er ihn Football spielen lassen würde.
Da der Präsident nicht nur als talentierter Basketballspieler bekannt ist,
sondern auch als Fan seines heimischen Football-Teams, der Chicago Bears,
und vor allem als gewiefter Medienmanipulator, darf sich die NFL nun
fragen, warum das Staatsoberhaupt ausgerechnet wenige Tage vor der Super
Bowl die Diskussion um die Sicherheit des Sports aufwärmt und einen
Schatten auf das große Ereignis wirft.
Schließlich ist lange schon klar, dass die oft ungezählten
Gehirnerschütterungen, die NFL-Profis während ihrer Laufbahn davontragen,
tragische Folgen haben. Erst Anfang Dezember hatte sich Javon Belcher,
Verteidiger bei den Kansas City Chiefs, in den Kopf geschossen, nachdem er
seine Freundin umgebracht hatte. Im Mai hatte mit Junior Seau einer der
besten und beliebtesten Profis seiner Generation – nicht einmal drei Jahre
nach seinem letzten NFL-Spiel – Selbstmord begangen.
Die Liga hat reagiert und versucht mit Regeländerungen die Akteure besser
zu schützen. Das ist bei denen nicht unumstritten. Ravens-Safety Bernard
Pollard, einer der härtesten Verteidiger der Liga, erklärte, dass „in 30
Jahren die NFL nicht mehr existieren wird“. Die Regelverschärfungen würden
auf Dauer den Charakter des Spiels verändern und damit auch seinen Erfolg
beim Publikum gefährden.
Bis heute produziert der Football offensichtlich tickende Zeitbomben, die
an Depressionen leiden und eine Gefahr für sich und ihre Umwelt darstellen.
Doch seltsamerweise tut das der Beliebtheit des Spiel keinen Abbruch. Zwar
teilen immer mehr Eltern die Meinung Obamas und schicken ihre Kinder lieber
zum Basketball, Baseball oder zum als Breitensport beliebter werdenden
Fußball.
Aber wenn sie den Nachwuchs vom Training abgeholt haben, gucken sie lieber
wieder Football. Ob Freitagabend High-School-Football, Samstag
College-Football oder Sonntag NFL: Die Stadien sind voll, die TV-Quoten
enorm, die Werbe-Umsätze gigantisch. Auch dieser Super Bowl bricht wieder
Rekorde: Einen 30-sekündigen Spot in einer der vielen Werbeunterbrechungen
zu platzieren, kostet den Höchstwert von 4 Millionen Dollar.
Die präsidiale Kritik wurde denn auch erfolgreich weggelächelt. Selbst Jim
Harbaugh, als verbissen bekannter 49ers-Trainer, konterte Obamas Bemerkung
mit einem Witz. Wenn der Präsident solche Bedenken habe, sei das prima für
seinen eigenen Sohn Jack. Der sei zwar erst fünf Monate alt, aber habe dann
ja keine große Konkurrenz mehr zu fürchten, wenn er mit dem Football
beginnen werde.
31 Jan 2013
## AUTOREN
Thomas Winkler
## TAGS
Baltimore Ravens
American Football
NFL
Superbowl
San Francisco 49ers
Barack Obama
Football
Basketball
NHL
NFL
Football
Superbowl
Superbowl
NFL
NFL
## ARTIKEL ZUM THEMA
Football-Team „Redskins“: Heil dem Piiieeeep
Ein Volk der amerikanischen Ureinwohner startet eine Kampagne, damit das
Football-Team „Redskins“ seinen Namen ändert. Auch der US-Präsident ist
dafür.
Kolumne American Pie: Brüchige Inspiration
Louisville gewinnt die College-Meisterschaft im Basketball, doch im
Mittelpunkt steht der verletzte Spieler Kevin Ware. Der Guard motivierte
seine Team eindrucksvoll.
Trainer an US-College: Der tolerierte Angstmacher
Ein Video führt zum Rausschmiss von US-Basketballcoach Mike Rice. Es zeigt,
wie er Spieler traktiert. Die Rutgers-Universität, sein Arbeitgeber, wusste
schon länger davon.
Kolumne American Pie: Paulus on Ice
Jaromír Jágr spielt immer noch Eishockey. In Dallas präsentiert sich der
arrogante Schnösel von einst als Vorbild für die Jüngeren.
Kolumne American Pie: Das Stigma der Streber
Die Teams der Uni Caltech stellen ständig neue Negativrekorde auf. Dafür
hat die Hochschule 31 Nobelpreisträger hervorgebracht.
Werbung während des Super Bowl: Der Teufel frisst Kekse
Störrische Ziegen, süße Fohlen und teuflische Autos: Der Super Bowl ist
auch der Super-Wettbewerb der großen Konzerne darum, wer die beste Werbung
hat.
Super Bowl 2013: Göttlicher Stromausfall
Packendes Finale, knappe Sieger: Die Baltimore Ravens haben den Super Bowl
gewonnen. Auch weil Quaterback Joe Flacco eine Galavorstellung abliefert.
Superbowl 2013: Die Legende von John und Jim
Fragen über Fragen vor der großen Show: Welcher der Brüder Harbaugh
gewinnt? Und wird 49ers-Quarterback Kaepernick gegen Baltimore wieder so
viel laufen?
Kolumne American Pie: Bruder gegen Bruder
Es ist ein wichtiger Termin im Sportkalender. Beim Superbowl treffen die
Baltimore Ravens auf die San Francisco 49ers. Doch es ist auch eine
Familienangelegenheit.
Kolumne American Pie: Haufenweise gestürzte Denkmäler
Vor den Playoffs der NFL sortieren die gescheiterten Klubs selbst
altbewährte Führungskräfte aus. Sieben Trainer und fünf Manager müssen
gehen.
Kolumne American Pie: Brutale Erschütterung
Die Tragödie um den American-Football-Spieler Javon Belcher wirft viele
Fragen auf. Er setzte eine seltsame Suizid-Serie von NFL-Profis fort.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.