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# taz.de -- Der Papst geht: Und mein Herz tut ein bisschen weh
> Den Papst verteidigen? Obwohl er kaum was geleistet hat und die Liste der
> Fehler lang ist? Nur, weil man selbst katholisch ist? Ja. Muss auch mal
> sein.
Bild: 1978. Mama und Bruder und der Papst, als er noch Kardinal war.
BERLIN taz | An so einem Tag ist es nicht einfach, Katholikin zu sein. In
der taz noch dazu, wo der Jubel groß ist, wenn der oberste Katholik
[1][seinen Rücktritt ankündigt]. Endlich ist er weg, der Pisser. Scheiß
Kirche. Wurde auch Zeit.
Ich gebe zu: Da tut mir mein Herz schon ein klein bisschen weh. Es ist ein
diffuses Gefühl, schwer zuzuordnen. Irgendwas zwischen Überraschung,
Entsetzen und Traurigkeit, ohne wirklich entsetzt und traurig zu sein.
Es ist nicht so, dass ich den Papst verehren würde, ihn für seine guten
Taten in der Welt bewundern oder die Institution Kirche für die oberste
aller Instanzen halten würde. Die [2][Liste der päpstlichen Verfehlungen
ist lang], das Misstrauen und die Wut bei vielen zurecht groß.
Missbrauchsfälle, Homosexualität, Aidsbekämpfung. Kritik am Papst? Da hat
man gut zu tun und ich mache gerne mit.
Die Zeiten, in denen ich jeden Sonntag (ob mit Ministrantenkluft oder ohne)
im Gottesdienst saß, sind längst vorbei. Ich bete nur noch dann, wenn ich
die Welt verfluche oder jemandem die Pest an den Hals wünsche. Dann hoffe
ich auf Beistand von oben, damit all das doch bitte in Erfüllung gehen
möge. Der Papst also – er hat keine wirkliche Bedeutung für mich. So wie
für viele Katholiken sicher auch.
## Es geht nicht mit ihm - aber ohne ihn auch nicht
Warum ich den Papst dennoch verteidige, bei allem, was er nicht geleistet,
bei allem, worin er versagt hat? Weil er zu meinem Leben als Katholikin
eben irgendwie dazugehört. Weil er, bei aller Kritik, eine Erscheinung ist,
die mich fasziniert. Weniger er als Person, vielmehr er mit seiner Macht
und seiner Position in der Welt. Dass es so jemanden noch gibt, ein
Oberhaupt über eine ganze Kirche, Chef von 1,2 Milliarden Katholiken. Das
fesselt mich auf eine seltsame Weise.
Es geht nicht mit ihm – aber eben auch nicht ohne ihn. Diese Kirche wird
nicht moderner und offener, wenn jemand wie Joseph Ratzinger an ihrer
Spitze steht. Das ist klar und den meisten Katholiken auch bewusst. Aber
Benedikt XVI. ist nunmal Teil dieser Kirche, ob ich oder sonstwer nun will
oder nicht.
Wenn er nun also geht, wenn er ganz unverhofft hinwirft, ist da nicht nur
Freude, und die Hoffnung, dass der nächste Papst es besser macht. Dann ist
da auch ein bisschen Wehmut, ein komisches Gefühl im Magen. Dieser komische
Phantomschmerz eben.
11 Feb 2013
## LINKS
[1] /Papst-legt-Amt-nieder/!110771/
[2] /Papst-Benedikts-Bilanz/!110777/
## AUTOREN
Steffi Dobmeier
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