# taz.de -- G20-Treffen: Währungskrieg ist abgeblasen | |
> Japan soll die Ausnahme bleiben. Die G20-Staaten wollen verhindern, dass | |
> Staaten mit politisch gesteuerten Wechselkursen ihren Export ankurbeln. | |
Bild: EZB-Chef Mario Draghi beim Treffen der G20-Finanzminister in Moskau. Geht… | |
BERLIN taz | Nein, es gibt keinen Währungskrieg. Das ist die Botschaft der | |
Finanzminister und Notenbankchefs der 20 größten Industrie- und | |
Schwellenländer vor ihrem Treffen, das am Freitag in in Moskau begonnenen | |
hat. Der deutsche Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB), Jörg | |
Asmussen, nannte das „Gerede von einem Währungskrieg weit, weit | |
übertrieben“. | |
Den jüngsten Anlass für das Gerede hatte Japan geliefert. Die Regierung in | |
Tokio will durch einen niedrigeren Wechselkurs des Yen japanische Exporte | |
wettbewerbsfähiger machen. Experten fürchten nun, dass andere Länder | |
nachziehen und so einen Abwertungswettlauf zwischen den Währungen in Gang | |
setzen könnten. | |
Das will die G 20 unbedingt verhindern. „Wir wollen nicht staatliche | |
Interventionen in Wechselkurse, sondern wir wollen marktorientierte | |
Wechselkurse“, erklärte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nun in einem | |
Interview. Bundesbankpräsident Jens Weidmann sekundierte: „Die EZB wird den | |
Wechselkurs nicht manipulieren.“ Der Euro reagierte darauf mit | |
Kurssteigerungen und notiert so hoch wie seit einem halben Jahr nicht mehr. | |
## Der Euro soll nicht abgewertet werden | |
Auch EZB-Chef Mario Draghi betonte, die EZB ziele mit ihrer Geldpolitik | |
nicht darauf, den Eurokurs zu beeinflussen. Allerdings hatte Draghi in der | |
vergangenen Woche mit seiner Äußerung, die EZB werde die Entwicklung des | |
Wechselkurses genau beobachten, selbst den Euro heruntergeredet. | |
Händler hatten dies als Hinweis auf eine mögliche Intervention der | |
Notenbank im Falle einer weiteren Euro-Aufwertung interpretiert. Zuvor | |
hatte der französische Präsident François Hollande ein politisch | |
definiertes Wechselkursziel für den Euro ins Gespräch gebracht. Ein zu | |
starker Euro belaste die europäische Exportwirtschaft, so das Argument. | |
Traditionell ist Frankreich eher für einen schwachen Euro. | |
In Japan setzt die neue Regierung unter Ministerpräsident Shinzo Abe ganz | |
bewusst auf eine extrem lockere Geldpolitik, damit auch auf einen niedrigen | |
Yen-Wechselkurs. Weil der Leitzins ohnehin schon fast bei null Prozent | |
liegt, kann die japanische Notenbank zwar nicht mehr mit niedrigeren Zinsen | |
die Konjunktur ankurbeln. Aber sie kann mehr Staatsanleihen aufkaufen und | |
so Geld ins Finanzsystem pumpen. | |
## Ein schwacher Yen soll die japanische Wirtschaft retten | |
Kommt die Yen-Schwemme dann tatsächlich in der Wirtschaft an, sorgt sie | |
nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage für einen sinkenden | |
Wechselkurs. Der bekannte Spekulant George Soros und mehrere Hedgefonds | |
wetteten schon seit der Wahl Abes im vergangenen Dezember auf eine | |
Abwertung des Yen. Mit Erfolg. Soros allein soll damit mehr als eine | |
Milliarde US-Dollar gewonnen haben. | |
Die japanische Wirtschaft steckt unterdessen weiterhin tief in der | |
Rezession. Die Wirtschaft schrumpfte bereits drei Quartale in Folge. | |
Ökonomen zufolge ist daran nicht zuletzt die anhaltende Exportschwäche | |
schuld. Doch die Prognosen sind verhalten optimistisch – auch dank Abes | |
aggressiver Währungspolitik. | |
15 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
Nicola Liebert | |
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