# taz.de -- Iran-Bericht der IAEA: Atomprogramm macht Sorgen | |
> Der Iran verbessert sein Atomprogramm und setzt auch ein kleines Zeichen. | |
> Die USA und Israel reagieren dennoch mit Besorgnis auf diese | |
> Weiterentwicklung. | |
Bild: Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde: Der Iran hat neue, effiz… | |
WIEN/WASHINGTON dpa | Die USA und Israel haben mit Besorgnis auf die | |
Weiterentwicklung des iranischen Atomprogramms reagiert. Die US-Regierung | |
sieht in der Installation verbesserter Zentrifugen zur Urananreicherung | |
eine weitere Verletzung der Forderungen des Weltsicherheitsrats. | |
Nach Ansicht des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu ist | |
Teheran der Möglichkeit zum Bau einer Atombombe näher denn je. Der Iran | |
selbst weist weiterhin alle Vorwürfe zurück. | |
Anlass für die besorgten Reaktionen ist der neue Iran-Bericht der | |
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), demzufolge Teheran in seiner | |
zentralen Anlage zur Urananreicherung in Natans mit der Installation | |
modernerer Zentrifugen begonnen hat. Damit kann das Land künftig mehr Uran | |
schneller auf fünf Prozent anreichern. | |
Bei seiner besonders umstrittenen höheren Anreicherung auf 20 Prozent hat | |
Teheran einen Teil des angereicherten Urans in Brennstoff für einen | |
Forschungsreaktor umgewandelt, womit dieser nicht mehr für den Bau von | |
Atomwaffen verwendet werden kann. Auf 20 Prozent angereichertes Uran kann | |
technisch deutlich schneller auf über 80 Prozent angereichert werden – was | |
für den Bau einer Atombombe notwendig wäre - als schwach angereichertes. | |
## Friedliche Absichten | |
Seit dem IAEA-Bericht vom November hat der Iran seinen Vorrat an | |
20-prozentigem Uran nach Angaben der Inspekteure auf 280 Kilogramm erhöht, | |
wandelte aber einen Teil davon in Brennstoff für einen Forschungsreaktor | |
um. Mit den verbliebenen 167 Kilogramm besitze das Land immer noch 32 | |
Kilogramm 20-prozentiges Uran mehr als zuvor, allerdings deutlich weniger | |
als die Menge von 250 Kilogramm, die mindestens für den Bau einer Atombombe | |
benötigt wird. | |
Teheran hat damit nach eigenen Angaben seine friedlichen Absichten | |
bewiesen. „Nach zehn Jahren der Inspektionen hat der Bericht erneut | |
bewiesen, dass es keine militärische Abzweigung gegeben hat“, sagte der | |
iranische IAEA- Botschafter Ali Asghar Soltanieh am Freitag der | |
Nachrichtenagentur Isna. Der Report dokumentiere zudem, dass die | |
Urananreicherung ohne jegliche Probleme und unter voller Aufsicht der IAEA | |
verlaufe. | |
Israels Premier Netanjahu bezeichnete den IAEA-Bericht dagegen als „sehr | |
ernst“. Der Iran steuere mit seiner Urananreicherung rasch auf eine "rote | |
Linie" zu. Gemeint ist die „rote Linie“, die Netanjahu bei einer Rede vor | |
der UN-Vollversammlung im September 2012 aufgezeigt hatte. | |
Sie markiert den Zeitpunkt, von dem an der Iran nach Ansicht Netanjahus | |
notfalls gewaltsam vom Bau der Atombombe abgehalten werden müsse. Dies sei | |
der Fall, wenn der Iran die zweite Phase der Urananreicherung auf eine | |
mittlere Konzentration von etwa 20 Prozent abgeschlossen habe, hatte er | |
damals erklärt. | |
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, nannte den Einbau | |
modernerer Zentrifugen „einen weiteren provokativen Schritt“. Das Land habe | |
bereits Brennstoff für seinen Forschungsreaktor für mindestens ein | |
Jahrzehnt und erweitere dennoch seine Kapazitäten jenseits ziviler | |
Notwendigkeiten. „Das ist etwas, worüber wir in Almaty zu reden haben | |
werden.“ | |
## Neue Gespräche | |
In der Hauptstadt von Kasachstan will die sogenannte 5+1-Gruppe aus den | |
fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates und Deutschland am | |
kommenden Dienstag neue Gespräche mit dem Iran über sein umstrittenes | |
Atomprogramm aufnehmen. Dabei soll Teheran auch ein neues Angebot | |
unterbreitet werden. | |
Viele Staaten verdächtigen das islamische Land seit Jahren, unter dem | |
Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie an Nuklearwaffen zu | |
arbeiten. Da der Iran nicht ausreichend mit den IAEA-Inspekteuren | |
zusammenarbeitet, kann die Atombehörde dies auch nicht mehr ausschließen. | |
Der UN-Sicherheitsrat hat bereits mehrfach Strafsanktionen verhängt. | |
Teheran bestreitet alle Vorwürfe. | |
„Der Iran hat eine Wahl. Wenn es dem Land nicht gelingt, die Bedenken der | |
internationalen Gemeinschaft auszuräumen, wird es mehr Druck spüren und | |
weiter isoliert werden“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. | |
„Die Last der Sanktionen könnte verringert werden, aber der Iran muss | |
beweisen, dass die geäußerte Verhandlungsbereitschaft auch in konkrete | |
Maßnahmen mündet.“ Hinsichtlich der Gespräche am kommenden Dienstag seien | |
Irans Verhandlungspartner sich einig und gut auf „ernste und substanzielle“ | |
Diskussionen vorbereitet, sagte Carney. | |
22 Feb 2013 | |
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