# taz.de -- Kommentar Krawalle in der Westbank: Zurück auf der Weltkarte | |
> Nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings droht eine dritte | |
> Intifada. Die jetzigen Unruhen nutzen der Abbas-Regierung aber nur, | |
> solange sie nicht eskalieren. | |
Solidarität mit den Häftlingen ist Konsens unter den Palästinensern. Hinter | |
israelischen Gittern sitzen ihre Helden im Kampf gegen die Besetzung. Der | |
Tod eines Insassen nährt deshalb nur allzu rasch des Volkes Zorn. Ein | |
Anheizen der jetzigen Demonstrationen im Westjordanland durch ihre Führung, | |
wie Israel es unterstellt, erübrigt sich daher. Allerdings wird die | |
Palästinensische Autonomiebehörde (PA) vorerst auch nicht allzu viel | |
unternehmen, um die Unruhen zu unterdrücken. Sie passen ihr gerade gut ins | |
Konzept. | |
Die Führung in Ramallah steckt fest. Im sogenannten Friedensprozess tut | |
sich nichts, auch die innerpalästinensische Versöhnung geht nur schleppend | |
voran. Zu allem Übel bleibt infolge des Antrags des Palästinenser auf einen | |
Beobachterstatus in der UNO auch noch ein guter Teil der internationalen | |
Hilfsgelder aus. | |
Die Unruhen rücken das Palästinenserproblem zurück ins Bewusstsein der | |
Weltöffentlichkeit. Also dorthin, wo es vor zwei Jahren Platz für die | |
Arabellion machen musste. Ohne internationales Zutun bewegt sich nichts im | |
Nahen Osten, es sei denn durch Gewalt. Die Hamas hat mit der Entführung des | |
israelischen Soldaten Gilad Schalit die Befreiung von gut eintausend ihrer | |
Häftlinge erzwungen, während die Fatah-Kämpfer des auf Ruhe setzenden | |
Präsidenten Mahmud Abbas unverändert die israelischen Gefängnisse | |
bevölkern. | |
Die Unruhen sind daher ein Weckruf für Israel und für die USA, die sich | |
lieber früher als später zwischen Frieden oder Gewalt entscheiden sollten. | |
Ein weiterer Häftlingstod hinter Gittern ist nur eine Frage der Zeit, wenn | |
sich Israel den Forderungen der Hungerstreikenden nicht beugt. Damit sind | |
auch neue Eskalationen absehbar. Aber Palästinas Sicherheitstruppen haben | |
es satt, weiter für nichts ihren Kopf in die Schusslinie zu halten. | |
25 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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