# taz.de -- Regierungskrise in Slowenien: Eine Frau soll es jetzt richten | |
> Premier Jansa stürzt über eine Korruptionsaffäre. Seine Nachfolgerin | |
> Alenka Bratusek hat zwei Wochen Zeit, um eine Regierung zu bilden. | |
Bild: Vor großen Herausforderungen: Die designierte slowenische Regierungssche… | |
SARAJEVO taz | Nach der Abwahl des slowenischen Premierministers Janez | |
Jansa soll jetzt eine Frau die politische und wirtschaftliche Krise | |
meistern. Die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte 42-jährige Alenka | |
Bratusek von der größten Oppositionspartei Positives Slowenien (PS) soll | |
neue Regierungschefin werden. Sie muss nun die Scherben zusammenklauben, | |
die ihr ihr Vorgänger Janez Jansa hinterlassen hat. Sie muss innerhalb von | |
zwei Wochen eine neue Regierung schmieden und beginnen, auch | |
internationales Vertrauen in die Politik des Landes zurückzugewinnen. | |
Zuletzt stand Jansa ziemlich allein da. Nur noch 33 der 90 Abgeordneten | |
sprachen dem Konservativen am Mittwochabend bei einer Abstimmung im | |
Parlament das Vertrauen aus. | |
Jansa, der seit 25 Jahren die politische Szenerie Sloweniens beherrscht und | |
bereits von 2004 bis 2008 das Amt des Premiers innehatte, war erst vor 13 | |
Monaten nach dem Scheitern einer linken Regierung wieder ins Amt gewählt | |
worden. Seine aus mehreren Parteien bestehende Koalitionsregierung begann | |
in den vergangenen Wochen nach dem Bekanntwerden von Korruptionsvorwürfen | |
zu bröckeln. Zuletzt blieben ihm fast nur die Stimmen seiner Slowenischen | |
Demokratischen Partei. | |
Er scheiterte nicht nur an seinem Unwillen, die Summe von 210.000 Euro auf | |
seinem Konto zu erklären. Die wirtschaftliche Krise des Landes wollte er | |
durch Einsparungen im Staatshaushalt bekämpfen. Die EU spricht von einem | |
aktuellen Defizit von 5 Prozent und einem Minuswachstum von 2 Prozent. | |
Jansa scheiterte bei der Sanierung der fast bankrotten Banken. Weiterhin | |
wollte er das Defizit durch den Verkauf von Staatseigentum reduzieren. | |
Beides misslang. Seine Politik rief die Gewerkschaften auf den Plan: | |
Massendemonstrationen und Streiks begleiteten seine Reformversuche. | |
## Expertin in Sachen Haushaltspolitik | |
Alenka Bratusek stammt zwar aus der Linken. Ob sie aber über genug | |
Autorität verfügt, notwenige und von Brüssel geforderte Sparmaßnahmen | |
politisch durchzusetzen, ist zweifelhaft. Zwar hat sie sich gegen ihren | |
Exparteichef, den Ljubljaner Bürgermeister und Parteigründer von Positives | |
Slowenien, Zoran Jankovic, durchgesetzt. | |
Jankovic hatte nach Korruptionsvorwürfen den Parteivorsitz ruhen lassen, | |
den Bratusek im Januar 2013 kommissarisch übernahm. Kurz darauf kündigte | |
sie an, dass sich Jankovic dauerhaft von der Parteispitze fernhalten müsse, | |
sobald sie als Regierungschefin gewählt sei. Aber ob Bratusek in der | |
eigenen Partei über genug Rückendeckung verfügt und in der Lage ist, neben | |
den anderen linken Parteien auch die für die Regierungsbildung | |
unerlässliche neoliberale Bürgerliste zu integrieren, bleibt abzuwarten. | |
Immerhin versteht sie etwas von Haushaltspolitik. Die Management-Expertin | |
arbeitete seit 1999 im Finanzministerium, wo sie zuletzt die | |
Haushaltsabteilung leitete. Am Mittwoch erklärte sie im Parlament, sie | |
werde, anstatt zu sparen, mehr auf die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums | |
setzen. Sollte eine Regierungsbildung scheitern, müssten Neuwahlen | |
angesetzt werden. | |
28 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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