# taz.de -- CDU hat Verfassungsklage verschlafen: CDU kommt zu spät | |
> Christdemokraten scheitern mit Verfassungsklage gegen den Rückkauf der | |
> Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme. Jetzt wollen sie | |
> argumentativ kämpfen | |
Bild: Könnte bald in Volkseigentum übergehen: Umspannwerk von Vattenfall | |
HAMBURG taz | Der Versuch der CDU-Bürgerschaftsfraktion, den Rückkauf der | |
Energienetze durch eine Verfassungsklage zu verhindern, ist gescheitert. | |
Einstimmig wies das Gericht am Montag eine Klage gegen den Volksentscheid | |
über einen vollständigen Rückkauf der Versorgungsnetze für Strom, Gas und | |
Fernwärme ab. Die Fraktion habe die Klagefrist nicht eingehalten, beschied | |
das Gericht. | |
Die von verschiedenen Verbänden getragene Initiative „Unser Hamburg – unser | |
Netz“ hat für den 22. September, den Tag der Bundestagswahl, einen | |
Volksentscheid durchgesetzt. Dabei sollen die HamburgerInnen darüber | |
abstimmen, ob die Stadt die Netze zu 100 Prozent zurückkaufen soll. | |
Der Senat hatte gestützt auf die SPD-Mehrheit in der Bürgerschaft einen | |
Anteil von 25,1 Prozent zurückgekauft. Zugleich vereinbarte er mit den | |
Versorgern verschiedene Projekte, um die Energiewende in Richtung | |
erneuerbare Energien voranzubringen. | |
Die Fraktionen der CDU wie der SPD bedauerten, dass sich das Gericht nur | |
mit der formalen Frage der Zulässigkeit des Volksentscheids befasst und die | |
Frage der inhaltlichen Rechtmäßigkeit ausgeklammert habe. „Wir haben wegen | |
der abgelaufenen Klagefrist das Verfassungsgericht bewusst nicht | |
angerufen“, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Weil das Urteil zu | |
erwarten gewesen sei, habe die CDU den Gegnern der Verstaatlichung einen | |
Bärendienst erwiesen, kommentierte die FDP-Fraktion. | |
CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich kündigte an, jetzt in die inhaltliche | |
Debatte einzusteigen. Das Gericht habe offengelassen, „welche Regeln für | |
Volksentscheide in Bezug auf das Budgetrecht und in Bezug auf die | |
Formulierung des Abstimmungstextes gelten“. | |
Wersich und seine Fraktionskollegen finden, dass die hohen Ausgaben für den | |
Rückkauf von mehr als einer Milliarde Euro nicht über die Bürgerschaft | |
hinweg beschlossen werden dürften, deren höchstes Recht es ja sei, über die | |
Ausgaben der Stadt zu bestimmen. Außerdem sei der Abstimmungstext, der als | |
Ziel „eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch | |
kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“ nennt, | |
irreführend. Diese Ziele könnten durch den Rückkauf der Netze nicht | |
erreicht werden. | |
Die Grünen pochen nicht auf das Budgetrecht des Parlaments: „Die | |
Bürgerinnen und Bürger müssen gerade über wichtige Entscheidungen abstimmen | |
können – auch wenn das Geld kostet“, kommentierte der Abgeordnete Jens | |
Kerstan. Die Linke sieht durch das Urteil die direkte Demokratie gestärkt. | |
5 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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